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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman]
Autoren: Bastei Lübbe
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begannen aus vollem Hals zu lachen, und Cindiel knuffte den Alten in die Seite. »Für die zwei Silberlinge möchte ich aber noch eine Geschichte hören, diese war so schnell vorbei«, sagte sie und schob dabei schmollend die Unterlippe nach vorn.
    »Gut, lass mich einen Augenblick nachdenken und einen Schluck trinken.«
    Unerwartet wurden Rufe aus einer Seitengasse laut. Diese steigerten sich rasch zu Hilfeschreien, und immer mehr Leute bogen in die Gasse ab, um dem möglichen Spektakel beizuwohnen. Nach kurzer Zeit hörte man auch das Schlagen eines Schwertknaufs auf einen Schildrücken. Dies war das Warnsignal der Stadtwachen.
    Cindiel und Hagrim schauten sich verwundert an, erhoben sich und liefen mit einigen anderen Schaulustigen in die kleine Häusergasse. Vierzig bis fünfzig Personen standen bereits im Dunkeln beieinander. Der Blick auf die Ursache des Auflaufs war durch die Menschenmenge verdeckt.
    »Lasst mich durch, ich bin Heiler«, sagte Hagrim und zog Cindiel an der Hand hinter sich her, als er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Er wusste, dass dieser kleine Schwindel nur bei Nacht funktionierte. Bei Tageslicht hätte ihm eine solche Behauptung höchstens eine Menge Gelächter eingebracht.
    In der Mitte der Gasse lag ein Zwerg reglos auf dem Bauch. Hagrim beugte sich über ihn, packte seine Schulter und drehte ihn auf den Rücken. Den Zuschauern bot sich ein grauenvoller Anblick. Der Zwerg hatte die Augen weit aufgerissen, und ein kleines Rinnsal aus Blut trat daraus hervor. Weiterhin blutete er aus Nase, Mund und Ohren. Sein halb offen stehender Mund gab den Blick auf seine dick angeschwollene, blau verfärbte Zunge frei. Urplötzlich spuckte der Zwerg eine kleine Fontäne halb geronnen Blutes in Hagrims Antlitz, krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen und hauchte ein letztes Wort, den Kopf dem Pflaster entgegengestreckt. »Krakenmann.«
    Hagrims Blick hob sich von dem Toten, und er starrte durch die Beine eines etwas hilflos dastehenden Gardisten direkt auf einen geöffneten Kanalisationsschacht.
    Cindiel erkannte in dem Toten einen der Zwerge wieder, die in ihrer Straße das Bier verladen hatten. »Komm«, sagte Hagrim leise, »ich bring dich nach Hause, Prinzessin.«

4
Das Erwachen
 
    Mogda war wach. Er lag auf dem Boden und stützte den Kopf auf den Unterarm. Sein Schädel schmerzte, und sein Körper fühlte sich verspannt an. Seine Augen waren noch geschlossen, und er verspürte auch nicht den Wunsch, sie zu öffnen. Er döste noch einen Augenblick vor sich hin und genoss dabei die Wärme auf seiner Haut. Aus einiger Entfernung konnte er Vogelgezwitscher hören. Mogda mochte Vögel, denn es waren die einzigen Tiere, die nicht Reißaus nahmen, wenn er durch die Gegend stampfte. Dies lag wahrscheinlich daran, dass sie meist in zehn Fuß Höhe auf irgendwelchen Bäumen saßen und er auf sie nicht den Eindruck machte, ein besonders geschickter Kletterer zu sein, der sich mit Heißhunger auf einen ein zehntel Pfund schweren Vogel stürzte.
    Mogda drehte sich um, ohne die Augen zu öffnen, und ließ sich die Sonne auf das Gesicht scheinen. Fast fühlte er sich wie in der sorglosen Zeit seiner Jugend, als seine Mutter noch für ihn gesorgt hatte. Ogerfrauen ließen es sich nicht nehmen, ihre Nachkommen allein aufzuziehen. Deswegen bildeten Oger auch keine Clans. Deshalb, und aus dem Grund, dass sie nicht besonders gesellig waren und sich auch wenig zu erzählen hatten. Als ich noch bei meiner Mutter lebte, roch es auch immer so gut in ihrer Höhle ... nach Braten ... Braten? ... Dieser Geruch stammte nicht von einem Braten, sondern von ... einem gerösteten Magier.
    Mogda schreckte hoch und schaute sich verwirrt um. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Er war im Turm zusammengebrochen, nachdem er den Magier getötet hatte ... nein, der Magier hatte sich selbst geröstet. Und Mogda hatte das Bewusstsein verloren, nachdem er die Kette umgelegt hatte.
    Er schaute an seiner Brust herunter, konnte aber das Amulett nicht sehen. Er blickte sich nach allen Seiten um, aber auch auf dem Fußboden konnte er nichts entdecken. Stirnrunzelnd fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare. Mittellange Kette, blauer Stein, und das Ding war bestimmt wertvoll. So etwas würde niemand stehlen und mich in aller Ruhe weiterschlafen lassen. Ein gut gezielter Dolchstoß würde doch sicherstellen, dass ich dem Dieb später keinen Ärger mache, dachte er. Mogda fand keine einleuchtende Erklärung für das Verschwinden
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