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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)
Autoren: Rolf D. Sabel
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seit der ihm seine Tochter entführt und geheiratet hat, obwohl Segestes sie einem anderen versprochen hatte.«
    Mich überkam ein deutliches Unwohlsein. Meine Nackenhaare sträubten sich. Ich verspürte eine unbekannte Gefahr und konnte doch nicht sagen, weshalb. Die Warnungen jenes Segestes waren mir bisher unbekannt gewesen. Behutsam blickte ich mich um, aber wohin ich auch schaute, ich sah in verschlossene, ernste Gesichter. Doch fehlte es mir, dem jungen Tribun Gaius Pontius Pilatus, an Mut, meine Bedenken vorzutragen.
    Zwei Tage brauchten wir, um alles für den Aufbruch vorzubereiten. Zwei Tage, um das Chaos zu ordnen, das der Aufbruch einer solchen Menschenmenge zwangsläufig mit sich bringt. Am dritten Tag weckten uns heftige Regenfälle, die gegen die feuchten Zeltplanen prasselten. Blitz und Donner tobten über unseren Köpfen und machten die Pferde und Trosstiere rasend. Jupiter selbst schien uns mit seinem Zorn zu warnen.
    Es war ein riesiger Heereszug, der sich da auf den Weg durch die dunkle Wildnis des Saltus Teutoburgiensis machte: drei Legionen, sechs Auxiliarcohorten, drei Reiteralen und ein unüberschaubarer Tross an Weibern, Knechten, Sklaven und gar Kindern, mehr als 25 000 Mann. Gegen die fünfte Stunde brachen wir auf ...

IV.
     
    Eine Woche vor Weihnachten brummte die Kölner City. Die Parkhäuser waren zum Bersten voll, in den Kaufhäusern ärgerten sich ungeduldige Kunden über genervte Verkäufer und umgekehrt. Paketbeladene Menschen eilten nach Hause und stießen mit denen zusammen, die den Einkauf noch vor sich hatten. Busse aus Holland,Belgien oder England spuckten froh gestimmte Touristen mit gut gefüllten Geldbörsen über die Weihnachtsmärkte aus, die Taschendiebe rieben sich die Hände, was eben ein feiertagsbedingter Konsumrausch in einer Großstadt so mit sich bringt. Rechtzeitig vor dem Fest war das frostkalte Winterwetter einem schmuddeligen Regenwetter gewichen. Schirm und Regenjacke ersetzten Schal und Wollmütze. Für die Kölner ein vertrauter Klimawechsel.
    Wie viel mehr Ruhe herrschte da doch in der alten romanischen Kirche von St. Pantaleon. Der Küster war mit einigen älteren Damen der Frauengemeinschaft bemüht, die Dekoration für die bevorstehenden Feiertage zu richten, die Organistin übte das Weihnachtskonzert von Corelli, und Pfarrer Diefenstein saß im angrenzenden Pfarrhaus grübelnd über seiner Weihnachtspredigt.
    Hin und wieder lauschte ein verärgerter Küster auf die Geräusche, die aus der Krypta kamen. Der Bohrlärm hatte endlich aufgehört, an seine Stelle waren die leisen, zischenden Geräusche des Schweißbrenners getreten. Man hatte beschlossen, das alte Rohr auf gesamter Länge durch moderne Kupferrohre zu ersetzen, und die Arbeiten waren mittlerweile fast abgeschlossen.
    Der Pfarrer hatte erleichtert geseufzt: Untragbar die Vorstellung, dass die Weihnachtsmesse durch irgendwelche Arbeitsgeräusche aus der Krypta gestört worden wäre. Hätte er aber einen Blick in seine Krypta geworfen, wäre er doch sehr erstaunt gewesen:
    Den verschwundenen Bohrhammer hatte Hellinger schon am frühen Morgen mittels einer Leiter geborgen, war dabei aber völlig überraschend auf eine alte Münze und Reste von Tontöpfen oder Ähnlichem gestoßen. Deshalb wollte er das Loch unbedingt noch einmal gründlicher untersuchen.
    »Wenn wir Feierabend haben«, so hatte er Heinen instruiert, »sagen wir dem Küster, wir müssten noch ein paar Überstunden machen. Und dann sehen wir uns die Sache ganz genau an. Braucht ja keiner zu wissen. Wo eine Münze ist, da sind meistens auch noch mehr. Wer weiß, vielleicht findet sich unter der alten Krypta so was wie ein Schatz?«
    Heinen hatte nur müde genickt. Frostschauer und Gliederschmerzen machten ihm zu schaffen, seine Stirn war fieberwarm.
    Am Spätnachmittag hatte Blaschke noch einmal einen Blick in die Krypta geworfen und sich mit der Erklärung der beiden Männer seufzend zufrieden gegeben.
    »Schließen Sie aber gut ab«, hatte er noch gesagt, »nach der Abendandacht bin ich weg. Meine Schwägerin hat Geburtstag.«
    Besser kann es gar nicht kommen, hatte sich Hellinger gedacht, dem Küster empfohlen, sich keine Gedanken zu machen und freundlich einen »schönen Abend« gewünscht.
    »Halt die Leiter fest und gib mir die Taschenlampe!«
    Ergeben reichte Heinen das Gewünschte und sah frierend zu, wie sein Kollege in der dunklen Vertiefung verschwand.
    »Siehst du irgendwas?«
    »Wart’s ab. Es ist ziemlich dunkel hier
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