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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
Autoren: Ruediger Jungbluth
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Das US-Wirtschaftsmagazin
Forbes
taxiert das Vermögen der Familie von Rudolf-August Oetker und seinen acht Töchtern und Söhnen auf 7,5 Milliarden Dollar. Auf der Liste der reichsten Deutschen rangieren die Oetkers damit ganz oben. Nur die Brüder Karl und Theo Albrecht (ALDI), Quandt-Erbin Susanne Klatten (BMW, Altana) und die Familie des Versand und Immobilienunternehmers Werner Otto werden als noch vermögender eingestuft. Selbst im internationalen Vergleich ist das Vermögen der Oetkers gewaltig, und es wächst stetig. Auf der
Forbes-Liste
der reichsten Menschen der Welt ist die Bielefelder Familie in den vergangenen Jahren auf Platz 50 vorgerückt.
    Solche Rangfolgen beruhen allerdings auf Schätzungen, nicht auf Kontoauszügen. Da die Firmen der Oetkers zum größten Teil nicht an der Börse notiert sind und ihre Gewinne nicht veröffentlichen, ist es schwer, ihren Wert zu bestimmen. Das
manager magazin
beispielsweise rechnet konservativer als
Forbes
und bezifferte den Reichtum des Bielefelder Unternehmerclans im Jahr 2003 mit 3,5 Milliarden Euro.
    In beiden Ranglisten ist allerdings Arend Oetker nicht enthalten, ein Neffe des Bielefelder Konzernpatriarchen Rudolf-August Oetker. Dieser Arend Oetker ist ein außergewöhnlich erfolgreicher Unternehmer, dessen Reichtum gemeinhin unterschätzt wird. Er hat ein eigenes Firmenimperium aufgebaut und ist Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Die wertvollsten Stücke in seinem |14| Beteiligungsportfolio sind der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Hero, der im Jahr 2003 rund 1,5 Milliarden Franken umsetzte, und der Marmeladenhersteller Schwartauer Werke. Aber auch mit der Champions League hat Arend Oetker viele Millionen verdient. Er sammelt Ehrenämter ebenso wie Kunst, und ein US-Fachblatt hat den 65-Jährigen jüngst in die Liste der weltweit aktivsten Kunstkäufer aufgenommen.
    Die Oetkers gehören zu den wenigen alten Wirtschaftsfamilien in Deutschland, denen es gelungen ist, ihre Stellung und ihr Vermögen über alle politischen Systeme und wirtschaftlichen Umbrüche hinweg bis in die Gegenwart zu bewahren. So steht heute an der Spitze des Konzerns der Urenkel des Firmengründers – geradezu das Musterbeispiel einer Dynastie. Dabei hat die Familie in den Kriegen und Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts einen ungewöhnlich hohen Blutzoll bezahlt.
    Umso beachtlicher ist die ökonomische Erfolgsgeschichte, die der Clan geschrieben hat und noch schreibt. Sie reicht weiter zurück als bei den meisten anderen deutschen Unternehmerfamilien. Schon 1900 waren die Oetkers mehr als nur eine Familie mit Industriebesitz, sie waren ein regelrechter Sippenverband erfolgreicher Unternehmer, die sich in verschiedenen Regionen Deutschlands niedergelassen hatten. Und nicht mit Backpulver, wie es die Legende heute will, fing die Oetker-Saga an, sondern mit Marzipan und Seide.

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    |15| 1870 – 1914
Eine wilhelminische Erfolgsgeschichte

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1. »In eigenen Räumen und mit eigener Dampfkraft«
Louis C. Oetker und seine Marzipanfabrik
    L ouis Carl Oetker war 25 Jahre alt, als er sich 1870 selbstständig machte. Der Konditor hatte ein Kapital von 1200 Talern, mit dem er in der Reichenstraße 27 in Altona bei Hamburg sein eigenes Geschäft eröffnete. Der junge Oetker war ein Könner seines Faches und sehr fleißig. Sein Geschäft wurde schnell zu einer der größten Konditoreien in der Hamburger Schwesterstadt. Anfangs stellte der Konditor alle Sorten von Kuchen und Gebäck her. Am beliebtesten aber war Marzipan.
    Louis C. Oetker begann schon bald, sich auf die Herstellung dieser Zuckerware aus Mandeln zu spezialisieren. Dafür benutzte er in seiner Konditorei einfache Werkzeuge. Die Mandeln verarbeitete er in kleinen Mengen mit Hilfe eines Reibsteins. Anschließend wurden sie in einem Kessel auf dem Koksfeuer geröstet, während der Konditor den Zucker allmählich zusetzte. Aus der Masse formte Oetker die so genannten Lübecker Marzipantorten. Lübeck und Königsberg waren schon im 19. Jahrhundert die Städte in Deutschland, die für ihr köstliches Marzipan bekannt waren.
    Nach einiger Zeit kam Louis C. Oetker auf die Idee, auch andere Artikel aus Marzipan anzufertigen. Er formte Früchte und Gemüse, und mit Hilfe von Anilinfarben stellte er bald auch bunte Marzipanleckereien her. Das war neu und machte großen Eindruck beim Publikum. Die Altonaer Bürger rissen sich förmlich um die originellen und dekorativen
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