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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette
Autoren: Patrick Dunne
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mit dem Vorschlag zu mir kamen. Damals fiel es mir aus verschiedenen Gründen – aus einem vor allem – gerade schwer, Mittel aufzutreiben. Ich hatte bereits einen privaten Pilotenschein, aber ich musste jeden Euro zusammenkratzen, um die Ausbildung zum gewerblichen Piloten zu machen. Meine Familie hatte ich schon zu oft angepumpt – diese Quelle war versiegt, und wir verstanden uns ohnehin nicht sehr gut. Dann wurde mir auf einen Schlag genug angeboten, dass ich meine Ausbildung bezahlen und mir einen Anteil an einem Zweisitzer auf dem Shannon Airport kaufen konnte.« Er sah sich im Cockpit um. »Jetzt gehören mir zwei von diesen Babys, und den Zweisitzer benutzen wir zum Pilotentraining. Es hat also funktioniert, wie Sie sehen.«

    Ich blieb auf Kurs. »Aber Lena wollte nicht, dass Sie es tun, oder? Sie redete Ihnen zu, aber Sie ließen sich nicht abbringen. Am nächsten Abend im Restaurant ertrug sie die ganzen Leute nicht, die Ihr Werk feierten, deshalb brach sie früher auf. Und sie wurde nie wieder gesehen. Zitaras hat mir so viel erzählt, wie er wusste. Oder zumindest so viel, wie man ihm erzählt hat. Aber ich würde es gern von Ihnen selbst hören.«
    McGann hob den Arm und zeigte auf seine Uhr. »Darf ich rasch einwerfen – wir haben uns aus einem bestimmten Grund so früh am Morgen getroffen. Je später es wird, desto schwieriger wird es, Ihnen zu zeigen, was Sie sehen wollten.«
    »Lassen Sie uns noch fünf Minuten bei dieser Geschichte bleiben. Dann fliegen wir los.«
    »Okay. Wo soll ich anfangen? Wir waren alle Freunde, aber nicht mehr. Ich habe Lena vielleicht ein paar Mal geküsst, aber es lief nie irgendwas Ernstes zwischen uns. Und zwischen ihr und Michael schon gar nicht, weil er …«
    »Schwul ist, ich weiß. Fahren Sie fort.«
    McGann zeigte mir den erhobenen Daumen. »Ich sehe, Sie haben gut recherchiert. Ich werde mein Bestes geben müssen. Jedenfalls ist es wichtig zu wissen, dass keinerlei sexuelle Spannung oder Eifersucht im Spiel war. Was passiert ist, war nämlich so simpel und bescheuert, dass ich es noch immer nicht glauben kann.
    Michael hatte an jenem Abend frei, und wir beide waren in einem Pub in der Stadt. Wir hatten außerdem ein wenig Ecstasy und Kokain von Jonas gekauft und vor, zu einem Volksfest nach Carrigaholt zu fahren. Sie dürfen nicht vergessen, wir waren Anfang zwanzig, wollten uns amüsieren, und es war eine warme Nacht Ende des Sommers. Wir fuhren die Straße zum Loop Head hinauf und entdeckten Lena, die vom Crabshell nach Hause ging. Wir plauderten ein bisschen, sie stieg
ein und fuhr mit uns nach Carrigaholt, aber das Volksfest hatte schon dichtgemacht. Also kurvten wir eine Weile in der Gegend herum und parkten schließlich an einer Stelle mit Blick auf die Flussmündung. Wir hatten bereits Ecstasy genommen, und jetzt koksten wir alle ein bisschen. Es war, wie gesagt, eine warme Nacht, es war Vollmond, und das Meer war sehr ruhig.
    Ich schlug vor, schwimmen zu gehen. Michael war nicht allzu glücklich darüber, aber schließlich willigte er ein, und wir gingen zum Strand hinunter. Lena zieht sich bis auf die Unterwäsche aus, und wir legen Hosen und Hemden ab. Dann fordert sie uns auf, nackt ins Wasser zu gehen, und wir sagen, okay, wenn sie es auch tut. Sie sagt ja, aber sobald wir nackt sind, zieht sie ihr Fotohandy heraus, fängt an, Bilder von uns zu machen, und sagt, sie stellt sie ins Internet. Ich lief nur lachend ins Wasser, aber Michael war wegen seines Übergewichts sehr empfindlich in dieser Beziehung, er ist ausgerastet, hat ihr das Handy entrissen und es ins Meer geschleudert …« Er hielt inne. »Gus war so besorgt, das verdammte Ding könnte gefunden werden … Jedenfalls rannte Lena hinter dem Gerät her, und Michael ging ebenfalls ins Wasser und fing an, sie zu bespritzen und zu schubsen. Sie schlug nach ihm und erwischte ihn mit den Fingernägeln im Gesicht, er schlug zurück, und sie fiel seitlich ins Wasser. Michael kann ziemlich unangenehm sein, wenn man ihn ärgert.«
    »Und was haben Sie in dieser Zeit getan?«
    »Ich habe im Meer herumgeplanscht. Bis ich den Schlag hörte, mit dem Michael sie traf. Deshalb ging ich Lena helfen, während er den Strand hinauflief. Aber ich fand sie einfach nicht. Ich rief ihren Namen, bekam jedoch keine Antwort. Michael merkte, dass etwas nicht stimmte, er kam zurück, und schließlich sahen wir sie mit dem Gesicht nach unten im Wasser
treiben. Wir zogen sie heraus und versuchten, sie wiederzubeleben,
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