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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer
Autoren: Gerd Scherm
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werde es finden! Und wenn ihr nicht kooperiert, lasse ich euer Schiff auseinandernehmen, bis kein Teil davon mehr größer ist als ein Zahnstocher!«
    Seshmosis, der die Szene von der Reling aus verfolgte, amüsierte sich köstlich. Raffims Schweißausbruch war deutlich zu sehen. Er gönnte es den dreien, dass sie jemand einmal so richtig in die Zange nahm.
    Raffim beschloss in seiner Angst, alles anzugeben, was er mitführte. Zu seinem Trost hatte er ja bei der Ausfuhr des Meteoreisens den ganzen Zoll gespart. Die anderen beiden taten es ihm zähneknirschend gleich. Allerdings deklarierten sie die berauschenden Lotosfrüchte als überschüssigen Proviant und konnten so die Drogen völlig legal und zollfrei einführen.
    »Also gut«, sagte Hiram zufrieden. »Mein Assistent wird euch ein Papier geben, auf dem steht, was jeder von euch zu bezahlen hat. Damit geht ihr zur Hafenmeisterei und entrichtet die Gebühren!«
    Da fiel der Blick des Zollinspektors auf den vergessenen Windsack des Gottes Aiolos, der immer noch am Mast hing. Mit den Worten »Und was haben wir denn noch da« löste er die silberne Schnur. Da ergriff eine plötzliche Windbö Hiram und warf ihn über Bord ins Wasser.
    Die Tajarim brachen in schallendes Gelächter aus, und einer der phönizischen Seeleute hielt dem um Hilfe schreienden Zöllner ein Ruder hin, damit dieser sich daran festhalten konnte.
    Derweil entdeckte Seshmosis neben dem Mast eine transparente Gestalt aus Luft, die nur durch die Brechung des Lichts sichtbar wurde. Neugierig näherte er sich und erkannte Eidona, die jüngste Tochter des Windgottes.
    »Wie kommst du denn hierher?«, fragte Seshmosis verwundert.
    »Ich bin heimlich mit in den Sack geschlüpft. Als meine Brüder plötzlich ausbrachen, blieb ich zurück, weil ich die Stürme nicht noch verstärken wollte. Doch irgendjemand hat die Schnur dann wieder fest zugebunden, sodass ich gefangen war.«
    Seshmosis fühlte Mitleid mit dem ungewöhnlichen Geschöpf und fragte: »War es schlimm, die ganze Zeit in diesem Sack gefangen zu sein?«
    Einige Luftwirbel formten ein Lächeln in Eidonas Gesicht, als sie antwortete: »Nein, keineswegs. Wir Windgeister schlafen sehr viel, wenn wir nicht wehen. Die Windstille ist unsere Traumzeit.«
    »Schön, dass du nun wieder frei bist und nach Hause zurückkehren kannst. Grüße bitte deine Familie von mir, und habt alle noch einmal Dank für eure Hilfe!«, rief ihr Seshmosis nach, während der glitzernde Luftwirbel Richtung Westen aufs offene Meer verschwand.
     
    *
     
    Seshmosis saß in seinem Zimmer in Kalalas Palast und freute sich. Nicht nur, dass er endlich wieder zu Hause war, sondern auch, dass er mehr besaß als jemals zuvor. Die Prinzessin hatte ihm nämlich seinen Anteil am Gewinn der Fahrt ausbezahlt. Seshmosis war gar nicht klar gewesen, dass alle am Profit beteiligt wurden, nicht nur die Schiffseigner. So sah er sich nicht nur im Besitz eines Replikats des Amuletts von Phaistos, einer kleinen Statuette der Göttin Hera und eines Anhängers in Form eines göttlichen Donnerkeils, und das alles aus massivem Gold, sondern auch eines Beutels mit reichlich Gold- und Silberstücken. Während er schon zum dritten Mal glücklich seinen Anteil zählte, erschien GON auf seinem Schrein.
    »Nun, bist du zufrieden?«, fragte die rot getigerte Katze.
    »Ja, ich hätte nie gedacht, dass sie mir etwas abgeben.«
    »Ich meinte nicht das Geld, mein lieber Prophet. Ich dachte eher an die Reise.«
    »Es war sehr aufregend«, antwortete Seshmosis. »Und ich weiß gar nicht, wie lange wir unterwegs waren. Hier in Byblos sagen sie, wir wären ein halbes Jahr weg gewesen, aber mir kommt es viel länger vor.«
    »Du kennst ja inzwischen die Tücken der Zeit«, kommentierte die Katze nur und fuhr fort: »Du hast deine Aufgaben gut gemeistert. Nicht nur, dass du Skamandrios gerettet und dadurch ein neues Troja ermöglicht hast. Du kannst nun auch berichten, was vor Troja und bei der Heimfahrt des Odysseus wirklich geschah. Es wäre doch schade, wenn die Menschheit nur von Homeros erfahren würde, wie es angeblich gewesen ist.«
    »Herr, du meinst, ich soll die ganze Reise aufschreiben? «, fragte Seshmosis beunruhigt. »Das ist aber eine gewaltige Aufgabe!«
    »Du kannst es dir doch jetzt leisten, dich diesem Vorhaben zu widmen.«
    Seshmosis wusste, dass es zwecklos war, mit GON in dieser Angelegenheit weiter zu verhandeln, und er ergab sich seinem Schicksal.
    »Ich würde gern noch wissen, wie es den
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