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Die neue Menschheit

Die neue Menschheit

Titel: Die neue Menschheit
Autoren: Chad Oliver
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unangenehme Tatsache, wissen Sie? Wir waren alle einmal Jäger, zumindest die Männer, obwohl der Hauptteil unserer Nahrung von den wilden Pflanzen kam, die die Frauen sammelten. Und wir alle veränderten uns, jeder einzelne in jeder einzelnen Gesellschaft. Jäger sind keine übriggeblieben. Mit der Wahl, die wir hatten, verließen wir alle Ihre Art von Garten Eden. Wäre er wirklich so zufriedenstellend und wir ihm so gut angepaßt gewesen, warum haben wir ihn dann bei der erstbesten Gelegenheit verlassen?«
    »Geschwafel! Sie wissen genau, daß es nicht so war. Eine bewußte Entscheidung wurde nie getroffen. Was für eine Wahl hatten wir denn, als wir geboren wurden? Welche hatte ich? Als die Veränderungen im Neolithikum einsetzten, war es keineswegs so plötzlich und dramatisch. Unsere Vorfahren begannen lediglich einige Pflanzenarten zu kultivieren, statt sie wild zu ernten, und sie domestizierten einige Tiere. Trotzdem gingen sie weiterhin auf Jagd – sie hatten lediglich zusätzliche Nahrungsquellen. Der Mensch hatte nie auch nur einen Hauch von Ahnung, worauf er sich einließ. Eine Kristallkugel zum Wahrsehen besaß er nicht. Er wußte auch nicht, was er verloren hatte. Bis es unwiderruflich fort war, schließlich konnte er keine Vergleiche anstellen. Hören Sie, Ira, ich spreche nicht von kulturbedingter Leistungsfähigkeit oder Macht. Natürlich war die neue Gesellschaft stärker als die alte. Eine Wahl konnte es jedoch nicht mehr geben, nachdem die Landwirtschaft sich auszubreiten begann. Einige Jäger hielten jedoch noch eine lange Zeit durch, bis ins zwanzigste Jahrhundert. Aber sie waren zum Aussterben verdammt. Sie konnten sich nur in ödes Land zurückziehen, das niemand sonst wollte. Sie hatten weder Hilfskräfte noch eine Organisation – und schließlich keinen Lebensraum mehr. Das einzige, was sie hatten, war ein Leben, das lebenswert war. Wir machten einen schrecklichen Fehler, wir genialen Menschen. Zwar begingen wir ihn aus Unwissenheit, wie üblich, aber wir machten ihn. Zum Teufel damit! Es läßt sich nicht ungeschehen machen. Ich hätte gern noch einen Drink!«
    Ein neues Glas erschien, und Varnum nahm einen tiefen Schluck.
    Ira Luden lächelte. »Was Sie haben, mein Freund, ist eine Hypothese, eine von vielen. Ich möchte Sie eines, fragen: Wie kann man feststellen, ob eine gegebene Hypothese richtig ist?«
    Jetzt kommt es, dachte Varnum. »Indem man ihre Richtigkeit beweist«, sagte er.
    »Stimmt. So was nennt man ein Experiment.«
    Varnum begann zu schwitzen. Er stand auf und rannte hin und her, in dem winzigen Garten mußte er jedoch aufpassen, wohin er seine großen Füße setzte. »Sie haben eine neue Welt gefunden und möchten, daß ich dort Jäger werde.«
    »Das gehört mit dazu.«
    »Ich habe Sie nie für dumm gehalten, Ira. Aber das ergibt keinen Sinn. Es ist verrückt! Ich soll also nach Lehmball IV oder wie immer und Tiere erschießen. Was soll das beweisen?«
    »Nichts, ganz offensichtlich. Aber darum geht es auch nicht, sondern um ein Experiment, das ich mit Ihnen besprechen will.« Ira Luden wählte seine Worte mit großer Sorgfalt. »Eines unserer Sternenschiffe hat einen Planeten entdeckt, der ein Zwilling der Erde sein könnte. Er hat Pflanzen und Tiere, aber keine intelligenten Lebensformen. Was sollen wir mit ihm machen?«
    Varnum runzelte die Stirn. »Es ist nicht der erste erdähnliche Planet, der gefunden wurde. Wo ist er denn?«
    »Das muß noch geheim bleiben. Tut mir leid. Die Öffentlichkeit weiß noch nichts davon. Sie werden selbstverständlich Näheres erfahren, wenn es soweit ist – vorausgesetzt natürlich, daß Sie mitmachen. Eben weil wir einige Erfahrung mit anderen Welten haben, möchten wir mit dieser etwas Neues versuchen.«
    »Und ich soll das Versuchstier sein?«
    » Eines des Versuchstiere. Sie würden nicht allein dorthin gebracht werden.«
    »Ich habe mich überhaupt noch nicht einverstanden erklärt!«
    »Hören Sie zu, Varnum. Sie wissen, was mit Erde II und Polara gemacht wurde. Als wir dort Kolonien errichteten – übrigens sehr erfolgreiche –, teilten wir unsere Bevölkerung lediglich auf und hatten so dort die gleiche Gesellschaft, dieselbe Kultur.«
    »Deshalb wollte ich auch nicht mit. Warum soll man Lichtjahre reisen, nur um in fast der gleichen Umwelt zu stranden?«
    »Diesmal wird es jedoch nicht dieselbe sein!«
    »Nun, vielleicht mit minimalen Veränderungen, denn man nimmt automatisch seine Kultur mit.«
    »Nicht
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