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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition)
Autoren: H. J. Anderegg
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bleiben. Der Zeiger stand am Anschlag bei fünf Prozent! Mehr konnte das alte Gerät nicht anzeigen.
    »Wir müssen hier raus. Schlechtes Wetter!«, rief er entsetzt. Wie hoch war die Konzentration wirklich, fünf, zehn Prozent? Es spielte keine Rolle, der kleinste Funke im Innern eines Telefons konnte jetzt ein verheerendes Schlagwetter auslösen. Der Fremde schien ihn nicht zu verstehen. Seelenruhig fuhr er mit seiner Arbeit fort. Eds Gedanken rasten, und plötzlich wusste er, was er tun musste. Zu allem entschlossen packte er den Stapel Papiere, rannte blitzschnell mit eingezogenem Kopf ein Stück weiter in den Seitenstollen hinein bis zur Abzweigung, die er suchte.
    »Halt, oder ich schieße!« Der Fremde war ebenso schnell aufgesprungen und zielte mit einer Pistole auf ihn.
    »Nein!«, schrie Ed in Todesangst. Gleichzeitig knipste er die Lampe aus und stürzte sich in den steil abfallenden Seitenstollen. Laut fluchend suchte ihn sein Verfolger. Nicht schießen, nur nicht schießen! , betete Ed im Stillen, während er so lautlos wie möglich im stockdunklen Labyrinth weiter schlich. Er kannte den Weg, der Andere nicht. Wenn er jetzt keinen Fehler machte, hätte der Fremde keine Chance, ihn zu finden. Der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, als er mit dem Fuß in einem Loch hängen blieb und mit einem Schmerzensschrei der Länge nach hinfiel. Ein Schuss löste sich mit einem grellen Blitz. Den Peitschenknall hörte er nicht mehr, denn im selben Augenblick brach die Hölle los. Der ganze Berg schien in Flammen zu stehen. Mit ohrenbetäubendem Getöse krachten Stützwände zusammen, Stollen füllten sich mit Schutt, und eine Druckwelle fegte unerbittlich durch die Gänge und Schächte wie der Gluthauch eines bösen Geistes, der jegliches Leben in der Mine vernichtete. Ed lag reglos am Boden. Er sah und hörte nichts mehr.

KAPITEL 15
     
Blaenavon, Wales
    N eben dem Weg zum Haus lag ein Haufen Dornengestrüpp. Gott sei Dank , dachte Lauren erleichtert, als sie die frisch geschnittenen Zweige sah. Ed musste zu Hause sein, sie kamen nicht zu spät. Klopfenden Herzens rannte sie zur Tür, genau wie damals, wenn sie als kleines Mädchen ihren Onkel besuchte.
    »Ed, mach auf, ich bin’s, Lauren!«, rief sie und blickte neugierig durch das Fenster in die Stube. Sie war leer. Als niemand antwortete, rief sie lauter und polterte an die Tür. Die quietschte leise in den Angeln und schwang langsam auf, als würde sie die Besucher einladen ins Geisterhaus. Vor Schreck zuckte Lauren so heftig zurück, dass sie über den Treppenabsatz stolperte, direkt in Charlies Arme.
    »Hast du ein Gespenst gesehen?«, grinste er, aber sein Lächeln erstarb sofort, als er die offene Tür sah. »Vielleicht ist er hinter dem Haus«, murmelte er betroffen.
    »Es gibt kein hinter dem Haus. Wenn er da wäre, hätte er mich längst gehört.« Sie schaute ihn hilflos an. »Charlie, was ist los hier? Er wird doch nicht ...«
    »Sehen wir nach«, antwortete er ruhig. Mit weichen Knien trat sie zur Seite, ließ ihn vorangehen. Sie fürchtete das Schlimmste, hatte nicht die Kraft, ihren greisen Onkel in seinem Blut liegen zu sehen.
    »Suchen Sie Ed?«, rief ein dünnes Stimmchen von der Strasse her. Die hagere Frau mit auffällig roten Wangen im fahlen Gesicht hatte ihre zwei Einkaufstaschen abgestellt und spähte zum Haus herüber. »Der ist nicht da, wurde vor einer Stunde etwa abgeholt.« Lauren humpelte zu ihr hin, so schnell es ihr Klumpfuss zuließ.
    »Abgeholt, von wem?«, fragte sie atemlos.
    »Ich weiß nicht. Vornehme Limousine.« Die Frau überlegte, doch das Einzige, was ihr noch einfiel, war ein abschätziges: »Engländer!« Lauren schöpfte Hoffnung und erschrak zugleich.
    »Engländer? Haben Sie sich das Kennzeichen gemerkt?«
    »Nein, warum sollte ich?« Charlie kam aus dem Haus und trat hinzu. Er schüttelte nur stumm den Kopf, als ihm Lauren einen fragenden Blick zuwarf. Ed war nirgends zu finden, und aus der Bohnenstange da war auch nicht viel herauszuholen. Zum Verzweifeln. Die Limousine musste nichts zu bedeuten haben, aber sie glaubte nicht mehr an solche Zufälle. Charlie ebenso wenig, denn er ließ nicht locker, bis die Frau ihnen alles gesagt hatte, was ihr Gedächtnis hergab.
    »Sie sind nicht die Hauptstrasse hinunter gefahren, sondern nach Westen«, murmelte er nachdenklich. Unwillkürlich schauten alle drei in die Richtung, aus der hin und wieder Donnergrollen zu hören war. »Die Strasse führt zum Bergwerk.«
    »Und
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