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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer
Autoren: Gerd Scherm
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Raum, ein geflügeltes Pferd, und auf seinem Rücken saß ein Reiter. Erst knapp vor dem Spielfeld zügelte der Mann sein Pferd so heftig, dass es mit den Vorderbeinen aufstieg und seine Hufe nur um Haaresbreite neben Apollons Kopf in die Luft schlugen.
    »Was soll das?«, »Wer ist das?«, »Wer wagt es?«, riefen die Götter durcheinander. Und selbst der unerschütterliche Zeus erhob sich beunruhigt von seinem Thron.
    »Kennt ihr eure eigenen Kinder nicht mehr?«, rief der Reiter und hatte immer noch Mühe, sein Pferd unter Kontrolle zu bringen.
    »Dieses feurige Ross ist Pegasus, und ich bin sein Bruder Bellerophon! Wir sind die Söhne der Medusa, von Poseidon gezeugt. Doch bei all euren amourösen Abenteuern habt ihr ja den Überblick über eure Nachkommen verloren. Auch wir dienten euch einst als Figuren in eurem Spiel, bis ihr unserer überdrüssig wurdet. Doch nun sind wir aus dem Schatten des Vergessens zurückgekehrt.«
    »Wie könnt ihr es wagen!«, schrie Zeus. »Nur den Göttern ist es vorbehalten, den Olymp zu betreten!«
    Da erschien neben Bellerophon GON als Feuerwirbel und sprach:
    »Ich habe sie mitgebracht, mit Verlaub. Erinnert ihr euch nicht an unsere erste Begegnung hier?«
    »Jokeros!«, rief Athene entrüstet. »Du hast dich schon genug eingemischt. Außerdem hast du im Olymp nichts zu suchen!«
    »Joker, bitte! Und ich suche auch nichts; alles, was ich brauche, ist schon da«, antwortete die Stimme aus dem Feuer. »Maßlose Götter, die rücksichtslos ein egoistisches Spiel spielen.«
    »Unser Spiel geht dich nichts an! Verschwinde!«, befahl Ares.
    »Es geht mich sehr wohl etwas an. Die Menschen sind nämlich nicht euer Besitz. Und wenn ich sehe, wie ihr mit euren ›Lieblingen‹ umgeht und wie ihr eure eigenen Kinder behandelt, kommt mir das Grausen. Seht diese beiden: Pegasus und Bellerophon. Als ihr genug von ihnen hattet, habt ihr Pegasus einfach als Sternbild in den Himmel abgeschoben und Bellerophon als gebrochenen Mann auf der Erde zurückgelassen. Die beiden sind mir mit Freuden gefolgt, um mit euch abzurechnen.«
    »Wer gibt dir das Recht, uns zu belehren, du Feuerwurm?«, brüllte Zeus.
    »Ach ja, das Recht. Wo steht eigentlich geschrieben, dass es euch gestattet ist, euch so aufzuführen? Dass ihr Menschen für euer Spiel missbrauchen könnt? Und wo steht geschrieben, dass ihr alle Menschen in den Hades schicken dürft, ganz egal, wie anständig und gottgefällig sie leben?«
    »Das ist unsere Angelegenheit«, herrschte ihn Ares an.
    »Nein, das ist die Angelegenheit derer, die von euch in die Hölle geschickt werden. Es ist kein Wunder, dass die Achäer zu Lebzeiten plündernd und mordend durch die Welt ziehen. Wer keine Hoffnung hat, hat auch kein Gewissen.«
    »Die Menschen lieben uns!«, erwiderte Aphrodite. »Sie bringen uns Opfer dar und beten zu uns.«
    »Nur aus Angst vor Strafe. Und eure Belohnung ist die Verdammnis. Ich will euch gern einen Zeugen vorstellen, dem diese Behandlung von euch widerfahren ist. Erscheine, Achilleus!«
    Aus dem Feuerwirbel löste sich eine dunkle Wolke, und aus ihr trat der große Achilleus, der Liebling der Götter.
    »Da hast du einen denkbar schlechten Zeugen für deine Anklage gewählt, Jokeros!«, triumphierte Athene. »Denn wir belohnten den glorreichen Achilleus damit, dass wir ihn zum mächtigen Herrscher über die Toten machten. So sprich denn, ruhmreicher Held!«
    »Diese kalte Herrschaft ist kein Trost«, klagte Achilleus bitter. »Lieber will ich auf Erden eines Tagelöhners Knecht sein und den Acker bestellen, als der Erste unter den Toten im Hades.«
    »Aber preisen sie dich denn nicht jeden Tag?«, fragte Aphrodite verwundert.
    »Wer seinen eigenen Tod beklagt und seine Verwandten beweint, während er in der Hölle sitzt, will keinen anderen Toten preisen. Schon gar nicht einen, der zu Lebzeiten dafür sorgte, dass reichlich Nachschub in den Hades gelangte. Und selbst wenn es anders wäre, was nützte mir die Ehrerbietung geschundener Seelen? Das Leben findet auf der Erde statt. Euer Jenseits ist nur Qual.«
    Langsam verblasste die Erscheinung des Achilleus, und Schweigen erfüllte den Olymp.
    Plötzlich befahl GON: »Pegasus! Bellerophon! Ans Werk!«
    Das mächtige geflügelte Pferd stieg erneut mit den Vorderbeinen hoch, genau über dem Spielfeld der Götter.
    »Nein, nicht!«, rief Zeus. »Du vernichtest die Menschenwelt!«
    Pegasus erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Nur Götter können von hier aus die Welt beeinflussen.
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