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Die Perserinnen - Babylon 323

Die Perserinnen - Babylon 323

Titel: Die Perserinnen - Babylon 323
Autoren: Elfriede Fuchs
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Kind geht es
gut?“
    „Wie reizend von dir zu fragen! Danke, alles ist bestens.“
Raukschana verzog ihre tiefrot geschminkten Lippen zu einem atemberaubenden
Lächeln. Sie war mit Abstand die schönste Frau am Hof, viel schöner als
Statira, die zwar auch nicht schlecht aussah, aber genau wie Paruschjati mit
der großen Nase ihrer Familie geschlagen war. Statiras jüngere Schwester
Drupati dagegen war zwar hübsch, aber meistens so in sich gekehrt, dass sie
fast unsichtbar war.
    Paruschjati wandte sich halb um. „Meine Schwester Frataguna
kennt ihr natürlich. Und dies ist ihre Tochter Faiduma.“
    Frataguna schob Faiduma nach vorn, und das Mädchen verneigte
sich vor den drei Damen.
    „Wie schön, dich kennen zu lernen“, erklärte Statira mit
hörbarem Desinteresse. „Wer ist noch mal dein Vater?“
    „Vidarna, Sohn des Mazdai“, brachte Faiduma hervor. „Mein
Großvater war früher Kschatrapavan hier in Babiru.“
    „Aber natürlich!“ Drupati lächelte ausnahmsweise einmal.
„Ist das dein erstes Fest am Hof, Faiduma?“
    „Ja.“ Das Mädchen wurde rot.
    „Dann wünsche ich dir viel Spaß!“ Drupati war schon als Kind
viel freundlicher gewesen als ihre Schwester Statira.
    Der Etikette und dem Austausch unaufrichtiger Höflichkeiten
war damit Genüge getan, fand Paruschjati, nun war es Zeit, zur Sache zu kommen.
Sie sah sich demonstrativ um, obwohl klar war, dass die Person, nach der sie
Ausschau hielt, nicht anwesend war. „Ich sehe die Königinmutter gar nicht. Ich
nehme an, sie wird noch erwartet?“
    Affektiert erwiderte Statira: „Bedauerlicherweise fühlt sich
meine Großmutter nicht wohl. Deshalb habe ich heute Abend die Rolle der Gastgeberin
übernommen.“
    „Ach?“, sagte Paruschjati und hoffte, dass ihr Tonfall
angemessen herablassend wirkte.
    Statiras Anmaßung, sich auf den Platz ihrer Großmutter zu
setzen, hatte die von der Etikette vorgeschriebene Sitzordnung
durcheinandergebracht. Der Königinmutter stand natürlich der Sessel in der
Mitte zu, zu ihrer Rechten hätten ihre beiden Enkelinnen und auf der anderen
Seite Paruschjati und dann Raukschana sitzen müssen, und zwar genau in dieser
Reihenfolge. Zu allem Überfluss hatte sich Raukschana auch noch auf den Sessel
gleich links von Statira gesetzt, sodass für Paruschjati nur die Plätze ganz
außen übrig blieben – die am wenigsten prestigeträchtigen. Nichtsdestotrotz
lächelte Bagodara beflissen und rückte einen der Sessel zurecht, als wolle er
Paruschjati allen Ernstes auffordern, darauf Platz zu nehmen.
    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Aspamithra und wackelte
empört mit seinen Hängebacken. „Die Königin Paruschjati besitzt den gleichen
Rang wie die Königin Statira – auch sie ist die Tochter eines Großkönigs! Der
Platz, den du für sie vorgesehen hast, ist in keiner Weise angemessen.“
    Die Schweißtropfen auf Bagodaras Stirn waren größer
geworden. „Es hat ein bedauerliches Missverständnis gegeben“, piepste er.
Wahrscheinlich war auch der Obereunuch von Statiras und Raukschanas Anmaßung
überrascht worden, hatte aber nicht den Mut aufgebracht einzuschreiten.
    „Oh!“ Raukschana blickte mit ihren großen, pechschwarzen
Augen zu Paruschjati auf. „Habe ich mich etwa auf deinen Platz gesetzt?“ Sie
machte ein zerknirschtes Gesicht, aber selbstredend keinerlei Anstalten
aufzustehen.
    „Sicher finden wir eine Lösung, die für alle Beteiligten
akzeptabel ist …“, begann Bagodara.
    „Nicht nötig“, erklärte Paruschjati. Sie drehte sich um und
stolzierte davon. Sie konnte gerade noch hören, wie Statira in ihrem Rücken
nach Luft schnappte.
    Frataguna, Aspamithra und der Rest ihres Gefolges folgten
ihr nach einem Schreckmoment, und notgedrungen watschelte auch Bagodara
hintendrein. Entschlossen steuerte Paruschjati die östliche Seite des Saales
an. Sie spürte, wie ihr die Augen aller Anwesenden folgten. Dabei war sie in
Anbetracht der Umstände noch nicht einmal unzufrieden – sie hatte die
Beleidigung mit einem angemessenen Gegenaffront beantwortet und es sich
zugleich erspart, den ganzen Abend bei Statira und Raukschana sitzen und sich
ihre Gemeinheiten gefallen lassen zu müssen.
    Ihr Blick wanderte über die weiblichen Gäste, die in kleinen
Gruppen zusammensaßen, bis er an einer bestimmten Gruppe hängen blieb. Die gut
aussehende, nicht mehr ganz junge Dame in der Mitte blickte ihr entgegen und
lächelte auf eine Weise, die nur deuten konnte, wer sie gut kannte.
    „Königin
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