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Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)
Autoren: Erich Follath
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besorgniserregend gute Argumente. Nehmen wir nur zwei neue Wirtschaftsstudien. Beide verheißen für Europa und die USA nichts Gutes. Auf den ersten Blick auch nicht für Deutschland, das manche Experten für eine Insel der Seligen halten.
    »Die dynamischsten Städte der Welt im Jahr 2025« heißt die erste Untersuchung, ihr Kernsatz lautet: »Wir sind Zeugen der größten ökonomischen Transformation, welche die Welt je gesehen hat.« Der Report ist in Kooperation des McKinsey Global Institute mit der amerikanischen Fachzeitschrift Foreign Policy entstanden und erforscht anhand von Hochrechnungen des Wirtschaftswachstums, der voraussichtlichen Bevölkerungszunahme und anderer sozialer Faktoren, welche urbanen Zentren künftig die Welt beherrschen. Was sich in den Großstädten abspielt, zähle schon heute mehr denn je, führen die Autoren aus. Derzeit werden nach den Erkenntnissen dieser Experten etwa 60 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts (GDP) in den Ballungsräumen erwirtschaftet, in Zukunft dürfte dieser Anteil noch wachsen. »Die Menschen in den Metropolen der aufstrebenden Mächte steigern ihren Lebensstandard wie nie zuvor. Die Welle neuer Konsumenten und ihrer Kaufkraft wird alles durcheinanderwirbeln, was an Geschäftsverhalten und Investitionsbereitschaft bisher bekannt war«, schreibt das Team um Richard Dobbs, den Direktor des Instituts. »Aber besonders bemerkenswert: Die Elitegruppe der Superstädte wird eine andere Zusammenstellung haben, das Gravitätszentrum sich Richtung Süden und vor allem Richtung Osten verändern.«
    Welche Metropolen also werden in zwölf Jahren weltweit führend sein, die vorwärtsdrängenden, bahnbrechenden, richtungweisenden?
    Schanghai vor Peking und Tianjin – allesamt in China gelegen, allesamt mit prognostizierten GDP -Wachstumsraten von deutlich über 300 Prozent. Dann São Paulo, Brasilien, als Nummer vier; und mit Guangzhou (Kanton) und Shenzhen hat die Volksrepublik noch zwei Zukunftsmetropolen unter den führenden Sechs. London findet sich als erste westeuropäische Stadt auf Platz 21. Davor sind noch New York und Los Angeles, aber auch weitere neun chinesische Megacities, darunter einige, deren genaue Lage wohl nur Sinologen geläufig sein dürfte: Foshan, Dongguan, Shenyang. Deutschland wird nur ein einziges Mal erwähnt, auf Platz 51 steht der »Rhein-Ruhr-Ballungsraum«. In solchen Studien wie auch in UNO -Statistiken wird die Region oft als Großstadt geführt; prophezeiter GDP -Zuwachs für die nächsten zwölf Jahre: vergleichsweise bescheidene 29 Prozent. Weit und breit kein Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt.
    Natürlich hat eine solche Rangfolge bei aller Seriosität der Verfasser und ihres wissenschaftlichen Ansatzes auch etwas Spekulatives. Es liege »in der Natur der Sache«, dass nicht jede ihrer Prognosen für 2025 genau zutreffen werde, gesteht Dobbs. Er weiß, dass das Schicksal der Weltmetropolen wesentlich auch von politischen Schwankungen und schwer vorhersehbaren Business-Trends wie dem Rückgang der globalen Güternachfrage bestimmt wird. Und dass Spekulationsblasen auf dem Wohnungsmarkt, für die gerade die Volksrepublik China besonders anfällig ist, das Gesamtbild verändern können. Aber der Direktor des McKinsey Global Institute sieht keinen Grund, den jetzigen Erkenntnissen zu misstrauen. »Mal abgesehen von einer unvorhersehbaren Katastrophe wird die Zukunft der Weltmetropolen hauptsächlich in Mandarin geschrieben.« Und noch in Hindi und Portugiesisch, ließe sich hinzufügen. Denn unter den Top 75 der dynamischsten Großstädte der Zukunft sind neben dem übermächtigen China auch Indien (Delhi, Bombay, Bangalore) und Brasilien (außer São Paulo auch Rio de Janeiro, Brasília, Belo Horizonte) prominent vertreten.
    Die zweite Studie ist etwas sperrig mit »2013 Global Manufacturing Competitiveness Index« betitelt. Sie enthält nicht weniger Dynamit. Den Report hat die einflussreiche Unternehmensberatungsfirma Deloitte Touche Tohmatsu erarbeitet und gemeinsam mit der regierungsnahen Washingtoner Agentur für Wettbewerbsfähigkeit herausgegeben. Dabei wurden weltweit 550 führende Manager großer Firmen befragt, in welchen Staaten die industrielle Herstellung von Gütern derzeit am besten funktioniere und wie sich das ihrer Meinung nach künftig verändern werde. Auf den ersten Blick sieht es nach einem gemischten Ergebnis aus. Nach einer Melange alter und neuer Spieler – so in etwa, wie man es erwartet. Die Rangliste
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