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Die Olchis und die Gully-Detektive von London

Die Olchis und die Gully-Detektive von London

Titel: Die Olchis und die Gully-Detektive von London
Autoren: Erhard Dietl
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Nachtschwärmer waren noch unterwegs und ein tapferer Hundebesitzer, der seinen Dalmatiner Gassi führte.
    Das Naturkundemuseum war ziemlich groß, und der Haupteingang war auch nachts hell beleuchtet. Paddock beschloss deshalb, lieber den Hintereingang zu inspizieren.
    Als er um die Ecke bog, sah er einen schwarzen Wagen die Straße heraufkommen. Er parkte dem Hintereingang gegenüber am Straßenrand. Zwei finstere Gestalten saßen darin. Das Autolicht erlosch, aber die beiden Typen blieben sitzen und machten keine Anstalten, auszusteigen.
    Sehr verdächtig!, dachte Paddock. Er hatte sich hinter einem Baum versteckt und beobachtete den Wagen eine ganze Weile.
    Worauf warteten die beiden? Wieso stiegen sie nicht aus? Er konnte die Männer nicht genau erkennen, denn im Auto war es dunkel, und die beiden hatten ihre Hüte ins Gesicht gezogen.
    Endlich stiegen sie aus. Sie schlenderten hinüber zur Museumsmauer, blieben dort stehen, und einer der beiden sah auf seine Armbanduhr.
    Leise wie eine Katze schlich sich Paddock ein wenig näher heran.
    Ich muss unbedingt hören, was sie reden, dachte er. Ich werde auf die Mauer klettern und mich von hinten an sie heranschleichen.
    Das Auf-die-Mauer-Klettern war gar nicht so einfach. Der Detektiv kam dabei ganz schön ins Schwitzen, denn mit seinen 1685 Jahren war er nicht mehr der Jüngste. So ein hohes Alter war selbst für einen Olchi kein Pappenstiel. Noch vor fünfhundert Jahren wäre er mit einem einzigen Satz da oben gewesen. Doch endlich hatte er es geschafft.
    Er drückte sich flach auf den Mauersims, und als er wieder bei Puste war, robbte er langsam vorwärts, bis ihn nur noch ein paar Meter von den verdächtigen Gestalten trennten.
    Leider hörte er nur undeutliches Gemurmel und konnte nicht verstehen, was die beiden miteinander redeten. Seine olchigen Hörhörner waren auch nicht mehr die besten.
    Paddock fummelte seinen Lauschator aus der Manteltasche. Das war auch so eine praktische Erfindung von Professor Brausewein. Ein superstarkes Hörgerät, mit dem man sogar die Ameisen husten hören konnte, wenn die Batterien in Ordnung waren. Er lüpfte seine Melone und klemmte sich den Lauschator an die Hörhörner.
    »Slimy sock! Worauf warten wir noch?«, hörte er den kleineren der beiden Männer sagen. »Hab langsam kalte Füße!«
    »Nerv mich nicht!«, knurrte der andere. »Um halb eins ist der Wärter mit seinem Rundgang fertig.«
    »Verdammt, hoffentlich ist er pünktlich!«, sagte der Kleine. »Immer haben wir diese Mistjobs! Los, bringen wir die Sache hinter uns. Wir gehen einfach rein und geben ihm eins auf die Mütze.«
    »Wir warten noch! Du weißt doch, dass …«, sagte der andere, doch der Rest war so leise, dass Paddock es wieder nicht verstehen konnte.
    Er stellte den Lauschator noch ein wenig lauter, auf höchste Stufe.
    Das war ein Fehler.
    Plötzlich gab es eine Rückkopplung, und das Ding stieß einen schrillen Pfeifton aus. Erschrocken drehten sich die beiden Männer nach ihm um.
    »Dammit!«, stieß der Kleinere aus.
    »What the hell …!«, rief der andere.
    Das Hörgerät pfiff immer lauter und wollte gar nicht mehr aufhören. Paddocks Gedanken überschlugen sich. Nervös fummelte er am Ausschaltknopf herum, bis der Lauschator endlich verstummte.
    Der größere der Ganoven ging drohend auf Paddock zu. »Was tust du da oben?«
    Paddock überlegte fieberhaft. Noch konnte er sich in Sicherheit bringen. Vielleicht sollte er sich einfach auf die andere Seite der Mauer fallen lassen?
    Doch Angriff war die beste Verteidigung. Schließlich war er ja bestens ausgerüstet. Sein Mantel hatte auf der Innenseite ein dünnes Metallgestell, und wenn er die Arme ausbreitete, konnte er damit ein ganzes Stück segeln.
    Er zögerte keine Sekunde länger, breitete die Arme aus und brachte den Mantel in Flugposition. Er wedelte mit seinen Armen, sodass es aussah, als würde er mit den Flügeln flattern. Mit einem schrillen Schrei ließ er sich kopfüber von der Mauer fallen.

    »Uiii! Uiii! Uiii!«, kreischte Mister Paddock und flatterte wie eine riesige Fledermaus hinunter auf den Boden.
    »Oh my God!«, stießen die beiden Männer erschrocken aus. Die kreischende Riesenfledermaus war zu viel für sie. Sie rannten davon, so schnell sie konnten, sprangen in ihr Auto und gaben Gas.
    »Haha! Goodbye, ihr Feiglinge!«, rief ihnen Paddock nach.
    Was für ein Glück! Er hatte die Knochenklauer in die Flucht geschlagen und einen weiteren Diebstahl gerade noch
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