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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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menschlichen Gesicht eines Nephilim verbarg. Jetzt aber sprach sie durch Luther. Ich hatte nämlich ein Dämonenproblem.
    »Da draußen ist etwas«, sagte ich.
    Luther zog sein Silbermesser genauso schnell, wie ich vorhin meins gezogen hatte. Die meisten Gestaltwandler kann man mit Silber töten, und selbst wenn nicht, so hält es sie zumindest auf.
    »Spricht Ruthie wieder mit dir?« Luther war schon auf dem Weg zur Tür, die zur Hintertreppe führte.
    »Nein.« Ich blieb stehen, um Luthers und mein Gewehr vom Nachttisch zu nehmen  – wenn ein Silbermesser wirkte, war eine Silberkugel noch besser  –, dann eilte ich ihm nach.
    Wir warfen unsere Messer auf den Küchentisch. Der Junge griff nach der Türklinke, doch ich schob mich vor ihn. Luther war ein Neuling. Nicht, dass ich selbst ein alter Hase gewesen wäre. Ich machte diesen Job noch keine vier Monate. Aber ich war die Anführerin, und das bedeutete eben, dass ich als Erste durch die Tür musste.
    Früher hatte ein Seher  – jemand mit der übersinnlichen Fähigkeit, Nephilim in ihrer menschlichen Gestalt zu erkennen  – mit mehreren Dämonenjägern zusammengearbeitet. Diese Regelung war aber beim Teufel, seit die Nephilim die Föderation infiltriert und drei Viertel der Gruppe ausgelöscht hatten. Die verbleibenden Mitglieder taten nun alles, was in ihrer Macht stand. Seher wurden zu Dämonenjägern, Dämonenjäger zu Sehern, und jeder tötete einfach alles, was ihm in die Quere kam.
    »Wenn Ruthie noch immer nicht zu dir spricht, woher weißt du dann, dass da draußen etwas ist?«, fragte Luther verständlicherweise.
    Ich hatte nicht vor, ihm zu erzählen, dass ich im Traum Besuch von den Toten gehabt hatte. Nicht, dass ihn diese Nachricht schockiert hätte. Luther bekam schließlich jeden verdammten Tag Besuch von den Toten. Aber ich wollte jetzt nicht darüber sprechen. Jetzt wollte ich nur wissen, was sich da draußen befand. Und dann wollte ich es töten.
    Auf bloßen Füßen schlich ich fast lautlos die Treppe hinunter. Luther war sogar noch leiser. Er war zur Hälfte Löwe, da konnte er gar nicht anders.
    Eine Tür führte auf den Parkplatz hinter dem Haus. Ich öffnete sie, ging jedoch nicht hinaus. Stattdessen lauschte ich. Luther schnupperte, dann trafen sich unsere Blicke. Nichts zu erkennen.
    »Erschieß niemanden, dessen Leiche ich nachher wegschaffen muss«, ermahnte ich ihn. Eine Variation von Schieß erst, wenn du das Weiße im Auge sehen kannst , oder im Föderationsjargon: Bring nicht versehentlich einen Menschen um .
    Nephilim zerfielen zu Asche, wenn man sie auf die richtige Weise tötete. So kamen keine Fragen auf, die wir nicht beantworten konnten, und wir mussten uns auch nicht um die nervige Beseitigung blutverschmierter Leichen kümmern. Bei Menschen war das etwas anderes.
    Luthers einzige Reaktion auf meine Warnung war das typische Teenagergrinsen, gepaart mit einem genervten Augenrollen. Ich musste ihn nicht berühren, um seine Gedanken zu kennen.
    Ich bin doch nicht blöd!
    Wir gingen nach draußen. Niemand schoss auf uns  – nicht, dass eine Kugel viel angerichtet hätte. Übernatürliche Wesen – selbst solche wie Luther und ich, die mehr Mensch als irgendwas anderes waren  – konnten fast alle Verletzungen heilen. Bis auf eine ganz bestimmte, die für jede Spezies einzigartig war. Der Angreifer musste also die einzig richtige Methode kennen.
    Ich bedeutete Luther mit dem Kinn, dass er links um das Haus herumgehen solle, während ich zur rechten Seite ging. Wir würden uns wieder hier hinten treffen, um dann gemeinsam die dunkle Böschung am anderen Ende des Parkplatzes zu untersuchen, wo der Milwaukee River fröhlich vorbeiplätscherte.
    An dieser Stelle blieb mein Blick hängen. Dort hätte sich etwas  – oder mehrere Etwasse  – verstecken können. Aber ohne Ruthies Warnungen ging ich erst einmal davon aus, dass alle Geräusche, die ich hörte, von Menschen stammten. Natürlich konnten uns auch Menschen das Leben schwer machen. Das taten sie meistens. Und ganz besonders solche, die sich hier im Dunkeln herumtrieben.
    Als ich mich mit dem Rücken zur Wand am Haus entlangschob, hörte ich in der Nähe des Flusses ein Geräusch und fuhr herum, das Gewehr schussbereit. Für einen Augenblick hätte ich schwören können, in Bodennähe etwas Schwarzes, Vierbeiniges entlangschleichen zu sehen.
    Ich blinzelte, und der Schatten war nur noch ein Schatten, vielleicht ein Baumstamm mit vier Ästen oder die Spiegelung
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