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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)
Autoren: Rolf D. Sabel
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unten. Man sieht die Hand vor Augen nicht.«
    Quälende Minuten der Stille vergingen. Die Kirche lag längst in tiefer Dunkelheit, und die Krypta wurde nur noch von zwei Arbeitslampen notdürftig erhellt.
    »Wirf mir mal die Hacke herunter. Ich muss hier in die Erde.«
    Ungeduldig lief Heinen um das Loch herum. Hastig schluckte er eine weitere Aspirin. Wie sehnte er sich nach einem warmen Bad und seinem Bett. Seine Frau würde ihm einen heißen Tee machen, dann ein paar Stunden Schlaf und ab nach Österreich. Weihnachten im verschneiten Ötztal, ein absoluter Traum.
    »Ich hab was«, tönte plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit.
    »Münzen? Gold?« Tief beugte sich der junge Mann über das Loch, seine Beschwerden schienen für einen Augenblick wie weggezaubert.
    »Nein, eine Lederrolle oder so was. Wirf mir mal den Korb runter.«
    Heinen tat wie geheißen und warf seinem Kollegen den Schuttkorb herunter. Minuten später tauchte das verschmutzte und vor Aufregung glühende Gesicht Hellingers auf.
    »Und? Haste was gefunden?« Heinens Stimme klang aufgeregt.
    Hellinger deutete auf den Korb. »Weiß nicht, was das ist. So ein paar Lederrollen. Und Scherben, jede Menge alter Tonscherben.«
    Mit einer raschen Bewegung fegte er Arbeitsmaterial und Werkzeug von dem hölzernen Arbeitstisch und legte behutsam vier alte, verschlissene Lederrollen darauf.
    »Was ist da drin?«
    »Bin ich Hellseher? Aber alt sind die Dinger, uralt.«
    Er tastete vorsichtig über das brüchige Leder. »Kein Metall«, murmelte er enttäuscht, »keine Münzen!«
    »Mach mal eine auf«, riet Heinen, dem die Enttäuschung anzumerken war.
    Hellinger nickte und nahm einen Seitenschneider. Behutsam löste er den Verschluss, der wie eine Plombe die Lederrolle verschloss. Mit spitzen Fingern griff er in die geöffnete Rolle.
    »Und?«, rief Heinen atemlos.
    »Warte doch ab, Mensch. Da ist was!«
    Er zog die Finger aus der Rolle und schaute verblüfft auf das, was ihm unter den Fingern förmlich zu zerrinnen schien. Bröcklig und bröselig fiel der Inhalt auf den Tisch, um sich gleich darauf in kleinste Elemente aufzulösen.
    »Was ist das denn?«
    »Eine alte Schriftrolle oder so was«, antwortete Hellinger mit heiserer Stimme. »Ne ganz alte Schrift. Aber leider scheint sie sich aufzulösen, wenn man sie herausholt.«
    »Der Sauerstoff«, meinte Heinen fachmännisch, »hab’ ich schon mal im Fernsehen gesehen. Die hatten da auch solche Schriften gefunden, irgendwo in Ägypten oder so, und kaum hatte man sie an die Luft geholt, lösten sie sich auf. Einfach so.«
    Hellinger nickte. Sauerstoff konnte sehr aggressiv sein, vor allem, wenn er auf papierähnliche Substanzen aus grauer Vorzeit traf.
    »Wie kommen die wohl hierhin?«
    Hellinger zuckte mit den Achseln und wies auf die kleine Gittertür.
    »Römische Ausgrabungen, du hast doch gehört, was der Pfarrer gesagt hat. Bestimmt war hier mal ’ne Villa, und jetzt haben wir ein Stück aus der Bibliothek ausgegraben.«
    Er rieb sich die klammen Hände. »Könnte ein fettes Stück Geld für uns drin sein.«
    Heinen blickte ihn skeptisch an. »Geld? Wieso? Du siehst doch, was mit den Dingern passiert, wenn man sie aus dem Lederzeug herausholt. Wie sollen wir die zu Geld machen?«
    Heinen war die personifizierte Ratlosigkeit.
    Hellinger angelte sich trotz des Verbots eine weitere Zigarette und blies den Rauch in kleinen Kringeln aus. Mit einem leicht überheblichen Grinsen blickte er seinen Kollegen an.
    »Okay, die hier ist hin. Mit den anderen muss man also vorsichtiger sein. Ich hab einen Nachbarn, der sich mit so was auskennt. Ein pensionierter Lehrer, der wird uns vielleicht helfen können, mach dir keine Gedanken.«
    Dabei klaubte er die wenigen größeren Reste zusammen, die von der Schriftrolle übrig geblieben waren, und legte sie vorsichtig in sein Notizbuch.
    Die übrigen Rollen verstaute er behutsam in seiner Aktentasche. Dann legte er seine Hand auf die Schulter seines Kollegen und zog ihn dicht zu sich heran, als wäre die Krypta voller Zeugen.
    »Heinen, hör zu! Kein Wort darüber, zu keinem! Was das hier ist, weiß ich nicht. Aber es ist alt, sehr alt. Vielleicht von den Griechen oder Römern. Und für so was zahlen Museen eine ganze Menge Geld. Manchmal gibt es auch reiche Spinner, die dafür einen Haufen Kohle abdrücken. Aber wenn herauskommt, dass wir das hier gefunden haben, dann müssen wir alles abgeben, an die Kirche oder den Kardinal oder so. Und Ärger mit dem Chef kriegen wir
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