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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette
Autoren: Patrick Dunne
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Klosterruinen niedergewalzt, aber es war sein Freund Michael, der Lena getötet hatte.
    Ich beschloss, in die Kirche zu gehen. Ich bahnte mir einen Weg an Nesseln und Brombeersträuchern vorbei und stieg
über grasbedeckte Mauersteine, bis ich im Innern der Ruine war.
    Mein Herz schien zu Eis zu werden, als ich einen Mann mit Kapuze mit dem Rücken zu mir stehen sah. Und es taute nicht auf, als er sich umdrehte. Es war Michael Carmody.

51
    I ch dachte schon, Sie kommen nie mehr«, sagte Carmody. »Ich bin halb am Erfrieren.«
    Er trug einen schwarzen Anorak über einem grauen Kapuzenshirt und hatte beide Hände in den Taschen stecken. Sein weicher Schmollmund wirkte noch röter als sonst, weil sein Gesicht weiß von der Kälte war.
    Ich blieb, wo ich war, und warf einen Blick über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass mir McGann nicht den Fluchtweg abschnitt. »Was zum Teufel ist hier los?« Mein Herz war wieder in Gang gekommen, es raste nun.
    »Barry hat mich hier abgesetzt, bevor er Sie geholt hat. Er fand, wir beide müssten reden.«
    »Reden? Worüber?«
    »Da liegt Lena jetzt begraben«, sagte er und blickte zu der Steinplatte hinunter. »Es war die Idee meines Vaters. Er sagte, seines Wissens sei dieser Ort nie säkularisiert worden, weshalb sie in geheiligter Erde liege.«
    Selbst von meinem Standort aus sah ich, dass die Grabplatte angehoben und der Grund darunter aufgefüllt worden war.
    »Und das sollte das Ende der Geschichte sein, wenn es nach Ihnen geht. Sie hoffen, mein Schweigen zu erkaufen, indem Sie das Geheimnis mit mir teilen.«
    »Das liegt an Ihnen.«
    »Und wenn ich nicht verspreche, den Mund zu halten, werde ich diese Insel nie mehr verlassen, richtig?«

    Carmody nahm die rechte Hand aus der Tasche und zeigte mir die Waffe, die er darin hielt.
    Der eisige Ring, der um mein Herz herum taute, wurde zu spitzen Eiszapfen. »Großer Gott, Michael …«
    »Es war Barrys Idee. Falls Sie nicht kooperieren, meine ich. Was Sie bestimmt tun werden.«
    »Dann stecken Sie das Ding weg, Michael. Sie brauchen mich nicht zu bedrohen.« Ich starrte unablässig auf die Waffe, als könnte mir irgendein Detail daran verraten, was ich tun musste, damit sie mich nicht tötete. Aber alles, was ich feststellte, war, dass sie schwarz und klobig war und dass Carmody den Finger am Abzug hatte.
    »Ich weiß … es ist nur … Schauen Sie, Lenas Tod war ein Unfall. Trotzdem habe ich ihn seither an jedem Tag meines Lebens bedauert. Aber ich … ich konnte mir nicht vorstellen, ins Gefängnis zu gehen. Mein Vater hat zu viele Feinde da drin. Nicht auszumalen, was …« Er schauderte und schloss bei dem Gedanken entsetzt die Augen.
    »Aber warum sollten Sie derjenige sein, der ins Gefängnis geht?«
    Er riss die Augen auf und fuchtelte mit der Waffe, als hätte ich gerade versucht, ihn anzuspringen. »Wie meinen Sie das?«
    Seine Nervosität machte mir Angst. Ich bemühte mich, nicht mehr auf die Waffe zu schauen. »Ich glaube nicht, dass Sie Lena getötet haben.«
    »Ich verstehe nicht. Ich …«
    Ich hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Nachdem Sie Lena geschlagen hatten und sie ins Wasser fiel, was geschah da als Nächstes?«
    »Ich rannte den Strand hinauf.« Er hielt die Pistole weiter auf mich gerichtet.
    »Und überließen es Barry allein, ihr zu helfen, richtig?
Aber sie hatte ihn angegriffen, nicht wahr? Sie war verärgert, weil er die Klosterruinen dem Erdboden gleichgemacht hatte. Sie drohte damit, es Kim Tyrell zu erzählen. Vielleicht wollte sie ihn damit nur ärgern, aber er nahm es nicht allzu gut auf, oder?«
    »Nein. Er war ziemlich sauer auf sie. Ich glaube, deshalb hat er nicht eingegriffen, als wir gekämpft haben. Aber glauben Sie nicht, es sei mir nicht in den Sinn gekommen, dass Barry ihr etwas angetan haben könnte, sie unter Wasser gedrückt, bis sie ertrank, oder so. Aber wie immer war er mit seiner Version der Ereignisse als Erster zur Stelle. Und jetzt lässt sich nichts mehr daran ändern.«
    »Außer dass ich Barry für den Mörder von Kim Tyrell halte.«
    Carmody war bestürzt. »Aber warum sollte er das tun?«, fragte er und schüttelte den Kopf.
    Ich antwortete nicht sofort.
    »Warum?« Er ließ die Waffe halb sinken, da seine Neugier die Oberhand gewann.
    »Sobald man Lena nicht mehr als Selbstmordfall einstufte, musste die Frage auftauchen, wer ein Motiv hatte, sie zu ermorden – und Barry befürchtete, Kim könnte über Informationen verfügen, die ihn in den Fokus
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