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Die Nymphe Eva

Die Nymphe Eva

Titel: Die Nymphe Eva
Autoren: Carter Brown
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ihm
kalt zu. »Ihr Vorstrafenregister kenne ich bereits, Herb. Wie steht es mit Ihren
Freunden?« Ich richtete den Blick auf Lucas. »Mit Ihnen zum Beispiel, Junior?«
    »Ich habe nie gesessen, wenn
Sie das meinen«, knurrte er.
    »Sind Sie nicht einmal
irgendwann festgenommen worden?« bohrte ich nach.
    »Klar, bin ich schon
festgenommen worden! Aber mehr nicht, Sie Polyp. Man hat noch nicht einmal
versucht, mich vor Gericht zu schleifen. Verstehen Sie? Jedesmal war ich das Opfer polizeilicher Willkür!«
    »Seien Sie still«, flehte ich,
»sonst breche ich in Tränen aus.«
    Sam Fletcher scharrte nervös
mit den Füßen, als ich ihn ein paar Sekunden lang schweigend anstarrte.
    »Ich bin verurteilt worden«,
wimmerte er plötzlich. »Aber man hat mir etwas in die Schuhe geschoben.«
    »Was denn?« sagte ich scharf.
    »Diese lausigen...« Er
verschluckte die nächsten Worte, so daß er nur noch geräuschvoll gurgelte, bis
alles in seiner Kehle erstarb. »Man hat mich hereingelegt«, wiederholte er.
    »Wenn Sie mich ansehen,
Lieutenant«, sagte seine Frau in eisigem Ton, »so ist die Antwort: Nein!«
    »Gratuliere!« sagte ich.
    Ihre Unterlippe rollte sich
verächtlich nach außen. Dann wandte sie den Kopf ab und starrte gelangweilt auf
die Wand.
    »Was soll das eigentlich alles
bedeuten?« fragte Mandel höflich. »Ich dachte, ich hätte bereits bewiesen, daß
ich nicht sowohl hier als auch in San Francisco sein konnte, als der...«
    »Es dreht sich um etwas
anderes«, sagte ich barsch. »Jemand hat gestern nacht im Büro eines Diamantenhändlers in der Innenstadt einen Einbruch verübt. Der
Betreffende war ein wirklicher Experte im Safeknacken ,
und«, ich blickte betont auf Lucas, »der Nachtwächter bekam drei Kugeln in den
Rücken.«
    »Wie scheußlich!« Herb
schüttelte bedächtig den Kopf. »Also auch noch ein Mord.«
    »Wie kommen Sie darauf, daß er
tot ist?« fragte ich unschuldig. »Er liegt im Augenblick im städtischen
Krankenhaus, zwei Leute vom Büro des Sheriffs neben seinem Bett, die nur darauf
warten, daß er aufwacht und redet.«
    Aus dem Augenwinkel sah ich,
wie Sam Fletchers widerwärtiges Gesicht plötzlich zuckte; und nun wußte ich
genau, was das Besondere an ihm war, das ich zuvor nicht hatte ausmachen
können.
    Er hatte das Aussehen eines
geborenen Spitzels, alle Kennzeichen des Informanten aus innerem Zwang, der bei
den ersten Anzeichen irgendwelcher Schwierigkeiten seine eigene Mutter verraten
würde. Die ewig unruhigen Augen, der schlaffe Mund, die winselnde Stimme, alles
waren eindeutige Symptome. Sam Fletcher war der Typ des üblen Spitzels, der
unter Druck singen würde wie ein Kanarienvogel, dessen war ich gewiß, und
langsam löste ein warmes Gefühl der Dankbarkeit den Krampf in meinem Magen. Ich
beschloß, dafür zu sorgen, daß er von diesem Augenblick an einem ständig
wachsenden Druck ausgesetzt werden würde, soviel war sicher.
     
     
     

DRITTES KAPITEL
     
    I ch blieb neben der mitgenommen
aussehenden grauen Limousine, die am Straßenrand stand, stehen und steckte den
Kopf durch das offene Fenster. Auf dem gefurchten Neandertalergesicht im Innern
erschien flüchtig ein verblüffter Ausdruck, und dann faßte sich Sergeant Polnik wieder.
    »Sie sind’s, Lieutenant!«
    »War heute
morgen etwas los?« fragte ich.
    »Vor etwa einer Stunde sind
Mandel und Lucas in die Wohnung hinaufgegangen.« Er blinzelte bedächtig.
»Glauben Sie, daß Fletcher schon soweit ist, daß er
singt, Lieutenant?«
    »Ich wünschte, ich könnte das
sagen«, knurrte ich wütend.
    »Ich habe nur so gedacht«,
sagte er taktlos. »Ich meine, es sind jetzt schließlich fünf Tage vergangen und
so, Lieutenant.«
    »Ich weiß«, sagte ich scharf.
»Und es war meine lausige Idee, so lange auf Fletcher einzuhämmern, bis er
redet. Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern, Sergeant, das tut der Sheriff
ohnehin schon die ganze Zeit.«
    »Himmel!« Ein Ausdruck der Reue
schien sein Gesicht in einer Weise auseinanderzusprengen, als ob er soeben
damit in ein Quetschwerk geraten wäre. »Tut mir leid, Lieutenant.«
    »Ich werde es jedenfalls noch
einmal versuchen«, sagte ich. »Bis später.«
    Ich ging über die Straße und
danach einen halben Häuserblock weiter, bis zu dem Appartementhaus, in dem
Fletcher wohnte, und trat ein. Gleich darauf öffnete Josie Fletcher die Tür und
blickte mich verbittert an.
    »Schon wieder Sie!«
    »Ich wollte mich nur ein wenig
freundschaftlich mit Ihrem Mann unterhalten«, sagte
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