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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler
Autoren: Gerd Scherm
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ihm die Hitze schon fast die Tränen in die gelben Augen trieb, sah er, was der Freund meinte:
    Ein Käfer schob die Sonne über den Himmel.
    »Wer bist du, und was, um aller Götter willen, tust du hier?«, rief Skalli erbost.
    Der Käfer drehte langsam den Kopf zu ihm und antwortete: »Mein Name ist Chepre, und ich stamme aus Ägypten. Ich mache diese Arbeit schon so lange ich denken kann. Es ist sehr freundlich von euch, dass ihr mich seit einiger Zeit begleitet. Vorher war es doch enorm einsam hier oben.«
    »Aber wie kommst du als Ausländer dazu, unsere Sonne über den Himmel zu schieben?«, frage Hati konsterniert.
    »Ich kann euch verraten, dass es nicht eure Sonne ist. Sie ist in jedem Land gleich. Ich mache diese Arbeit schließlich schon seit Urzeiten im Auftrag der Götter.«
    »Aber wir arbeiten doch auch für die Götter!«, wandte Skalli ein.
    »Eure Götter sind jünger als meine. Deshalb schiebe ich die Sonne, und ihr jagt lediglich hinterher. Basta! Und jetzt lasst mich weitermachen, die Menschen wundern sich schon, dass die Sonne stillsteht.«
     
    *
     
    Im frühen Morgengrauen brach Loki auf, und nach zwei Stunden erreichte er den Wasserfall, an dem er Hreidmars Sohn Otter getötet hatte. Es dauerte nicht lange, bis in Ufernähe ein mächtiger Hecht erschien, der sich sogleich in einen Zwerg verwandelte.
    »Schmeckte der Braten nicht, Schnellschwätzer?«, fragte Andwari zynisch. »Das war wohl nichts mit Fisch und Fleisch. Mir scheint, diesmal hast du den Falschen erwischt.«
    »Du hast den Stein auf Otter gelenkt, jetzt wird mir einiges klar!«
    »Kannst du es beweisen, Wortverdreher?«
    »Das kann ich nicht. Aber ich weiß, dass du das Wergeld bezahlen wirst!«
    Mit einer blitzartigen Bewegung warf Loki ein Netz über den Gestaltwandler.
    Es war ein ganz besonderes Netz, denn es gehörte der Meerriesin Ran, die damit gewöhnlich die Ertrunkenen auffischte und in ihr unterseeisches Totenreich brachte. Weil Loki das magische Netz vor einiger Zeit »ausgeliehen« hatte, musste Ran nun die Opfer der See umständlich von Hand einsammeln. Deshalb gehörte auch sie, die Gattin des Meerbeherrschers Ägir, zu denen, die noch eine Rechnung mit Loki offen hatten. Und in diesem Fall war es eine sehr große.
    Aus dem Netz von Ran gab es kein Entrinnen und Andwari wusste das.
    »Gut, du hast mich, ich bezahle das Wergeld«, räumte der Zwerg resigniert ein.
    »Ich wusste doch, dass du hilfsbereit bist«, höhnte Loki. »Wo hast du dein Gold versteckt? Ich will alles Gold, das du besitzt, dein anderes Hab und Gut magst du behalten!«
    »Bring mich zur Felsnase neben dem Wasserfall!«, forderte Andwari. Loki warf sich das Netz mit seinem Gefangenen über die Schulter und marschierte los.
    Als sie den auffälligen Felsen erreicht hatten, murmelte der Zwerg einige unverständliche Worte. Obwohl Loki seine extrem guten Ohren spitzte, konnte er die zauberische Formel nicht verstehen.
    Begleitet von einem knirschenden Geräusch, teilte sich der Fels in der Mitte und gab einen Durchlass frei. Schnell schlüpfte Loki mit Andwari durch den Spalt in die Höhle. Ein typisch niedriger Zwergenstollen führte in einer steilen Neigung in den Berg hinein. Immer wieder zweigten links und rechts weitere Gänge ab, die Loki aber ignorierte. Erst als sich der Hauptgang gabelte, fragte er: »Und wohin jetzt?«
    »Den linken Gang und an der nächsten Gabelung rechts. Dann führen Stufen hinab in meine Haupthöhle und zu meinem Schatz, du Dieb!«
    »Aber, aber! Ich sorge nur dafür, dass das Gold in Bewegung bleibt. Und ich liebe es, wenn es sich auf mich zubewegt.«
    Nach kurzer Zeit erreichte Loki die Haupthöhle des Zwerges und öffnete den kleinen Verschlag, den Andwari als seine Schatzkammer bezeichnete. In der Felsnische lag einiges von Wert, vor allem erlesene Pelze, einige prächtige Schwerter, fein ziselierte Äxte und kostbare Speerspitzen und Lanzenblätter. Doch der Trickstergott beachtete sie ebenso wenig wie die Juwelen und Perlen, die Andwari in kleine Weidenkörbchen sortiert hatte. Wohl aber interessierte Loki der Inhalt einer hölzernen, mit Eisen beschlagenen Truhe. In ihr bewahrte Andwari sein Gold auf. Loki räumte sie vollständig leer und verstaute alles in einem groben Leinensack.
    »Das müsste reichen, den Otterbalg zu füllen und das Fell zu bedecken!«
    »Dann lass mich wieder frei! Ich habe deine Wünsche erfüllt«, forderte Andwari.
    »Nicht ganz, nicht ganz. Ich hörte da von einem ganz besonderen
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