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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel
Autoren: Margot Berger
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»Unterwegs nach Neuenbüttel. Zum Bäder.«
    Klara umklammerte Kims Handgelenk. Bäder! So hieß der Pferdemetzger. Klara hatte das Gefühl, als beginne die Stallgasse unter ihr zu schwanken. Waren sie zu spät gekommen?
    »Seit wann ist Tipo weg?«
    Der Dürre kehrte die letzten Strohhalme auf eine Schaufel und zuckte gleichmütig die Schultern. »Weiß nicht. Jedenfalls soll ich die Box leer machen.«
    »Wir fragen nebenan«, flüsterte Kim und schob Klara nach draußen. »Rasch!«
    Sie stolperten um die Nachbarställe, aber kein Trainer war zu sehen. Erst im übernächsten Querweg entdeckten sie einen blonden Mann im Fahreroverall, der einen Sulky zum Stall schob. Sie kannten den Blonden nicht und hofften, dass der Mann sie nie bei ihrem Ferienjob gesehen hatte. Mit klopfendem Herzen sprach Klara den Blonden an.
    »Ich arbeite bei Trainer Thiessen«, schwindelte sie. Ihr
    Atem ging stoßweise, sie verhaspelte sich fast. »Herr Thiessen musste weg, ich soll Sie fragen, ob der ...« Sie hustete und brach in Schweiß aus. Sie konnte das schreckliche Wort nicht aussprechen. Hilfe suchend blickte sie zu Kim, die ihr zur Seite sprang.
    »Herr Thiessen will wissen, ob der Bäder schon da war. Wegen Tipo.«
    »Ach so, ihr meint den Pferdemetzger. Ja, er hat ihn abgeholt.« Der Mann setzte den Sulky ab und sah auf die Uhr. »Zehn Minuten ist das her. Höchstens.«
    »Gut«, murmelte Kim mit zitternder Stimme. »Ich richte es aus.«
    Wie gelähmt stand Klara da, als sie die schreckliche Wahrheit hörte. In ihrem Kopf dröhnte dumpfes Trommelfeuer. Der Fahrer drehte sich um, er schien misstrauisch zu werden.
    Kim schubste ihre Freundin vorwärts. »Weg hier, es geht um Minuten!«
    Sie lief los, und da kamen auch Klaras steife Beine wieder in Gang. Hinter Kim hastete sie zum Auto. Schnell, noch schneller! Sie jagten vorwärts, als ginge es um ihr eigenes Leben. Sie rannten zum Geländewagen, zu dem Uli Lettermann und Markus Eichhorn gerade zurückgingen, weil sie die Mädchen nicht in Thiessens Stall gesehen hatten.
    »Wirf den Motor an, Papa!«, schrie Klara außer Atem. »Bäder aus Neuenbüttel hat Tipo abgeholt. Vor zehn Minuten. Wir müssen hinterher.«
    Kim stolperte über eine herumliegende Peitsche und fiel fast hin. Sie konnte sich gerade noch an der Kühlerhaube abfangen.
    »Wer ist Bäder?« Uli Lettermann sah verwirrt aus. »Pferdemetzger«, sagte Markus Eichhorn grimmig und schwang sich auf den Fahrersitz. »Tipos Besitzer und sein Trainer wollen mit allen Mitteln verhindern, dass ihr Pferd noch einmal auf Doping getestet wird.«
    Als Klara im Auto saß, wurde ihr das Ausmaß der Geschichte erst richtig bewusst. Kreidebleich hockte sie auf der Rückbank und verkrampfte ihre Hände ineinander, dass es schmerzte. Ihr Kopf dröhnte noch immer, ihr Mund war trocken und ihre Zunge fühlte sich an wie ein Radiergummi. Diese quälende Ungewissheit! Ohne aufzublicken murmelte sie: »Wir schaffen es, wir schaffen es.«
    Niemand wagte, laut zu reden. Angespannt starrten sie durch die Windschutzscheibe auf die endlose Straße vor sich. Kein Pferdehänger in Sicht. Doch jede Kurve brachte neue Hoffnung. Kam eine Biegung in Sicht, streckten alle die Köpfe nach vorn. Ein Hinweisschild schoss an ihnen vorbei: »Nach Neuenbüttel 4 km«. »Da!« Aufgeregt trommelte Klara gegen die Scheibe. Ein Hänger vor ihnen! Markus Eichhorn drückte aufs Gas. Doch als sie sich näherten, erkannten sie ein fuchsrotes Pferd. Fehlalarm!
    Weiter. Bis Neuenbüttel war es nicht mehr weit. Die nächste Kurve. Wieder ein Hänger vor ihnen.
    »Schneller, Papa!«
    Herr Eichhorn beschleunigte und sah auf den Tacho. »Mädchen, mehr darf ich nicht mit dem Hänger.« Zitternd beugte sich Klara nach vom. »Papa, es geht um Leben und Tod.«
    Markus Eichhorn erhöhte die Geschwindigkeit gerade so viel, dass es nicht gefährlich wurde, und näherte sich allmählich dem vorderen Wagen. Im Hänger erkannte man ein dunkles Pferd. Über der Ladeklappe baumelte ein dichter, schwarzer Schweif.
    »Tipo!«, schrien Klara und Kim gleichzeitig.
    Markus Eichhorn setzte zum Überholen an, während Uli Lettermann den Arm aus dem Seitenfenster streckte und dem Fahrer ein Zeichen gab, rechts anzuhalten.
    Die Autos rollten hintereinander aus. Sofort sprangen die vier aus Eichhorns Wagen nach draußen. Der Mann im gestoppten Wagen blieb am Steuer sitzen und öffnete die Fahrertür einen Spalt.
    Während Markus Eichhorn und Uli Lettermann mit dem Fahrer redeten, rannten die
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