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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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beruhigte Bobby. Er erfuhr, dass ein Reparatur- und Abschleppteam am nächsten Morgen bei ihm sein würde. Es dauerte nicht lange, bis der Wohnwagen wieder angekoppelt und die Leans reisefertig waren.
    »Wir übernachten ein Stück weiter die Straße entlang, und morgen fahren wir dann weiter zur Bradley-Farm. Wenn wir zurück in Broome sind, besuchen Sie uns doch mal auf unserem Campingplatz – es ist der Buccaneer Caravan Park«, sagte Bette munter, als sie Bobby die Hand schüttelte. Sie war jetzt bester Laune; das Drama und sein glücklicher Ausgang hatten ihr Auftrieb gegeben.
    »Mache ich. Sie haben was gut bei mir. Danke für Ihre Hilfe.«
    »Ach, es war uns ein Vergnügen«, antwortete sie automatisch. Dann ging ihr auf, wie absurd das klang, und sie musste laut lachen.
    »Willkommen im echten Outback«, meinte Bobby.
    Als die Leans fort waren, spannte Bobby die Zeltplane, die sie ihm geliehen hatten, als Sonnenschutz auf. Dann baute er aus Steinen eine Feuerstelle, um sich einen Tee zu kochen und eine Dose Eintopf zu erwärmen, sobald die Sonne unterging. Er war erschöpft – nicht bloß müde, sondern völlig ausgelaugt. Wenn er ehrlich war, hatte er richtige Angst gehabt. Und auch gegen ein Gefühl von Versagen und Enttäuschung kam er nicht an. »Ich bin ein verdammter Pechvogel«, sagte er laut. »Jedes Mal, wenn ich etwas neu anfange, vermassele ich es. Wer wird mich wohl nach dieser Sache noch als Reiseführer engagieren?«
    Er holte sein Bettzeug aus dem Kofferraum. Als er dabei Matthias’ Rucksack beiseite schob, wurde er neugierig. Er wusste beinahe nichts über den Mann, der das ganze Drama ausgelöst hatte, außer dass er beim Rennen eine wichtige Verabredung mit jemandem hatte. Bobby hatte gemeint, dass das ein merkwürdiger Ort für eine Verabredung sei, doch Matthias war die Befragung ganz offensichtlich unangenehm gewesen. Bobby überlegte, ob Matthias’ Habseligkeiten ihm etwas über den Mann erzählen würden. Er öffnete kurzerhand den Rucksack und durchsuchte ihn. Nichts Ungewöhnliches, was die Kleidung betraf, außerdem eine Taschenlampe, Rasier- und Waschzeug, ein kleines Tagebuch voller Notizen auf Deutsch, Fotos, Schuhe zum Wechseln, Sandalen. Ganz unten fand sich ein in ein Handtuch gewickelter kleiner Holzkasten. In einer Zeit, in der alles in Plastiktüten gepackt wurde, erregte das gut verarbeitete Kästchen mit den eleganten Messingbeschlägen Bobbys Neugier. Er öffnete den Verschluss, und der Deckel ließ sich problemlos anheben.
    Zum Vorschein kam ein Metallgegenstand, der seiner Meinung nach ein Anhänger sein konnte, irgendein Erinnerungsstück. Es war ein in Türkis eingefasstes Abbild der Sonne. In der Mitte befand sich eine Einlegearbeit aus Messing, vielleicht auch Gold, und von dort gingen sieben Strahlen aus, die in knospenähnlichen Gebilden endeten, fast wie Rosenknospen. Nachdem er eine Weile darüber gerätselt hatte, legte Bobby das Schmuckstück zurück in das Kästchen. Dann legte er sich auf dem Rücksitz schlafen.
     
    Träumte er noch? So viele quälende Eindrücke und Bilder hatten ihn durch den Abend begleitet. Und jetzt sah ihn ein scheußliches Gesicht an, höhnisch und boshaft grinsend spuckte es ihn an. Gelbe Zähne und fauliger Atem. Die Spucke in seinem Gesicht machte Bobby auf einen Schlag hellwach.
    Es war helllichter Tag. Ein Kamel hatte seinen Kopf durchs Fenster gestreckt. Auf seinen Schrei hin zog jemand das Tier weg. Stattdessen blickte ihn ein von der Sonne vertrocknetes menschliches Gesicht an.
    »Alles in Ordnung, Kumpel?«
    Bobby krabbelte aus dem Auto und entdeckte zwei beladene Kamele und vier Fohlen, die aneinander gebunden waren und von einem alten Mann geführt wurden. Bei näherer Betrachtung wirkte er weniger alt. Seine Haut war ledrig, mit Augen wie Datteln und einem schütteren Schnurrbart. Er trug einen Hut mit geflochtenem Hutband und einer kleinen Quaste.
    »Mein Gott, ich hab hier draußen nicht mit Gesellschaft gerechnet«, sagte Bobby. »Sie sind der Kamelführer aus Broome, oder? Ich hab Sie am Cable Beach gesehen.«
    »Ja, das stimmt. Ich bin Farouz.« Er machte eine kleine Verbeugung. »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Bobby Ching. Hilfe ist hoffentlich schon unterwegs. Ich hatte einen kleinen Unfall«, sagte Bobby lakonisch und erzählte ihm, was geschehen war. Dabei machte er Feuer, um sich seinen morgendlichen Topf Tee zu kochen.
    »Ein ungewöhnlicher Unfall. Ein deutscher Tourist, sagten Sie?«
    »Ja, Matthias Stern. Er

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