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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London
Autoren: Daniel Defoe
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begraben, was auf seinen eigenen Wunsch geschah, da seine Schwester dort einige Jahre zuvor beerdigt worden war.)
    5. Die Stepney Pfarre, die sich vom Osten bis zum Norden Londons erstreckt, ganz bis an den Rand des Shoreditch Kirchhofs, ließ ein Gelände gleich bei jenem besagten Kirchhof abgrenzen, um darauf die Toten zu bestatten, und es blieb aus diesem Grunde unbebaut und ist jetzt, glaube ich, dem anderen Friedhof einverleibt. Und sie hatten noch zwei weitere Bestattungsgründe in Spitalfields (auf einem ist später eine Kapelle oder eine Notkirche zur Aushilfe für diese große Pfarre gebaut worden), und noch einen an der Petticoat Lane.
    Es gab nicht weniger als fünf Plätze, die die Pfarre Stepney zu der Zeit benutzte; einer davon lag dort, wo jetzt die Pfarrkirche von Shadwell, St. Paul, steht, und ein anderer, wo jetzt die Pfarrkirche von Wapping, St. John, steht; beide waren damals noch keine selbständigen Pfarren, sondern gehörten zur Pfarre Stepney.
    Ich könnte noch viele andere anführen, aber diese lagen in meinem eigenen Beobachtungsbereich, und dieser Umstand ließ mir ihre Aufzählung nützlich erscheinen. Im ganzen kann gesagt werden, daß man während dieser Notzeit gezwungen war, in den Außenpfarren neue Bestattungsgründe anzulegen, um die übermäßig vielen Menschen, die in einem so kurzen Zeitraum verstarben, zu begraben; aber warum man nicht dafür sorgte, daß diese Plätze von jeder profanen Benutzung ausgeschlossen blieben, so daß die Toten dort ungestört ruhen konnten, das ist mir unerfindlich, und ich muß gestehen, ich halte es für einen Fehler.
Wem man die Schuld geben soll, weiß ich nicht.
Ich hätte noch erwähnen sollen, daß die Quäker zu der Zeit
    auch einen Friedhof nur für ihren Gebrauch zugeteilt erhielten, den sie immer noch in Benutzung haben; und sie bekamen sogar ihren eigenen Totenkarren, mit dem sie ihre Toten aus ihren Häusern holten. Dem berühmten Solomon Eagle, der, wie ich vorher berichtet habe, die Pest als ein Strafgericht vorausgesagt hatte und nackt durch die Straßen rannte, um den Leuten zu verkünden, die Pest sei über sie gekommen als Strafe für ihre Sünden – ihm starb gleich am nächsten Tag seine Frau an der Pest, und sie wurde als eine der ersten auf dem Totenkarren der Quäker auf deren neuen Friedhof gefahren.
    Ich hätte diesen Bericht mit noch viel mehr bemerkenswerten Dingen anfüllen können, die sich zur Zeit der Pest erreigneten, und besonders hätte ich angeben können, was zwischen dem Lordbürgermeister und dem Hof passierte, der zu der Zeit in Oxford war, und welche Weisungen, wie in der kritischen Zeit zu verfahren sei, von Zeit zu Zeit von der Regierung ergingen. Aber tatsächlich bekümmerte sich der Hof so wenig, und das wenige, was er tat, war von so geringer Bedeutung, daß ich nicht viel Sinn darin sehe, hier etwas davon zu erwähnen, außer vielleicht, daß ein monatlicher Bußtag in der City angesetzt wurde und königliche Gaben der Wohltätigkeit zur Unterstützung der Armen eingingen; von beidem habe ich schon vorher gesprochen.
    Groß war der Unwille, der sich auf jene Ärzte entlud, die ihre Patienten während der Krankheit im Stich gelassen hatten, und wenn sie jetzt in die Stadt zurückkehrten, wollte niemand ihre Dienste mehr in Anspruch nehmen.
    Sie wurden Deserteure genannt, und häufig waren Plakate an ihre Türen geheftet, mit der Aufschrift: »Hier ist ein Doktor zu vergeben«; darum zogen verschiedene dieser Ärzte es vor, sich eine Weile still zu verhalten und abzuwarten oder zumindest an einen anderen Ort zu verziehen und in neuer Umgebung eine Praxis zu eröffnen. Ebenso erging es den Geistlichen, die von den Leuten wirklich unglaublich beschimpft wurden; man schrieb Verse und schmähliche Anwürfe gegen sie und schlug an den Kirchtüren an: »Hier ist eine Kanzel zu vergeben« oder manchmal »zu verkaufen«, was noch schlimmer war.
    Einer der unheilvollsten Umstände war es für uns, daß mit der Pest, nachdem sie uns verlassen hatte, nicht auch der Geist des Zwistes und des Haders, der Verunglimpfung und der Beschuldigung mit fortgegangen war; denn das hatte doch den Frieden der Nation vorher so arg getrübt. Es hieß, dies sei noch ein Überrest der alten Feindseligkeiten, die uns in den letzten Zeiten so in Blutvergießen und Aufruhr gestürzt hatten. Aber wie durch das kurz zuvor erlassene Amnestiegesetz der Streit selbst beigelegt worden war, so hatte die Regierung allseitigen Frieden zwischen
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