Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
schlug. Er stöhnte und sank sofort benommen auf alle viere.
    Ich rannte zu dem Teil der Insel, der dem Festland gegenüberlag. Im Kopf war ich das Szenario bereits durchgegangen, auch wenn ich nicht wusste, ob es machbar war. Aber ich musste es versuchen. Ich erreichte den Rand und schaute nach unten. Links von mir fiel ein langer, mit Gras bewachsener Hang in Richtung Meer ab. Darunter sah ich im Schatten der gegenüberliegenden Klippe einen Streifen dunkles Wasser, unterbrochen von Schaum in der Mitte, wo die Felsen in den Kanal hineinragten.
    Ich hörte Schüsse von hinten, und neben mir schlugen Kugeln im Gras ein.
    Ich ließ mich auf Hände und Knie fallen und begann mit den Beinen voran den Hang hinunterzukriechen. Mein Plan war, so weit nach unten zu klettern, bis ich von oben nicht mehr zu sehen war. Zunächst war es nicht schwer, auf der schwammigen Vegetation Halt zu finden, aber je steiler der Hang wurde, desto mehr dünnte sie aus. Ich wagte es nicht, direkt nach unten zu blicken, aber ich bemerkte, dass sich die Ränder meines Gesichtsfelds auf beiden Seiten mit Ozean füllten, und als ich nach oben blickte, sah ich nur Himmel. Es ermutigte mich dazu, mich auf den Bereich genau vor meinen Augen zu konzentrieren, dem einzigen stabilen Ort in meinem Universum.
    Dann hörte ich McGann meinen Namen rufen. »Komm raus! Komm raus, wo du auch steckst!«
    Ich drückte mich an den Hang. Links und rechts von mir war nackter Fels – ich klammerte mich an den letzten Flecken Gras. Ich warf einen Blick nach unten und sah, dass unterhalb von mir kein Hang mehr übrig war, es ging senkrecht in die Tiefe. Ich war so weit gekommen, wie es ging.

    Als der erste Felsbrocken über meinen Kopf segelte, dachte ich, ich hätte ihn selbst auf dem Weg nach unten gelöst. Aber rasch folgte ein beträchtlich größerer Steinblock, der aus den Ruinen oben stammte. Trotz der Gefahr, in der ich mich befand, ertappte ich mich dabei, dass ich mich über die Beschädigung ärgerte.
    Etwa drei Meter rechts von mir ragte ein überhängender Felsturm aus dem Hang. Ich begann, mich zentimeterweise hinüberzuschieben, während Steine und Felsbrocken von oben herunterregneten, die meisten weit daneben – McGann wusste nicht, wo ich war. Die Felswand, die ich überquerte, war stark geschichtet, und durch die Verwitterung waren die einzelnen Lagen getrennt worden. Es gab ausreichend Halt für Hände und Füße, aber ich hatte einige Schrecksekunden durchzustehen, wenn sich Steine lösten oder unter meinen Füßen zerfielen. Als ich die relative Sicherheit des Überhangs erreicht hatte, stellte ich fest, dass ich nicht mehr auf dem Hang lag, sondern senkrecht in einer Felswand hing.
    Dann hörte ich Stimmen. Ich lugte unter dem Sims hervor und sah rund zehn Meter rechts über mir Carmody und McGann auf einem Felsvorsprung, der wie der Wehrturm einer Burg aus der Felswand ragte. McGann hatte offenbar dort gewartet, weil er wusste, dass ich irgendwann auftauchen musste. Aber nun hatte er mir den Rücken zugewandt, während er und Carmody um den Besitz der Waffe kämpften. Carmody hatte beide Hände um McGanns Handgelenk geschlossen und drückte ihn mithilfe seines größeren Gewichts in Richtung des Rands. Aber McGann hatte die freie Hand in Carmodys Gesicht gekrallt und presste ihm die Finger in die Augen. Carmody sah nichts, und McGann schwankte mit dem Rücken zum Abgrund.
    Ich hörte ein Zischen, und genau über den beiden zog eine
Leuchtrakete mit einer roten Rauchfahne über den Himmel. Carmody war so überrascht, dass er losließ und rückwärts taumelte. McGann brauchte nur ein paar Sekunden, bis er sich gefangen hatte und die Waffe auf Carmody richtete. Dann ertönte ein Ruf von unten, der McGann für einen Augenblick ablenkte.
    Ich wagte einen Blick in die Tiefe und sah ein weißes Schlauchboot im Kanal tanzen. Es hatte zwei Leute an Bord: Kendrick und Costello. Die beiden hatten die Leuchtrakete abgefeuert.
    Ich schaute wieder nach oben und sah, dass McGann Schwierigkeiten hatte, die Pistole ruhig auf Carmody zu richten. Und dann entdeckte ich, warum. Der Boden unter seinen Füßen gab nach. Erst rieselte ein Rinnsal von Kieseln die Felswand herunter, dann wurde es ein Sturzbach aus Erde und Steinen. McGann feuerte einen Schuss ab, aber Carmody war rechtzeitig zurückgewichen. McGann versuchte, wieder Tritt zu fassen, aber binnen Sekunden gab der ganze Felsvorsprung nach, und er rutschte abwärts. Die immer schneller werdende Lawine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher