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Die Pfanne brät nicht!

Die Pfanne brät nicht!

Titel: Die Pfanne brät nicht!
Autoren: Alice Diestel
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lautstark Neuigkeiten mit ihren Kumpels austauschen oder mit ihren Geschäftspartnern verhandeln. Und dazu allen Ernstes von uns erwarten, dass wir den Kassiervorgang für die Dauer ihres Telefonats einstellen. Wir «Vorzimmer-Sekretärinnen» werden obendrein völlig ignoriert! Kein «Guten Tag». Nicht mal ein kurzes Nicken, welches uns signalisieren würde, dass der Handy-Man weiß, wo er sich gerade befindet. Ja, was macht man nur mit solchen Leuten? Die Sache verbal zu klären ist unmöglich, denn die hören ja nicht. Da bleibt nur, sie mit den eigenen Waffen zu schlagen: unsere Lippen sind versiegelt. Selbst wenn es ans Zahlen geht und der Vieltelefonierer desorientiert die Betrags-Anzeige sucht. Wir schweigen! Vielleicht lassen wir uns noch dazu herab, stumm auf das Display zu zeigen. Solche Kunden sind unseren Atem nicht wert! Die Handy-Generation scheint alle Regeln des Anstands zu vergessen. Höflichkeit? Was war das noch gleich?
    Okay, okay, ich gebe zu, selbst ich habe an der Kasse telefoniert, sogar während des Kassierens! Der Filialleiter brachte mir das Mobilteil an die Kasse. «Ihr Sohn», sagte er knapp. Am anderen Ende der Leitung ein verzweifelter Pubertierender, der kurz vor dem Hungertod stand, nicht imstande, mit dem Hightech-Dosenöffner die Ravioli-Dose zu öffnen. Zwischen Scannen und Zahlen erklärte ich ihm haarklein die Funktion des Dosenöffners, dann noch, wo er eine mikrowellengeeignete Schüssel findet und wie die Mikrowelle bedient wird, sodass er sich ein tolles, schmackhaftes Mittagessen zubereiten konnte. Nun ja, das war schließlich auch ein absoluter Notfall, oder? Die Kunden, die ich während des Gesprächs abwickelte, hatten jedenfalls alle ihren Spaß, meinen kochtechnischen Ausführungen zu lauschen.
    An der Kasse. Das Handy bimmelt. Der Kunde ist gerade im Begriff abzuheben.
    Woraufhin ich ihm ganz verständnisvoll zuraune: «Gehen Sie ruhig dran! Es könnte ja Hollywood sein!»
    Ich stelle mir manchmal vor, wie es für einen Eingeborenen irgendeines Stammes – weitab von jeglicher Zivilisation – wäre, wenn er ganz plötzlich in unsere Welt geworfen würde, zum Beispiel direkt in unseren schönen THEO . Von der erschlagenden Vielfalt der Produkte mal abgesehen, was würde er wohl denken beim Anblick von Menschen, die ohne Begleitung laut lamentierend durch die Gänge laufen, mit großem «Hallo» die Gurken begutachten, laut lachend den Salat einpacken und sich von der Thunfischkonserve mit einem herzlichen «Ja, dann mach’s mal gut, bis dann!» verabschieden. «Die spinnen, die Deutschen!» wäre sicherlich die Reaktion des Fremden. So ähnlich habe auch ich das erste Mal reagiert, als jemand mit einem unscheinbaren Headset bei uns im Laden telefonierte. Ich Esel fühlte mich sogar angesprochen, ging zu ihm hin und fragte: «Wie bitte?» Erst dann ging mir auf, dass der Kunde auf einem fernen Planeten unterwegs war und keine Verbindung mehr zur Erde hatte.

[zur Inhaltsübersicht]
    Auch Senioren müssen essen!
    Erst einmal muss ich hier zwei Gerüchte aus der Welt schaffen:
    Wir hetzen keine Omis!
Wir hetzen auch keine körperlich Beeinträchtigten.
    Ein bisschen Schwund ist immer! Verzögerungen durch diese Kunden sind in Theos Leistungsstatistik berücksichtigt. Nur die, die könnten, aber nicht wollen, noch dazu rumzicken, werden von uns gehetzt. Wenn Sie jetzt denken: «Schön, dann können die auch bei mir ein Auge zudrücken, einer mehr oder weniger …», und langsamer machen – nix da!
    Also nur kein Neid! Wenn sie in denselben Genuss kommen wollen und die gleiche Rücksicht wünschen, müssen Sie schon auf die eine oder andere Gliedmaße verzichten oder sich zumindest ein paar Krücken besorgen.
    Das arbeitende Volk beklagt sich immer wieder, dass die Rentner zur selben Zeit einkaufen gehen wie sie. Nämlich nach 18  Uhr abends oder samstags. Und dann den Verkehr aufhalten. So weit würde ich jetzt nicht gehen. Zum einen kann jeder schließlich shoppen gehen, wann er möchte, zum andern halten Rentner nicht mehr oder weniger den Verkehr auf als andere. Im Gegenteil! Die älteren Kunden sind THEO -erfahren seit Jahren. Sie wissen, wie es hier zugeht, und arbeiten zackiger und schneller mit als so manch ein hochnäsiger Jungspund. Viele der Älteren sind Stammkunden seit Jahrzehnten. Manche, besonders die Alleinstehenden, kommen täglich zu uns und kaufen nur wenig. So haben sie Bewegung, treffen andere Menschen und können sich austauschen. Oft berichten
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