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Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)
Autoren: Erich Follath
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und Frankreich schon überrepräsentiert. Die Trauer hält sich in Grenzen: Berlin hat hinter den Kulissen an Einfluss gewonnen, der Verzicht der Deutschen, ausgeglichen mit Chefposten in führenden EU -Institutionen, hat sie noch populärer gemacht. Schon 2013 sah eine BBC-Umfrage Deutschland als das beliebteste Land weltweit, 2025 ist der Abstand zum Zweitplatzierten Kanada noch größer geworden. Was auch mit dem Ende des europapolitischen Kleinmuts in Berlin zu tun haben könnte: Nach der lähmenden (Nicht-)Regierungszeit von Angela Merkel haben sich neue Politiker in den Vordergrund geschoben, die Europas Integration vorantreiben, maßvoll und planvoll. Mit einem Europaparlament, das zum echten Gesetzgeber wird. Mit einem von den Bürgern direkt gewählten Präsidenten. Mit einem Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs, aus dem ein Senat wird.
    Die Exporte steigen 2025, die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Nach einigen Jahren des Nullwachstums durch die kostspielige und den Bundeshaushalt vorübergehend belastende Ausgabe von Eurobonds sowie den Milliardenprogrammen gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Europas Süden hat die Wirtschaft wieder angezogen, ein Plus von 2 bis 3 Prozent erscheint wieder erreichbar.
    Die Ängste vor einer Abwanderung von Jobs haben sich bewahrheitet – sofern es die eher »gestrigen«, einfachen Industrien betrifft. 2025 werden keine Textilien mehr in Deutschland produziert. Und Krankenhausabrechnungen wie Steuererklärungen sind größtenteils outgesourct, Spezialisten in Indien machen das billiger und können nach Einarbeitungszeiten genauso viel wie deutsche Steuerberater und Prokuristen. Deren Berufe sind tatsächlich vom Aussterben bedroht. Aber die Furcht vor einem Verlust hochqualifizierter Arbeitsplätze hat sich relativiert. Viele mittelständische Firmen sind wieder in die Heimat zurückgekehrt, weil sich die zunehmend anspruchsvollere Produktion mit schlechter ausgebildeten Kräften im Ausland auch bei den dort günstigeren Rahmenbedingungen nicht mehr lohnt.
    Die Anzahl der Patentanmeldungen hat sich weiter Richtung China verschoben. Allerdings ist das bei näherem Hinsehen wenig besorgniserregend: Es ist die Qualität der Patente, die zählt. Und da liegen Amerikaner und Europäer weiter vorn, die neuen Mächte haben immer noch viel aufzuholen. Exportweltmeister sind nun, uneinholbar und ihren Vorsprung Jahr für Jahr vergrößernd, die Chinesen. Die Deutschen holen sich aber den Titel des Reiseweltmeisters zurück – begünstigt durch die Reiserestriktionen, die eine verunsicherte KP -Führung verhängt hat.
    Eine andere Vorhersage aus dem Jahr 2012 ist ein gutes Jahrzehnt später eingetroffen – die von der Dynamik der Stadtentwicklung. Schanghai, Peking, Shenzhen und São Paulo haben wie vom McKinsey Global Institute prognostiziert, tatsächlich das größte Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum aller Metropolen weltweit erlebt. Sie zählen allerdings bei Weitem nicht zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität. Nimmt man kulturelle Einrichtungen, funktionierenden Nahverkehr, Zugang zu Ausbildungsplätzen und sozialen Einrichtungen sowie den Schutz vor Kriminalität als Bewertungskriterien, liegt nach einem Ranking der Unternehmensberatung Mercer im Jahr 2012 Wien weltweit an der Spitze, gefolgt von Zürich, Auckland und München; mit Düsseldorf, Frankfurt und Bern befinden sich noch drei deutschsprachige Städte unter den beliebtesten Wohn- und Lebensorten. Von der Liste der dynamischen Zukunftsstädte schafft es als lebenswerteste Stadt unter 460 getesteten nur Schanghai in die Liste der ersten hundert, und zwar gerade mal auf Platz 95.
    Das wäre der sehr optimistische Ausblick für unseren Kontinent: Im Jahr 2025 sind unter den Top Ten nur noch Städte aus dem guten alten Europa, in denen die Mehrheit der Menschen auf der Welt leben will. Es liegt an den Europäern selbst, ob sie es sich dann nur noch in einem sozial verträglichen Auslaufmodell gemütlich machen und verzagt den letzten Tagen in einem untergehenden Kontinent entgegendämmern, wie zahlreiche Pessimisten voraussagen. Oder ob sie den neuen Weltmächten mit Energie und Selbstbewusstsein gegenübertreten. Und selbst zu Gewinnern der Globalisierung werden. Für China, Indien und Brasilien aber muss das Ende des Rekordwachstums keine Katastrophe bedeuten. Sie haben im Jahr 2013 nach zwei Jahrzehnten beispielloser Erfolge nun eine Art Normalzustand erreicht – es geht weiter aufwärts,
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