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Die neue Lustschule

Die neue Lustschule

Titel: Die neue Lustschule
Autoren: Hans-Joachim Maaz
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diesenatürlich – organisch bedingte Ursachen ausgenommen – nicht wirklich erfüllen können. Dabei spielt «Viagra» eine eher ungünstige Rolle hinsichtlich der Erwartungen mancher Betroffenen. Viagra ist ein durchblutungsförderndes Medikament, das eine entsprechende Wirkung auf die Blutfülle des Penis und damit auf die Erektion ausübt. Von einer «Potenzpille» zu sprechen bleibt aber ein Irrtum. Weder die sexuelle Erregung noch die Ejakulationsfähigkeit oder die Lustfähigkeit werden dadurch verbessert und vorhandene Beziehungskonflikte nur scheinbar – oberflächlich auf der Symptomebene – gedämpft. Die müde gewordenen «Bediener» bekommen ihr «Gerät» wieder einsatzfähig, aber sie haben die Weisheit ihres Penis nicht verstanden.
    Das gilt auch für alle anderen Gründe berechtigter Gliederschlaffung: der Narzisst, der endlich mal seine Schwäche zeigen möchte; der «Leistungssportler», der sich endlich auch mit dem unvermeidbaren Verlieren versöhnen möchte; der Macho, der sich endlich mal bedürftig anlehnen möchte – sie alle respektieren nicht die Hinweise ihres Schwanzes, sondern wollen unter Zuhilfenahme einer pharmakologischen Krücke ihre Fehlentwicklung bis zum bitteren Ende fortführen. Zugegeben, Einsicht und Veränderungen können sehr belastend und anstrengend sein, aber der Kampf lohnt sich immer, weil es um eine ehrliche, echte Identität und den inneren Frieden geht. Wer gegen sein frühes Schicksal ankämpfen will, der braucht meistens Hilfe und das Gefühl, dass seine «Behinderung» auf Akzeptanz stößt. Es handelt sich also gerade nicht darum, einem Ideal nachzulaufen, sondern aus den gegebenen Umständen das Beste zu machen. Und da geht immer etwas. Wer seine im Kopf existierenden Begrenzungen anerkannt hat, kann auf zwei Wegen etwas für sich tun:
     
    1. Mit tiefenpsychologischer Arbeit lassen sich frühe Erfahrungen erinnern, mitteilen und emotional durch Wut, Schmerz und Trauer verarbeiten. Der Gefühlsausdruck verändert zwar nicht das Geschehene und löst es auch nicht auf, er schafft aber Ventile der Entspannung und damit innere Freiräume für neue, bessere Erfahrungen.
    Es ist möglich, nicht mehr nur Opfer der frühen Einflüsse zu sein, sondern aus einer Position der Distanz zu ihnen das eigene Leben – wenn auch natürlich in gewissen Grenzen – selbst zu gestalten. Die Vergangenheit hält einen dann nicht mehr in ihren Klauen und erzwingt ein bestimmtes Verhalten, sondern man selbst drückt der Gegenwart den Stempel selbstverantworteten Verhaltens auf.
     
    2. Damit kommt der zweite Weg der Möglichkeiten, bei aller Begrenzung etwas für sich zu tun, zur Geltung: die verhaltenstherapeutische Dimension. Man kann an den Grenzen der eigenen Möglichkeiten übend arbeiten: die Grenzen erweitern und die Schwellen der Reaktivierung belastender früher Erfahrungen dadurch erhöhen, dass man die eigenen Schwierigkeiten erfasst, mit dem Partner – wenn möglich – bespricht und in kleinen Schritten das Problematische und Ängstigende überwindet. Auf diese Weise kann man üben, sich anzuschauen oder zuzuschauen, Licht anzulassen, sich anzufassen und mit zunehmender Dauer sich zärtlich zu berühren, einfach beieinanderzuliegen, gute Worte füreinander zu finden, erotisch Erregendes auszusprechen, sich anzuvertrauen, ohne Orgasmusorientierung genital ineinander zu verweilen, die Erregungsladung in die Länge zu ziehen, lustvoll zu stöhnen und zu tönen, sich anzufeuern und zu bestätigen und so weiter und so fort. Jeder hat seine Erfahrungen mit Dingen, die für ihn körperlich, verbal, emotional und in der Beziehung schwierig sind, und kann anfangen,darüber zu sprechen und daran grenzerweiternd zu üben. Damit bekommt Sexualität auch eine wegweisende und beziehungsstärkende Funktion, die aus den eigenen Störungen herausführt – letztlich als eine Form der Selbsthilfe, die an der eigenen Lust- und Beziehungsfähigkeit arbeitet. Das Vergnügen an sexuellen Aktivitäten wird man aber nicht verbessern können, ohne dabei auch die zugrunde liegenden innerseelischen Konflikte und Defizite zu erkennen und zu verarbeiten.
     
    Jeder Mensch strebt nach Wohlgefühl und strukturiert den Ablauf seines Lebens von Lustgewinn zu Lustgewinn, immer auf der Suche, sich wieder ein kleines oder größeres Vergnügen zu verschaffen. Was aber die meisten nicht wissen und auch nicht wahrhaben wollen, ist der Umstand, dass jeder auch seine ganz individuelle Grenze im
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