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Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Titel: Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein
Autoren: Josef Carl Grund
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noch einmal. „Was soll das bedeuten?“
    „Ix, Ypsilon, Zet“, murmelte Vater Sim. Das heißt soviel wie: Ich bin mit meiner Weisheit am Ende.
    Der kleine Bim faßte sich zuerst. „Ich könnte die zwei netten Menschenkinder fragen“, schlug er vor.
    „Eine gute Idee“, lobte Mutter Sala. „Die beiden sehen und verstehen uns. Genau solche Menschenkinder hat Onkel Zack unserem kleinen Bim zum Training empfohlen. Ich schlage vor, daß Bim mit ihnen Freundschaft schließt.“
    „O ja!“ rief der kleine Bim begeistert. „Darf ich gleich nach oben fliegen?“
    „Flieg auf eines der Summfässer“, befahl Vater Sim.
    Der kleine Bim gehorchte.
    „Eigentlich sollte ich dich durch den ganzen Keller wirbeln, weil du uns ausgerückt bist!“ grollte Vater Sim.
    „Ach, Papi“, sagte der kleine Bim vom Öltank herunter, „ich hab mich doch schon entschuldigt.“
    Mutter Sala setzte sich neben ihn. „Schon gut, Bimi“, flüsterte sie ihm zu. Ihr Zorn auf den Ausreißer war längst wieder verraucht.
    „Na ja“, brummelte Vater Sim, „dann paß mal auf.“
    „Ja, Papi.“
    „Normale Menschen hören uns nur poltern und heulen“, erklärte Vater Sim, „aber sie verstehen nicht, was wir sagen, und können uns vor allem nicht sehen. Deshalb fürchten sie uns. Normale Menschen fürchten alles, was sie nicht sehen und verstehen können.“
    „Ich möchte nicht, daß der nette Menschenjunge und das nette Menschenmädchen Angst vor mir haben“, warf der kleine Bim ein. „Ich möchte sie ausfragen und mit ihnen spielen. Und Menschen erschrecke ich überhaupt nicht gern. Viel lieber erschrecke ich Ratten und Mäuse, dicke Brummer, Frösche, Kreuzottern, Karnickel und Miezekatzen.“
    „Die beiden Menschenkinder fürchten dich sowieso nicht, weil sie dich sehen und sich mit dir unterhalten können“, sagte Vater Sim. „Aber ich mag Menschen nicht besonders, wenn sie keine Angst vor uns haben. Wie leicht könnten sie dir einreden, daß es Schöneres gebe als Poltern und Heulen.“
    „Vielleicht gibt es tatsächlich Schöneres“, warf Mutter Sala ein.
    Vater Sim schüttelte den Kopf. „Für uns nicht. Wir
    sind nun mal Poltergeister wie unsere Eltern, Großeltern, Ur-, Urur- und Urururgroßeltern. Soll da unser Zubi etwas anderes werden?“
    „Bitte, Papi“, fragte der kleine Bim, „was ist ein Zubi?“
    „Nichts Besonderes“, brummelte Vater Sim unbehaglich. „Vergiß es; es ist mir nur so herausgerutscht.“ Der kleine Bim wandte sich an Mutter Sala: „Weißt du, was ein Zubi ist, Mami?“
    „Leider nicht“, antwortete Mutter Sala.
    „Wenn du es mir nicht sagst, Papi, schmolle ich“, sagte der kleine Bim.
    „Laß mich in Ruhe!“ grollte Vater Sim.

 

Da flatterte der kleine Bim vom Öltank hinunter, duckte sich in einer Ecke zusammen, ließ den Kopf hängen, zog das Mundloch nach unten und kniff die Gucklöcher zu. Es sah unheimlich betrübt aus.
    „Jetzt schmollt er“, sagte Mutter Sala leise zu Vater Sim. „Aber — was bedeutet Zubi denn nun wirklich? Mir kannst du es ja verraten.“
    Der kleine Bim tat, als habe er sich völlig in sich zurückgezogen. Dabei lauschte er mit seinem ganzen Körper. Und er hörte Vater Sim flüstern: „Zubi ist die Abkürzung für zurückgebliebener Bim’. Ich hätte es nicht sagen dürfen, das weiß ich. Aber ich ärgere mich immer wieder darüber, daß ausgerechnet unser Sohn nicht laut genug poltern und heulen kann. Er ist zurückgeblieben wie eine Kaulquappe, die kein richtiger Frosch werden möchte.“
    Zubi ist eine Gemeinheit, dachte der kleine Bim.
    Dann wurde er wirklich traurig und schluchzte vor sich hin.
    „Uiiiiiiih! — Ui — ui — uiiih!“

    Es klang wie ein auseinandergezogener Kaugummi.
    Das ging Mutter Sala durch und durch. „Hör nur, wie er winselt, Schatzi“, flüsterte sie ihrem Mann zu. „Ich denke, wir sollten ihn zu den Menschenkindern zurückfliegen lassen. Sie werden ihn vielleicht aufheiter ; und wenn Onkel Zack recht behält, werden sie ihm sogar helfen.“
    „Und mir dann siebenhundertsiebenundsiebzig Purzelbäume verpassen, wie?“ murmelte Vater Sim.
    „Uiiiiiiiiiiiiiih!“ jaulte der kleine Bim. „Ui — ui — ui — ui — uuuuuuuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiih!!!“ Jetzt hörte es sich wie das Gewinsel eines jungen Dackelhundes an, dem ein Unvorsichtiger auf den Schwanz getreten war.
    „Hör auf“, brummte Vater Sim, „ich gebe ja schon nach. Und wenn die Menschenkinder tatsächlich etwas Richtiges aus dir machen,
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