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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott
Autoren: Gerd Scherm
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unser Brot, sie verkaufen es sogar an uns. Sie dienen fremden Göttern, und sie beten auch zu unseren Göttern, sodass diese keine Zeit mehr haben, unsere Gebete zu erhören. Sie treiben Handel mit den heiligen Gegenständen, hörst du, Raffim, das gilt dir!«, unterbrach Seshmosis.
    »Die sollen erst mal versuchen, ein Krokodil zum Weinen zu bringen, bevor sie mitreden!«, empörte sich Raffim.
    »Gut, weiter. Hier steht noch mehr: Die Hyksos haben schnellere Webstühle, sie umwerben unsere Frauen und bringen unseren Kindern Lesen und Schreiben bei. Schluss damit! Denn in Bälde werden sie sich nicht mehr scheuen, unsere Pyramiden und Gräber zu plündern, unsere Frauen zu schwängern und ihren eigenen Kindern Lesen und Schreiben beizubringen. Kauft nicht bei Hyksos! Leiht euch kein Geld von Hyksos. Und wenn, dann zahlt es nicht zurück.«
    »Das ist heftig. Ich meine, dass sie das Geld nicht zurückzahlen wollen«, schnaufte Raffim. »Wer hat das verfasst? Steht ein Name darunter?«
    Nun näherte sich auch Elimas, der Ziegenhirte, mit einer der Schwebekerzen, um besser sehen zu können.
    »Ja, da steht eine Hieroglyphe drunter: Sonne – Korb – Löwenkopf – zweimal Brot – Auge – Wedel – Krakel-S.«
    »Zweimal Brot nach Löwenkopf?«, fragte eine Stimme aus dem Dunkel.
    »Ja, zweimal«, sprach Elimas in die Finsternis.
    »Und am Schluss Krakel-S?«
    »Ja, am Schluss Krakel-S!«
    »Dann ist es Ahmose persönlich, der Pharao. Ich habe sein Siegel oft genug im Bäderamt gesehen.«
    »Ich weiß, dass es vom Pharao ist, und deshalb ist es ernst, sehr ernst«, sagte Seshmosis mit leicht zitternder Stimme. »Wir müssen etwas unternehmen. Unter Ahmoses Vorgänger Kamose ging es uns schon fast an den Kragen, und ich befürchte, jetzt wird es schlimmer kommen.«
    »Aber warum sollten uns die Ägypter denn an den Kragen? Sie brauchen uns doch. Wir mahlen das Getreide, wir weben Stoffe, wir sorgen für Erfrischungen in den Bädern, wir schaffen den Müll weg, wir verkaufen ihnen heilige Gegenstände«, wandte Almak ein.
    »So wird es auch bleiben. Bis auf das Verkaufen. Alles andere werden wir auch weiterhin tun dürfen – als Sklaven«, erwiderte Seshmosis sarkastisch.
    »Geglaubt wird immer! In solchen Zeiten mehr denn je, ich habe keine Angst um mein Gewerbe!«, tönte Raffim in unerschütterlicher Überzeugung.
    Seshmosis schüttelte nachdenklich den Kopf. »Geglaubt schon, Raffim, aber du wirst das Geschäft nicht mehr machen. Sie werden dich sicher nicht töten, weil sie dich brauchen. Keiner kann die heiligen Krokodile so gut zum Weinen bringen wie du, das wissen sie. Aber du wirst diesen Job als Sklave machen und für nichts, außer, dass sie dich am Leben lassen.«
    »Ich könnte ihnen eine neue Statue des Suchos stiften, eine aus purem Gold! Sie werden mir dankbar sein.«
    Doch Raffim schien nicht sehr überzeugt, als er diesen Vorschlag machte. Er wusste, dass sie, wenn sie wollten, auch anders an sein Gold kämen. »Was also sollen wir tun?«, fragte er.
    »Wir werden abhauen. Und das möglichst unauffällig. Lasst uns morgen Abend um die gleiche Zeit darüber reden, ich muss noch nachdenken«, entschied Seshmosis.
     
    Als sich fast alle durch die kleine Pforte in die nicht nur wegen der Schwüle so drückende Augustnacht davonmachten, hielt Seshmosis Raffim an einer der Decken zurück. »Sag mal, Raffim, wie schaffst du es eigentlich, heilige Krokodile zu Hack zu verarbeiten und andere Scheußlichkeiten an ihnen zu begehen, ohne dass dir die Priester an den Kragen wollen?«
    »Alles eine Frage der Theologie«, antwortete Raffim, und seine Geieraugen blitzten in der Dunkelheit, »alles eine Frage der Theologie.«
    »Und wie drehst du es wirklich?« behaarte Seshmosis.
    »Nun ja, es ist eine Frage der Auslegung. Der Krokodilgott Suchos manifestiert sich in einem Krokodil, das haben die Priester bewiesen. Dieses auserwählte Krokodil befindet sich immer im Zentrum des Tempels unter der Obhut der Priester. Ich habe mir nun gesagt, wenn Suchos in diesem Krokodil ist, kann er nicht gleichzeitig in all den anderen sein, die ohne priesterlichen Beistand im Nil plätschern. Ich hatte darüber einen längeren Disput mit dem Grünschillernden Großkophta und dem Goldgezähnten Hierophanten. Es war ein sehr konstruktives Gespräch. Sie wollten mir zuerst über die Bilokalisation an den Kragen, über die Potenz Suchos’, gleichzeitig an mehreren Orten sein zu können. Das gab ich unumwunden zu und führte aus,
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