Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
mit dumpfem
Haß in den blassen Augen an und gab sich offensichtlich ungeheure Mühe, den
Mund zu halten.
    »Wie ich schon eingangs sagte«,
fuhr ich fort, »werde ich jeden, der versucht die Stadt zu verlassen, als
Hauptzeugen festnehmen lassen — oder sonst Mittel und Wege finden. Jedenfalls
bleibt ihr Burschen hier, da wo ihr diesen Einbruch verübt habt.«
    »Sie sind urlaubsreif,
Lieutenant«, sagte Mandel freundlich. »Sie haben nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Ich weiß, daß ich im
Augenblick dringend frische Luft brauche«, sagte ich. »Und vermutlich ist heute
ohnehin nicht Sams Gesangstag, aber vielleicht morgen?« Ich blickte Fletcher
fragend an.
    »Sie sind verrückt«, winselte
er verzweifelt. »Sie wissen überhaupt nicht, was Sie sagen.«
    »Ich sage lediglich die
Wahrheit, Sam, Baby.« Ich stieß das Messer ein wenig tiefer zwischen die
Nervenenden. »Sie sind zum Verpfeifen geboren, und dessen sind Sie sich auch
bewußt. Weil Sie dem Druck nicht mehr gewachsen sind, kann man jeden Augenblick
damit rechnen, daß Sie auspacken. Werfen Sie gelegentlich mal einen Blick in
den Spiegel, alter Freund. Sie beginnen bereits, an den Rändern auszufransen.«
    Eine lastende Stille setzte
ein.
    »Nun ja—«, ich löste mich von
der Tür, »denken Sie mal darüber nach, Sam. Wenn ich nicht schon früher von
Ihnen höre, komme ich morgen wieder bei Ihnen vorbei.«
    Ich drehte ihnen den Rücken zu
und verließ die Wohnung. Noch bevor ich mehr als ein paar Schritte auf die
Treppe zu gemacht hatte, wurde die Wohnungstür aufgerissen, und ich hörte
hinter mir das schnelle Klicken von Pfennigabsätzen. Dann ergriff eine Hand
meinen Ellbogen und drehte mich um.
    »Was sind Sie eigentlich?«
sagte Josie, heftig atmend. »Ein Sadist? Wollen Sie, daß Sam umgebracht wird?«
    »Josie—«, ich lächelte sie
unschuldig an, »ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden, zum Kuckuck.«
    »Sie wissen verdammt genau, daß
ich von Sam rede und davon, was Sie ihm antun«,
zischte sie. »Er hatte überhaupt nichts mit diesem Schmuckdiebstahl zu tun, ich
schwöre es Ihnen! Aber wenn diese beiden anderen nach Ihrem Zirkus dort drinnen
auf dumme Gedanken kommen, wird Sam sich nicht retten können, und das wissen
Sie auch.«
    »Es gibt für Sam eine ganz
einfache Möglichkeit, sich zu retten«, sagte ich sachlich. »Das zu tun, was ich
sage.«
    »Sie sind verrückt!« Sie preßte
den Handrücken gegen die Zähne und biß einen Augenblick lang heftig darauf.
»Alles, was Sie wollen, ist, daß Sam ermordet wird.«
    »Vielleicht möchte ich ihn auch
nur vor der Gaskammer retten«, sagte ich nüchtern.
    »Gaskammer?« Sie starrte mir
verblüfft ins Gesicht. »Wieso Gaskammer?«
    »Erinnern Sie sich an den
Nachtwächter im Krankenhaus«, sagte ich, »an den Burschen, der die letzten fünf
Tage in tiefer Bewußtlosigkeit gelegen hat? Er ist heute morgen acht Minuten nach sechs Uhr gestorben.«
     
    Während ich den Jaguar in die
Zufahrt der hübsch angelegten pazifischen Landzunge lenkte, fragte ich mich
mürrisch, ob es irgendeinen triftigen Grund gab, erneut mit Thelma Garow zu reden; oder ob ich lediglich eine Entschuldigung
suchte, um mich von der trübseligen Routinearbeit, Sam Fletcher unter Druck zu
setzen, für eine Weile zu absentieren . Gleich nachdem
Thelma Garow die Einzelheiten über den Einbruch in
Wolfes Büro und über die Erschießung des Nachtwächters erfahren hatte, war ihre
Auskunftsfreudigkeit völlig versiegt. Vielleicht war sie insgeheim überzeugt,
ihr Mann sei irgendwie in die Sache verwickelt, was mir selbst in den
gewagtesten Momenten unlogisch schien. Vielleicht war sie überzeugt, daß er tot
war, denn dem Register des Nachtwächters nach hatte er das Haus nicht
verlassen, und sie glaubte möglicherweise, daß seine Leiche dort noch irgendwo
versteckt lag. Vielleicht — eine ganze lausige Welt von Vielleichts !
    Als ich mich aus dem Wagen
hinauswand, tauchte eine weiß-goldene Nymphe aus dem Nichts auf und kam auf
mich zu. Dies allein lohnte es, gekommen zu sein! Ich hatte Eva Thyson seit diesem ersten Zusammentreffen nicht mehr
gesehen, und es war wie eine Rückblende. Sie trug mehr oder weniger dieselben
Sachen: einen weißen Pullover, der sich vom vorigen lediglich aufs
raffinierteste durch goldene Sprenkel unterschied, und kurze weiße Shorts.
    »Was wollen Sie?« fragte sie
mißtrauisch. »Hier herumspuken?«
    »Die Pflicht ruft mich, die
Arbeit eines Lieutenants endet nie«, sagte ich. »Ich muß noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher