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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman]
Autoren: Bastei Lübbe
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war. Er entschied sich, dass für die nächsten Leichen das Unterholz als Versteck reichen musste.
    Mit einem Seufzer machte sich Mogda auf den Rückweg zum Turm, packte den toten Magier am Fuß und zog ihn hinter sich her. Die anderen beiden hielt er ebenso an der anderen Hand und schleifte sie quer über die Lichtung zum Grab. Mogda warf die Körper hinein und begann kniend, die Erde mit den Händen zurückzuschaufeln. Löcher zu füllen ging wesentlich schneller als sie auszuheben. Nach wenigen Minuten ragte bereits ein kleiner Hügel auf. Halb zufrieden stellte Mogda fest, dass jetzt nur noch eine Steinplatte fehlte. Dann würde er das Gefühl haben, alles im Sinne der Hüttenbauer gemacht zu haben. Aber woher sollte er so eine Steintafel nehmen? Ihm fiel ein, dass die Fußbodenplatten im Turm eine ähnliche Form besaßen. Wenn er eine lockern könnte, würde es wohl reichen, sie aufrecht auf das Grab zu setzen, Zeichen hin oder her.
    Von der Arbeit müde und hungrig geworden, schlenderte er wieder zum Turm. Doch mit den Platten war leider nichts zu machen, die Fugen waren zu eng, als dass Mogda mit den Fingern eine Platte hätte lockern können. Ohne entsprechendes Werkzeug war sein Vorhaben unmöglich. Vielleicht mit der Schaufel ... Mogda setzte sich verärgert auf den Boden. Die verflixte Schaufel hatte er ebenfalls begraben!
    Er lehnte sich mit dem Rücken an die Turmwand und betrachtete die Wandregale, die mit Büchern angefüllt waren. Das da sieht genauso aus wie eine Steintafel, dachte er und fixierte einen dicken Folianten mit Ledereinband. Nicht lange grübeln, das nehme ich einfach. Der alte Mann mochte doch anscheinend Bücher. Er nahm den Band aus dem Regal und machte sich ein weiteres Mal auf den Weg zum Grab. Dort angekommen, steckte er das Buch in die lose Erde und befestigte es mit einigen kleinen Steinen. Stolz betrachtete er seine Arbeit. Sieht echt aus, dachte er, kleiner Sandhügel mit Steintafel und sogar einer Inschrift: Bestien Nelbors.
    Bestien Nelbors? Mogda wich einige Schritte zurück, als ob das Buch nach ihm geschnappt hätte. Sein eben noch zufriedener Gesichtsausdruck wurde von Furcht überschattet ... nein, von Grauen. Das konnte nicht sein. Er konnte nicht lesen. Alles, was Oger an Nachrichten irgendwo hinterließen, waren einfache Zeichnungen. Lesen war in ihrer Welt unnütz. Erstens gab es keine Ogerbücher, zweitens hätten sie nicht satt gemacht, und drittens gab es Wichtigeres, wie zum Beispiel ... ach, egal.
    Mogdas Augen verengten sich, und er starrte noch einmal auf den Bucheinband. Bestien Nelbors. Klein darunter geschrieben stand: Reiseberichte des Meisters Trebor aus vergangenen Tagen.
    Er verstand tatsächlich, was dort geschrieben stand. Ob es wohl ein Zauberbuch ist?, überlegte er. Vielleicht ein Buch, das der alte Mann geschrieben hat, damit jeder es lesen kann, egal ob Hüttenbauer, Oger, Orks oder andere Kreaturen. Oder kann ich plötzlich jedes Buch lesen? Hat der Blitz mich klüger gemacht? Oder vielleicht das Haus des Magiers? Oder ... der stechende Schmerz ... die Bewusstlosigkeit. Ein Zauber würde auch meine merkwürdigen Gedanken erklären.
    Vorsichtig näherte er sich dem rätselhaften Buch wieder. So behutsam, als wenn er sich am Einband verbrennen könnte, griff er danach. Er nahm es hoch und klappte es langsam mit einem Finger auf. Aufgrund der Größe seines Fingers und seiner Unsicherheit im Umgang mit Schriftstücken landete er auf Seite achtundvierzig. Er blieb verhältnismäßig ruhig, als er bemerkte, dass selbst die Zahl ihm eine gewisse Vorstellung davon gab, was sie zu bedeuten hatte. Unsicher betrachtete er die Worte, die auf das leicht bräunliche Papier geschrieben waren. Reiseroute, Hügelkette, Bergrücken, beschwerlicher Weg, strahlender Sonnenschein, und so weiter und so weiter. Alle diese Worte konnte er lesen, und er verstand sie auch. Er sah sich eine Zeichnung auf einer anderen Seite an. Sie zeigte einen Ausschnitt aus einer Landkarte. Darüber stand: Ausläufer des Tals von Flechtenberg.
    Auf der Karte waren Häuser, Brücken, Wege, Wälder, Flüsse und vieles mehr eingezeichnet. Mogda war begeistert von dem Detailreichtum und der Beschriftung. Die Karte war zur besseren Übersicht in mehreren Farben dargestellt. Er blätterte ein paar Dutzend Seiten weiter und stieß wieder auf eine Zeichnung, diesmal auf die Darstellung eines Orks.
    Links daneben stand: humanoide Gestalt, gedrungener Körperbau, sechs Fuß groß, sehr kräftig,
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