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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin
Autoren: Di Morrissey
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her?« Er blickte sich um, als suchte er nach einem Hinweisschild zu einer Werkstatt oder einer Telefonzelle.
    »Wir bekommen schon noch Hilfe, Kumpel. So läuft das hier draußen. Sie müssen nur Geduld haben. Trotzdem, wir sollten nachsehen, was noch funktioniert, und was nicht.«
     
    Zwei Stunden später waren sie immer noch dort, saßen auf der Schattenseite mit dem Rücken am Auto und kämpften gegen die zunehmende Hitze, die Fliegen und ein Gefühl der Isoliertheit an. Aus einer Plastikplane, die Bobby im Kofferraum gefunden hatte, und ein paar belaubten Ästen hatten sie ein kleines Sonnensegel gebastelt. Der Kühler war durch den Aufprall in den Motor geschoben worden, der dadurch nicht mehr zu gebrauchen war; Batterie und Radio waren ebenfalls zerstört.
    »Ich kann es einfach nicht fassen: Wir stehen hier schon seit Stunden, und nicht ein Auto ist vorbeigekommen«, rief Matthias beunruhigt aus. »Sie wissen doch, wie wichtig es ist, dass ich rechtzeitig auf der Bradley-Farm eintreffe!«
    »Heute wird schon noch jemand vorbeikommen. Das ist ein großes Ereignis, viele Leute fahren auf dieser Straße da hin. Keine Sorge.« Bobby sorgte sich mehr darum, wie er das Auto zurück zu seinem Chef bringen sollte. So ein Mist! Dabei hatte er gerade erst bei ihm angefangen.
    Er schreckte aus seinen Gedanken hoch: Matthias holte seinen Fotoapparat aus dem Wagen und verkündete: »Ich mache einen Spaziergang.«
    »Wozu? Da draußen gibt es nichts zu sehen.«
    »Ich muss mich erleichtern. Und ich möchte ein paar Fotos machen.«
    »Hey, aber keine Buschwanderung! Hüpfen Sie nur kurz hinter einen Strauch, aber entfernen Sie sich nicht weit vom Auto. Ist verdammt gefährlich hier draußen«, warnte Bobby.
    »Gefährlich? Sie meinen, hier gibt es wilde Tiere?«
    »Das auch, aber nicht so viele, dass Sie sich Sorgen machen müssten. Ich will bloß nicht, dass Sie sich verirren. Es ist erstaunlich, wie schnell man in dieser Landschaft die Orientierung verliert. Keine Anhaltspunkte, keine Spuren, nichts.«
    »Nett von Ihnen, aber ich werde nur ein kurzes Stück gehen. Ich würde gerne ein paar Fotos schießen, mit denen ich meine Freunde zu Hause beeindrucken kann.« Er überquerte die Straße, wandte sich um, machte ein Foto vom Taxi und schlenderte dann in den Busch zu einem großen Termitenhügel vor einem Baobab-Baum. »Sehr hübsche Motive«, rief er Bobby zu.
    Die Unbekümmertheit des Deutschen sorgte Bobby, und er rief zurück: »Gehen Sie nicht zu weit! Seien Sie in spätestens einer Viertelstunde zurück, okay?« Dann legte er sich mit dem Kopf auf seine zusammengerollte Jacke und bedeckte das Gesicht mit dem Hut.
     
    Matthias war fasziniert. Durch das Kameraobjektiv schien er einen anderen Planeten zu entdecken. Er schreckte eine prähistorisch wirkende Eidechse auf und jagte ihr nach. Schließlich erwischte er sie mit dem Fotoapparat, als sie aus sicherer Entfernung von einem überhängenden Zweig herablugte. Matthias ging noch etwas weiter, gab seinem natürlichen Bedürfnis nach und benutzte ein Stück Rinde, um Erde über den verschmutzten Fleck zu schaufeln – eine Geste des Respekts für das Land, dachte er grinsend.
    Ein Vogelruf führte ihn zu einem anderen Baum und einem weiteren Foto, diesmal von einem farbenfrohen Papagei. Dann kehrte er um und stellte fest, dass es nichts gab, woran er erkennen konnte, in welcher Richtung die Straße lag. »Ah, da geht es lang, ganz sicher«, sagte er zu sich, als er eine weitere Eidechse erblickte, die vor ihm davonlief. Er nahm an, es handele sich um dasselbe Tier. Aber dem war nicht so …
    Nachdem er eine halbe Stunde umhergewandert war, wurde ihm klar, dass er sich verirrt hatte. Er kletterte auf einen struppigen Baum, sah jedoch keine Spur von der Straße. Allerdings entdeckte er in einiger Entfernung eine Gruppe etwas höherer Bäume und steuerte darauf zu.
     
    Die Sonne hatte in ihrer gleißenden Hitze nicht nachgelassen, als Bobby aufwachte. Seine Kleidung war schweißnass, und innerlich fühlte er sich völlig ausgedörrt. Er nahm die Wasserflasche vom Vordersitz und trank in großen Schlucken. Dann sah er sich um und stellte fest, dass Matthias nicht da war. Er blickte auf die Uhr. Es war elf. »Mist!«, rief er. »Das hat mir gerade noch gefehlt, dass mir ein verdammter Tourist hier draußen verloren geht. Scheiße!«
    Er lief ein Stück in den Busch hinein und rief: »Matthias!« Er rief erneut, erhielt aber keine Antwort. Bobby ging ein Stück weiter
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