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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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einer weit entfernten Straßenlaterne auf dem Fluss. Es gab in Friedenberg auch Füchse, ein paar Kojoten und jede Menge Hunde. Aber das hier hatte wie ein Wolf ausgesehen.
    »Sawyer«, flüsterte ich. Die einzige Antwort war das Heulen einer Windböe.
    Ich hielt mein Gesicht in die Nacht hinein, um meine Haut von der Brise kühlen zu lassen. Stattdessen umgab mich schwülwarme Luft ohne die leiseste Bewegung. Kein Wind also, aber definitiv ein Heulen.
    Scheiße. Luther.
    Ich rannte zur Frontseite des Hauses. Obwohl mir all meine Instinkte befahlen, wild um mich schießend um die Ecke zu stürmen, blieb ich stehen und überprüfte zuerst die Straße. Blindlings auf offenes Gelände zu rennen, das war höchstens eine effektive Methode, sich den Kopf wegblasen zu lassen. Wahrscheinlich hätte mich zwar nicht einmal das töten können, aber die Heilung würde doch ziemlich lange dauern. Bis dahin konnte Luther tot sein.
    Außerdem waren da noch die zusätzlichen Bedenken wegen meiner möglichen Schwangerschaft. Ich wollte nicht schwanger sein, konnte mir kaum etwas vorstellen, das ich weniger hätte gebrauchen können  – außer vielleicht einen langsamen, qualvollen Tod durch einen Nephilim. Aber ich konnte nun mal nichts daran ändern. Wenn ich Sawyers Kind in mir trug, war er, sie oder es alles, was von seiner Magie übrig geblieben war  – neben dem, was er an mich weitergegeben hatte. Ich musste diese Gabe beschützen. Das hatte ich versprochen.
    Es war vier Uhr früh an einem Freitagmorgen und die Hauptstraße menschenleer. Friedenberg brüstete sich mit seinen zahlreichen Kneipen  – es war immerhin Wisconsin. Aber sie hatten pünktlich geschlossen, und inzwischen waren alle längst schon wieder zu Hause.
    Keine Spur von Luther. Verdammt.
    »Junge?« Ich wollte nicht laut rufen, aber bald würde mir nichts anderes übrig bleiben.
    Ich eilte an der Vorderseite des Nippesladens vorbei, so konzentriert auf die nächste Ecke, dass ich fast übersehen hätte, was da eingehüllt im Hauseingang lag. Ich war schon daran vorbeigelaufen, als mir klar wurde, was ich gesehen hatte. Also bremste ich ab und ging ein paar Schritte zurück.
    Auf der obersten Treppenstufe stand, in eine Decke gewickelt, ein Korb. Obwohl es in der Türnische dunkel und die Decke nicht gerade farbenfroh war  – entweder schwarz oder dunkelblau  – , konnte ich unter der Decke eine Bewegung ausmachen.
    Ich spürte ein Kribbeln im Nacken und kämpfte gegen den Drang an, dort eine imaginäre Stechmücke zu erschlagen. Ich wagte nicht, diese Stelle zu berühren, wenn ich es nicht wirklich wollte. Sawyer war nicht der Einzige, der Tattoos hatte  – und sie benutzen konnte.
    Hatte mir jemand einen Korb mit giftigen Schlangen, Taranteln oder Gila-Krustenechsen vor die Tür gestellt? Vielleicht eine neue Züchtung, wie einen Landhai, eine Trockenqualle oder einen winzigen Minivampir? Oh, ich habe auch schon weit merkwürdigere Dinge gesehen.
    Das Heulen, das ich vorhin gehört hatte, erklang erneut  – es kam aus dem Körbchen. Ich beugte mich vor und hob die Decke an einem Ende mit dem Lauf meiner Glock ein wenig an. Was ich darunter entdeckte, ließ mein Herz schneller schlagen, als es jeder Vampir vermocht hätte. Ich ließ die Decke wieder fallen und stolperte fast über meine eigenen Füße, so eilig wich ich zurück.
    »Schöne Scheiße«, murmelte ich.
    Jemand hatte mir ein Baby vermacht.

2
    D as Kind fing jetzt richtig zu weinen an, dieses Geräusch konnte
man beim besten Willen nicht mehr für den Wind halten. Schon bald würde jemand aus seinem Haus kommen und fragen, warum ich hier mit einem Gewehr herumschlich. Dieser Jemand würde auch wissen wollen, warum auf der Treppe zu meinem Haus ein Baby in einem Korb lag. Das hätte ich selbst ziemlich gern gewusst.
    Ich näherte mich vorsichtig und zog die Decke weg  – diesmal mit der Hand. Das Kind blinzelte. Lange, dunkle Wimpern rahmten seine hellen Augen ein, deren genaue Farbe ich in der Nacht nicht erkennen konnte. Das runde Gesicht verfinsterte sich, als das Baby tief einatmete, bevor es dann so richtig loslegte.
    »Nimm sie hoch.«
    Ich fuhr so heftig zusammen, dass ich beinahe das Gewehr fallen gelassen hätte. Vorsichtig nahm mir Luther die Waffe aus der Hand.
    »Sie?«, fragte ich, worauf er mit den Schultern zuckte.
    »Sieht doch wie eine Sie aus, oder?«
    Das Kind trug zwar nur eine Wegwerfwindel, die allerdings war rosa. Das hätte ich als ersten Anhaltspunkt nehmen
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