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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel
Autoren: Margot Berger
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Mädchen zum Hänger. Mit fliegenden Fingern entriegelte Klara die Klappe. Langsam senkte sich die Rampe auf den Parkstreifen hinab. Verstört riss Tipo die Augen auf und verdrehte sie nach hinten. Ist heute nicht schon genug passiert?, fragte sein furchtsamer Blick. Erst dieser fremde Mann, der ihn vorhin abgeholt hatte, dann dieser enge Wagen, in dem er eingesperrt war und der so merkwürdig roch. Jetzt hantierte jemand hinter ihm an der Klappe. Erregt scharrte
    Tipo mit den Hufen und schlug mit dem Schweif. Er wollte weg, nur weg. Fliehen. Aber er war im Hänger festgebunden.
    Doch dann stellte Tipo die Ohren auf. Er horchte, und nun wagte er es, sich umzusehen. Ein großes blondes Mädchen stieg zu ihm in den Hänger.
    »Na, mein Tipo, habe ich dir nicht mein Traber-Ehrenwort gegeben, dass ich dich von der Rennbahn hole?« Diese Stimme kannte er! Den Ton hatte er in guter Erinnerung.
    Langsam kam das Mädchen näher - es war Klara. Nun stand sie vorn im Hänger neben seinem Kopf und hielt ihm ein Honigleckerli hin.
    Behutsam beschnupperte der Traber ihre Hand, bevor er den Würfel mit den Lippen aufnahm.
    Unverwandt sah Tipo das blonde Mädchen an. Klara sprach leise auf ihn ein, und plötzlich hatte sie das Gefühl, als belebe sich Tipos Erinnerung, als bringe er alles wieder zusammen: ihre Stimme, ihre Sprache, den Geruch ihrer Haut und den Geschmack des Leckerlis.
    Tipo atmete tief ein. Dann schnaubte er. Verhalten nur, leise und kurz. Als traue er sich nicht zu glauben, was er sah. Zu glauben, dass sein blondes Zweibeiner-Mädchen wieder da war. Klara, die auf der Trabrennbahn so freundlich zu ihm gewesen war.
    Klara und Tipo - sie bemerkten nicht, dass Markus Eichhorn und Uli Lettermann vor dem Hänger standen. Das Geschäft mit dem Metzger war schnell besiegelt gewesen, das Geld vom »Seestedter Tageblatt« hatte den Besitzer gewechselt. Nun warteten die Männer darauf, dass Kim ihnen die Transportgamaschen brachte, damit sie Tipo verladen konnten.
    Gerührt betrachteten sie Klara und den Traber. Kim kam um die Ecke und reichte Herrn Eichhorn die Gamaschen. Dann stellte sie sich leise neben Uli Lettermann. »Danke«, sagte sie und drückte seine Hand ganz fest.

 
Der kleine Prinz
    »Oh, ist der schön!«
    Lachend und schwatzend drängten sich die Ferienmädchen hinter Klara auf die Stallgasse. Sie führte Tipo in seine neue Box. Klara strahlte übers ganze Gesicht, als sie die Tür hinter ihm schloss.
    Natürlich war der schwarze Traber an diesem Morgen Gesprächsthema Nummer eins auf dem Friesenhof. Ein Spalier aus Reiterinnen hatte am Leuchtturmweg gewartet, als Eichhorns Geländewagen mit dem Hänger von Neuenbüttel zurückkam.
    Während Markus Eichhorn gleich ins Haus gelaufen war, um Vorbereitungen für den Reitunterricht zu treffen, dachte kein einziges Mädchen im Moment an Reitkappe und Gerte. Dafür war Tipos Rettung zu aufregend gewesen.
    Lea hängte sich über Tipos Boxentür und versuchte ihn mit der Hand zu berühren, aber er stand zu weit weg. »Was für schöne Augen er hat!«, sagte Lea zu Emma, die sich mühsam durch das Dickicht der Ferienmädchen vorgekämpft hatte.
    »Stimmt. Und guck mal, dieser weiße Stern auf seiner Stirn!«
    Inzwischen nahm die Unruhe im Stall beängstigende
    Formen an. Nicht nur weil die Mädchen schrien und kicherten, nein, auch die Pferde machten Krach. Um diese Uhrzeit wurden sie sonst für den Reitunterricht gesattelt. Die Pferde begriffen nicht, warum es heute eine Programmänderung gab. Sie polterten mit den Hufen gegen die Türen. Bonny und Joker wieherten schrill, die Fjordpferde Ibsen und Flicka liefen mit hochgereckten Köpfen in ihren Boxen umher. Der neue Stallgenosse löste Aufregung aus. Nur die Friesen blieben ruhig, sie nahmen den Mitbewohner gelassen hin.
    Der Traber selbst war alles andere als gelassen. Ängstlich verkroch er sich ans Ende der Box. Die vielen Stimmen flößten ihm Furcht ein, die Aufregung seiner Artgenossen machte ihm zusätzlich Angst. So einen Tag wie den heutigen musste er erst einmal verkraften. Er drehte sich zur Wand um und zeigte allen sein Hinterteil. Am liebsten wollte er in Ruhe gelassen werden.
    Aber da hatte Tipo die Rechnung ohne das Maultier nebenan gemacht. Muli freute sich mächtig über seinen schwarzen Nachbarn. Er wanderte an den Stäben entlang und versuchte alles, um mit Tipo Kontakt aufzunehmen. Ein paarmal schickte er Tipo sein heiseres Wiehern hinüber und wackelte mit seinen Riesenohren, was er nur bei
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