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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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wollte gerade zu dir kommen, mein Kind.« Ruthies Stimme kam aus Luthers Mund.
    »Warum?«
    »Ich habe einen neuen Fellläufer für uns gefunden. Er heißt Sani.«
    Sawyers Wissen über die Magie war mit ihm gestorben. Zwar hatte ich jetzt seine Kräfte, aber ich hatte überhaupt keinen Schimmer, wie ich sie anwenden sollte. Deshalb hatte Ruthie ja auch nach jemandem von meiner Art gesucht. Sawyer hatte mit den Toten sprechen können, und das war in diesem Moment  … genau das, was ich brauchte.
    »Der Mann hat Sawyer alles beigebracht, was er wusste«, fuhr sie fort.
    »Der Typ lebt also noch?« Da Sawyer schon antik war, musste Sani sozusagen mesozoisch sein.
    Ruthie warf mir aus Luthers Gesicht einen langen Blick zu. Ein Fellläufer starb nur, wenn er sich auch dafür entschied, deshalb waren die meisten von ihnen wohl steinalt. Buchstäblich.
    »Wie komme ich zu ihm?«, fragte ich.
    »Du biegst bei den Badlands rechts ab und fährst dann immer weiter geradeaus, bis du zu den Black Hills kommst. Der Ort heißt Inyan Kara. Ein heiliger Berg der Lakota.«
    »Fellläufer sind Navajo. Was zum Teufel macht einer von denen im Lakota-Gebiet?«
    »Ein heiliger Berg ist ein heiliger Berg. Und jeder Fellläufer braucht einen eigenen. Mount Taylor gehörte Sawyer seit  … «
    »Dem Anbeginn der Zeit«, vermutete ich.
    »Fast.«
    »Wenn dieser Mann Sawyer alles beigebracht hat, warum hat er sich Mount Taylor dann nicht selbst unter den Nagel gerissen?«
    »Das hat er ja auch.«
    »Aber er ist trotzdem in South Dakota.«
    »Wyoming«, korrigierte sie mich. »Der Inyan Kara liegt in dem Teil der Black Hills, der zu Wyoming gehört. Er bildet mit dem Bear Butte und dem Devil’s Tower ein heiliges Dreieck. Mächtige Magie.«
    »Lakota-Magie.«
    Luthers knochige Schultern hoben und senkten sich erneut. »Sani kann die Magie aus jedem Berg nutzen.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, warum er Mount Taylor eigentlich aufgegeben hat.«
    »Er hat ihn ja gar nicht aufgegeben«, sagte Ruthie, und irgendetwas in ihrer Stimme verriet mir die Wahrheit.
    »Sawyer hatte ihm den Berg weggenommen.«
    Luthers Kinn sackte bestätigend auf die Brust.
    »Der Typ wird ja vor Begeisterung ausflippen, dass er mir beim Beschwören gerade des Mannes helfen soll, der ihm seinen Zauberberg gestohlen hat«, murmelte ich. Indianer waren verständlicherweise empfindlich, wenn es um das Wegschnappen von Land ging.
    »Sani wird dir helfen. Er muss es tun.«
    »Warum?«
    »Am Ende deiner Reise wirst du alles wissen, was du wissen musst.«
    Ich hasste es, wenn Ruthie solchen Scheiß redete.
    Doch ich sparte mir die Mühe, sie darüber auszufragen, was ich denn nun auf dieser Reise lernen mochte. Selbst wenn sie es gewusst hätte, sie hätte es mir nicht verraten. Der Weg war eben ein Teil des  … Weges.
    »Was bedeutet ›Sani‹?«, fragte ich.
    »Der Alte.«
    »Wie hat man ihn genannt, als er noch jung war?«
    »Sani war nie jung.«
    Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Das wollte ich jetzt wirklich nicht wissen.
    »Was ist los?«, fragte Ruthie. »Ich dachte, du würdest deine Tasche schnappen und wärst schon aus der Tür, bevor ich überhaupt dazu käme, dir den Ort zu nennen.«
    Das hätte ich auch gedacht. Doch auch wenn ich keine Fragen zu meiner Reise stellen würde, so hatte ich doch einige Fragen zu einem anderen Thema.
    »Ich habe ein kleines Problem«, sagte ich. Dann ging ich auf die Knie und zog das fauchende, spuckende Kätzchen unter der Matratze hervor.
    Ruthie starrte es eine Minute lang an, dann hob sie den Blick. »Wir haben keine Zeit für ein Haustier.«
    »Das hier war vor zehn Minuten noch ein Baby.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    Ruthie schnaubte. »Okay. Wie ist das passiert?«
    Ich ließ das Kätzchen wieder unters Bett flitzen und griff nach der Decke, hielt den weichen Stoff hoch, damit sie die Wahrheit erkennen konnte. »Du verstehst?«
    Luthers Augen weiteten sich. »Kein Scherz?«
    »Du hast es nicht gewusst?«
    »Nein.«
    Ich wusste nicht, ob ich ihr glauben sollte. Ruthie befand sich zurzeit in ihrem eigenen, ganz privaten Himmel, wo die Sonne immer schien und es niemals  – wirklich niemals  – regnete. Sie kümmerte sich um Kinder, die diese Welt zu früh und in der Regel gewaltsam verlassen mussten, und ließ ihnen noch eine Extraportion Liebe und Aufmerksamkeit zukommen, bevor sie sie auf ihren Weg ins Licht schickte.
    Außerdem führte sie aus dem Jenseits unsere Seite des Krieges an. Ich trug zwar den Titel
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