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Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks

Titel: Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
Autoren: Michael Peinkofer
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erwacht waren, mit dem Rothgan-Margok sie belegt hatte, waren zunächst orientierungslos umhergeirrt; weder hatten sie gewusst, wer sie waren, noch wo sie sich befanden. Als der Berg dann aber plötzlich erbebte, hatten auch sie die Flucht ergriffen. Zusammen mit den Menschen, gegen die sie soeben noch erbittert gekämpft hatten, rannten sie um ihr Leben, den unterirdischen Minen entgegen.
    Vielen von ihnen gelang die Flucht – andere hatten weniger Glück. Als wären die herabstürzenden Trümmer das Strafgericht für ihre Untaten, wurden sie zu Hunderten davon erschlagen oder mit in die Tiefe gerissen. Alannah wirkte zwar ihren Eiszauber, um eine Art Schild zu errichten, der die Lawine der Vernichtung aufhalten sollte, aber das Eis zersprang unter dem Hagel der Bruchstücke, und der Elfin blieb nur, zusammen mit ihrem Gemahl und seinen Getreuen die Flucht fortzusetzen.
    Atemlos erreichten sie die schützenden Felsengänge, die sich im Inneren des Berges erstreckten, und durch die Öffnungen, die den Dunkelelfen während der Schlacht um Crysalion als Ausstiege gedient hatten, gelangten sie hinaus ins Freie.
    Sie kletterten und rutschten und rannten den Berghang hinab, Ritter wie Fußvolk, Seeräuber wie Soldaten, Menschen wie Elfen. Der Wille zu überleben war ihnen allen gemeinsam, und so gelangten sie als riesige verschmolzene Masse an den Fuß des Berges.
    Vergeblich versuchte Corwyn, wenigstens seine Leute zur Ordnung zu rufen. Die Panik hatte auch von ihnen Besitz ergriffen, es ging nur noch ums nackte Überleben. Alle wollten zurück auf die Schiffe und drängten zum Ufer, und nicht wenige stürzten in den Tod bei dem Versuch, möglichst rasch die Klippen hinabzuklettern. Boote gab es längst nicht genug, und viele der Flüchtlinge sprangen kopfüber ins Wasser. Lieber versuchten sie ihr Glück beim Kampf gegen die Brandung, als auch nur einen Augenblick länger auf dem Eiland des Schreckens zu verweilen.
    Die Elfen ließen sich mitreißen von der allgemeinen Hysterie und flüchteten sich ebenfalls ins Wasser, und auf den Schiffen, die vor der Küste kreuzten, spielte es keine Rolle mehr, ob einer Elf oder Mensch war, Seeräuber oder Soldat; wer dazu in der Lage war, rettete sich an Bord.
    Corwyn und Alannah fanden auf einer Kogge Zuflucht. Der Käpt'n des leichten Seglers fand den König und die Königin in einem Nachen treibend, den Corwyns Leibwächter organisiert hatten. Dankbar dafür, noch am Leben zu sein, erklomm der König das Deck und stieg auf den Turmaufbau am Heck des Schiffes, um zu sehen, was vor der Küste und auf der Insel selbst geschah.
    Es war niederschmetternd.
    Da waren Kriegsschiffe, die keine mehr waren; stattdessen fischten ihre Besatzungen Flüchtlinge aus dem Wasser, die gerade noch mit dem Leben davongekommen waren. Da war eine Armee, die praktisch nicht mehr existierte und sich mit dem ehemaligen Feind verbrüdert hatte. Und schließlich ein Berg, der wie ein abgebrochener Stumpf in die Höhe ragte und über dem eine dunkle Wolke der Vernichtung schwebte.
    Dies war das Ende von Crysalion.
    Die Fernen Gestade existierten nicht mehr.
    Ohnedies waren sie längst nicht mehr jener Ort des ewigen Friedens gewesen, als der sie in alten Schriften und Weissagungen gepriesen wurden. Corwyn ahnte, wie sehr Alannah diese Erkenntnis erschüttern musste. Er sah die Tränen in ihren Augen und schloss sie in die Arme, und sie schmiegte sich an ihn, dankbar für den Trost, den er ihr spendete.
    Der Annun mochte zerstört sein und mit ihm der Traum von den Fernen Gestaden, aber es war auch ein Sieg errungen worden. Die Kristallpforten waren wieder geschlossen, und jene dunkle Macht, die sich vor undenklich langer Zeit zum Ziel gesetzt hatte, Erdwelt zu erobern, war endgültig bezwungen. In vielfacher Form war sie Corwyn begegnet, mehrmals hatte er ihr getrotzt – niemals jedoch war der Kampf so erbittert und endgültig gewesen wie dieses Mal.
    Die Bedrohung existierte nicht länger. Rothgan war vernichtet, und mit ihm war auch Margoks Erbe erloschen. Und irgendwann, wenn sich der Staub der Zerstörung gelegt haben würde und die Tränen der Trauer versiegt waren, würde man erkennen, dass sich an diesem Tag etwas Bedeutsames ereignet hatte, das die Geschichte von Erdwelt für immer verändern würde.
    Die letzte Schlacht in einem blutigen und verlustreichen Krieg war geschlagen, der genau an diesem Ort begonnen hatte.
    Vor eintausend Jahren …

32.
TULL ANN TIRGAS LAN (ARKROSH)
    Mehr als drei
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