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Die Nanokriege 4 - Die Flucht

Die Nanokriege 4 - Die Flucht

Titel: Die Nanokriege 4 - Die Flucht
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Zwack
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sehen würde, Sir.«
    »Ich bin sicher, dass wir uns wieder begegnen werden, Herzer«, sagte Carson und streckte ihm die Hand hin. »Sieh zu, dass du beim Ball ein wenig Spaß hast. Soweit mir bekannt ist, wird die Crème der schönen Frauen von Washin auch kommen.«

    »Ich habe doch schon die schönste Frau des ganzen Balls«, erwiderte Herzer und grinste.
     
    »Du siehst wirklich hinreißend aus, Megan«, sagte Mirta und zupfte eine letzte Falte im Kleid der Ratsfrau zurecht.
    Megan sah finster in den Spiegel und klappte den Mund zu einer Erwiderung auf, ließ es dann aber bleiben. Sie konnte nicht gut sagen, dass sie das Kleid nicht mochte, weil Mirta es geschneidert hatte und es ehrlich gesagt auch wirklich bildschön war. Und zu ihrem Haar konnte sie auch nichts sagen, mit dem Shanea immer noch beschäftigt war. Schließlich verzog sie bloß das Gesicht und schüttelte leicht den Kopf.
    »Ich kriege einen Pickel an der Nase«, schimpfte sie.
    »Den kann man unmöglich sehen«, erwiderte Mirta schnippisch. »Du solltest mal tief durchatmen. Du hast schließlich Paul getötet; dich jetzt diesen Leuten zu stellen, das ist im Vergleich damit nicht viel mehr als eine kleine Unbequemlichkeit. Dein Kleid ist entzückend und allerletzte Mode, besser gesagt, es wird die Mode für das nächste Jahr bestimmen. Deine Frisur ist hinreißend und wird ebenfalls Mode machen. Dein Make-up ist umwerfend. Du bist hinreißend. Meredith ist total auf alles eingestimmt, was du an diesem Abend leisten wirst, und sie ist hinreißend, aber eine Spur weniger hinreißend als du. Du wirst sie alle in den Schatten stellen. Tust du das nicht immer?«
    »Ich denke, das wird jetzt halten, selbst bei dieser feuchten Luft«, sagte Shanea und sorgte mit geschicktem Einsatz von Spray dafür, dass eine widerspenstige Strähne an Ort und Stelle blieb. »Du wirst großartig aussehen. Ich wünschte, ich würde hingehen und nicht Meredith.«
    »Es wird bestimmt noch andere Bälle geben, Shanea«, sagte Megan und lächelte. Shanea war ein Schatz, aber sie hatte den Verstand einer Mücke, und auf dem Stiftungsball würden
die Spitzen der Gesellschaft vertreten sein. Und das bedeutete, dass an diesem Abend mehr Deals abgeschlossen und mehr Gesetze auf den Weg gebracht werden würden, als in sämtlichen Ausschusssitzungen der nächsten vier Wochen. Und das wiederum bedeutete, dass eine Unzahl politischer Scharmützel bei Kuchen und Champagner ausgetragen werden würden. Und da Shanea mitzunehmen – nun, das kam überhaupt nicht in Frage.
    Megan stand auf und ließ sich von Shanea und Mirta in ihr Kleid helfen. Sie hätte das natürlich auch selbst tun können und das auch vorgezogen, aber die beiden hatten sich mit ein paar anderen wie Kletten an sie gehängt und verstanden sich ehrlich gesagt auch wesentlich besser auf so etwas als sie. Sie nickte, als Meredith in die Garderobe kam und lächelte.
    »Du siehst aus wie Athena, Meredith«, sagte Megan.
    »Danke.« Meredith Amado Tillou war eine hoch gewachsene, elegante Brünette und trug wie Megan ein tief ausgeschnittenes rückenfreies Kleid mit einem hohen Kragen. Ihr Kleid war nicht ganz so tief ausgeschnitten wie das von Megan und hatte auch nicht die Seitenschlitze, die den Blick auf perfekt geformte lange Beine freigab. Sie ging nicht zum Ball, um aufzufallen. Ganz im Gegenteil. Wenn sie über die Wahl ihres Kleides hätte entscheiden können, wäre es eher eine Kutte mit Kapuze geworden.
    Ihr Ausdruck war noch fast derselbe wie in den vier Jahren in Paul Bowmans Harem, nämlich nichtssagend. Nur die Augen hatten sich geändert. Im Harem hatte sie sich an einer der beiden Revolten gegen Paul beteiligt, und als diese gescheitert war, hatte man ihr eine Gehirnwäsche verpasst und sie als geistlose Zuchtmähre für Pauls »Brutgruppe« behalten. Nachdem Megan Paul getötet hatte, hatte das den Bann gelöscht und damit auch die Erinnerung an vier Jahre erzwungenen Sklavendaseins, die Dinge, die man ihr angetan hatte,
und die Dinge, die sie getan hatte. Die Augen, durch die sie jetzt auf die Welt blickte, waren kalt wie ein Eisberg und auch genauso tödlich.
    Wie Megan schnell erfahren hatte, war der damit wieder zum Leben erweckte Verstand mindestens ebenso messerscharf wie ihr eigener. Hinter der ausdruckslosen Maske lauerte ein Gehirn wie ein Computer, mit perfektem Erinnerungsvermögen und der phänomenalen Fähigkeit, Erkenntnisse zu kombinieren und daraus Schlüsse zu ziehen, die vielen anderen
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