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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett
Autoren: Leonie Winter
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suchen soll. Hat er natürlich nicht, er kennt sich ja in Hamburg nicht mal richtig aus. Aber dafür hat er abends Zeit für mich. Darüber bin ich sehr froh.
    Und langsam beginne ich wirklich, mir Sorgen zu machen.
    Leo
    Ich habe es geschafft! Die letzten drei Tage waren wider Erwarten anders als die ersten. Da war ein waschechter weißhaariger, geschätzt hundert Jahre alter Guru – jedenfalls hat er sich als solcher bezeichnet –, der uns genau erklärt hat, wie man sich in eine Frau hineinversetzt. Wie man Liebe, Eros und Spiritualität verbindet. Der Guru hat viel über seine eigene Erfahrung referiert und darüber, wie man seine eigene Mitte findet, nämlich indem man körperlich und emotional entspannt. Er sagte so Sachen wie: Du lernst, dich als sexuelles Wesen in deinem männlichen Körper zu akzeptieren und wohl zu fühlen. Dich in deiner Sinnlichkeit und Erotik zu bejahen und damit auch bewusst in Kontakt zu treten. Und du hast auch die Möglichkeit, Abschied von alten Bindungen zu nehmen und alte Verletzungen und Verluste in kraftvollen Übungen und Ritualen zu heilen, um dich wieder neu für die Liebe öffnen zu können.
    Es war sehr interessant. Nun habe ich ein richtiges Zertifikat, das mich als geprüften Dosenöffner bezeichnet. Sorge hat mir nur die Rechnung bereitet. Daran habe ich vorher natürlich gar nicht gedacht. Aber Arbogast und Roderich müssen schließlich auch Geld verdienen, und der Guru musste ebenfalls bezahlt werden. Trotzdem finde ich, dass 1500 Euro pro Person eine Stange Geld sind. Mr. Beans Teilnahmegebühr habe ich für ihn ausgelegt. Ich werde mir das Geld später wieder holen.
    Moritz ist nicht noch mal aufgetaucht. Ich habe das alleine durchgestanden. Am vierten Abend wurde in Rollenspielen geprobt, was man einer Frau beim Sex nie sagen (»Hast du schon mal über eine Tittenvergrößerung nachgedacht?«) und bei welchen Fragen man unbedingt lügen sollte (»Liebst du mich?« »Ja, natürlich. Ich habe noch keine andere Frau so sehr geliebt wie dich.«). Roderich war recht zufrieden mit mir. Abend Nummer fünf begann mit einer Abhandlung von Arbogast über sexuelle Vorlieben, und ich lernte, dass es Menschen gibt, die gerne gemeinsam »der Flatulenz frönen«, ich weiß nun, dass es Frotteurismus gibt (Frotteure erregt es, ihre Körper in der Öffentlichkeit an denen von Unbekannten zu reiben), und es gibt Menschen, die möchten gern wie ein Pferd behandelt werden. Und, und, und.
    Am sechsten Abend, also am Abschlussabend, haben wir alles noch mal besprochen, dann wurden uns die Zertifikate ausgehändigt, wir mussten bezahlen, und alle haben sich gegenseitig noch mal auf die Schulter geklopft.
    Dann kamen die Ehefrauen von Arbogast und Roderich, um ihre Männer abzuholen, und ich war wirklich baff. Die beiden Damen sahen aus, als seien sie gerade einem Modekatalog entsprungen. Und Arbogast und Roderich kann man jetzt nicht wirklich attraktiv nennen. Das hat allen anwesenden Männern Hoffnung gegeben. Am interessantesten fand ich den Abend mit dem Guru. Darüber habe ich wirklich noch lange nachgedacht. Das war nicht dumm, was der weise alte Mann gesagt hat.
    Zwischenzeitlich habe ich bei eBay 40- und 60-Watt-Birnen zu einem sagenhaften Schnäppchenpreis ersteigert und noch mal mit Nils telefoniert. Er diskutiert viel mit Vanessa. Ich frage mich zwar, wie das geht, hüte mich aber, ihn danach zu fragen. Das ist nicht mehr mein Problem.
    Ich weiß, dass ich es diesmal bei Sarah schaffen werde. Mein Selbstbewusstsein ist so groß wie nie zuvor. Auch wegen des Gurus.
    Ich habe wirklich nur noch Sarah im Kopf. Sonst nichts. Mr. Bean soll sich ums Café kümmern, eine entsprechende SMS habe ich ihm geschickt. So. Und nun einen Schritt nach dem anderen.
    Die letzten Abende habe ich wie ein angehender Stalker vor Sarahs Haus gestanden. Es brannte immer Licht. Das lässt mich für heute Abend hoffen. Es ist noch nicht allzu spät, und ich renne nach dem Dosenöffner-Seminar schnell nach Hause, um zu duschen.

24
    Leo
    »Da bist du ja, Plupsi!«, ruft mein Vater froh. »Dass du dich mal wieder blicken lässt.«
    Weil ich überhaupt nicht wissen möchte, was mit meiner Wohnung passiert, habe ich mich in den letzten Tagen in ein Hotel einquartiert.
    Aber heute muss ich hierherkommen, weil ich Sarahs Lieblingshemd anziehen möchte, bevor ich zu ihr gehe. Das dunkelgrüne. Dazu werde ich meine Wildlederjacke tragen und mein bestes After Shave auflegen.
    Papa kommt mir freudestrahlend
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