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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott
Autoren: Gerd Scherm
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wohl gewöhnen müssen.
    Im Norden gab es starke Hyksosführer, da waren Leute, die sich als Stamm oder gar als Volk fühlten. Die Thebener Hyksos fühlten sich als Thebener, als Weber und Devotionalienhändler, als Bademeister und Müller, als Lehrer und Handwerker, als Statuenputzer und Schreiber. Keiner von ihnen beherrschte einen Ägypter. Keiner, außer Raffim, der einige Ägypter in seiner Krokodilverwertung beschäftigte.
    Die Hyksos von Theben waren in Generationen längst Thebener geworden.
    Aber das zählte nicht mehr. Die Zeit der Vernunft war verstrichen, die Emotionen und der Hass dominierten, die Argumente waren schon längst von den Parolen abgelöst.
    Seshmosis seufzte tief.
    Morgen musste er eine Entscheidung treffen, und er musste die anderen von seiner Entscheidung überzeugen.

     
    Seshmosis irrte, als er dachte, er und eine Million Stechmücken seien die einzigen Lebewesen in Theben, die in dieser Nacht nicht schliefen.
    Wenige Kilometer weiter nordöstlich herrschte rege Geschäftigkeit. In einem Palast minderer Bedeutung und Pracht, der höchstens achthundert Sklaven das Leben gekostet hatte, tagten Politiker und Priester, was im Prinzip ein und dasselbe war.
    Kamoses, der regionale Statthalter des Pharaos, versammelte in dieser Nacht den Großen Rat zu einer äußerst wichtigen Besprechung.
    Da saßen nun alle, die in Theben Rang und Namen hatten. Der Grünschillernde Großkophta des Suchos, der Goldgezähnte Hierophant, der Gefiederte Speer des Month, die Empfangende Tochter der Isis, der Einäugige Wächter des Horus, die Schlafende Buhlin der Nut, der Scharfrichter der Mafdet, der Höchste Hohepriester des Armin, die Silberklaue des Seth, die Dreibrüstige Dienerin der minderen Triebgötter, der Heilige Schakal des Anubis, die Löwenmähnige Priesterin der Bastet, der Dunkellord der Ammit, der Großanonymus der Namenlosen Götter, der Oberste Zwerg des Bes, das Geliebte Kind des Chons, der Bändiger der niederen Dämonen, die Tanzende Kuh der Hathor, der Schreiber des Toth, der Kommandant der Stadtwache, der Kommandant der Tempelwache, der Kommandant der Palastwache, der Oberste Steuereintreiber, der Oberste Einbalsamierer, die Großvertreterin der nichtgöttlichen Dirnen, der Sprecher der freien Händler, der Verleiher inländischer Währungen, der Verleiher ausländischer Währungen, der Vorsitzende des städtischen Sklavenamtes und der Besitzer der Badehäuser.
     
    »Ehr-, groß- und hochwürdigste Anwesende! Ich freue mich, dass ihr alle in dieser Stunde meiner Einladung gefolgt seid. Wisset, dass unser großer Pharao Ahmose mich, Kamoses, beauftragt hat, das weitere Vorgehen gegen die Hyksos in unserer geliebten Stadt Theben zu koordinieren. Es wäre schädlich und schändlich, wenn ein jeder für sich eigennützige Ziele verfolgen würde. Bei allem berechtigten Zorn auf die Fremden dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass es sich bei ihnen um eine volkswirtschaftlich eminent wichtige Gruppe handelt. Ein überstürztes Handeln würde uns mehr Schaden zufügen als Nutzen. Deshalb muss ich in aller Schärfe die Vorgänge, die mir zu Ohren gekommen sind, verurteilen.
    In manchen Tempeln, namentlich solchen mit gehörnten Gottheiten, soll es zu Übergriffen gekommen sein. Glaubt mir, auch ich würde diese Bastarde lieber heute als morgen in den Steinbrüchen des Pharaos schwitzen sehen, aber die Zeit verlangt von uns Opfer. Also haltet Euch gefälligst zurück, meine liebe Tanzende Kuh der Hathor! Es ziemt sich nicht, andersgläubigen Tempelbesuchern bei lebendigem Leib die Därme zu entnehmen und damit die Altäre zu schmücken! Zumindest so lange nicht, bis ich es ausdrücklich angeordnet habe.
    Höret nun gut zu! Dass es IHM, dem großen Pharao Ahmose, und MIR, seinem Statthalter Kamoses, und dem Ratschluss aller Götter Unter- und Oberägyptens nicht gefällt, dass ihr auf eigene Faust und mit eigenem Schwert handelt. Lasst das, bis ihr nicht die ausdrückliche Anweisung dazu habt! Sonst könnte es sein, dass der eine oder andere Tempel wegen Renovierung geschlossen werden muss. Verstanden?
    So, das war der offizielle Teil des Abends. Ihr wollt doch nicht, dass wir hier Schwierigkeiten mit der hohen Politik bekommen, oder?
    Merkt euch, Schwierigkeiten sind schlecht fürs Geschäft. Lassen wir Ahmose im Norden seinen Feldzug zur Reichssicherheit machen, und pflegen wir die Genüsse der Sicherheit in Theben.
    Sag mal, meine liebe Großvertreterin der nichtgöttlichen Dirnen,
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