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Die Namen der Toten

Die Namen der Toten

Titel: Die Namen der Toten
Autoren: Glenn Cooper
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unserer Macht Stehende, um die Bibliothek geheim zu halten. Wir haben dabei eine bemerkenswerte Erfolgsbilanz über mehr als sechs Jahrzehnte vorzuweisen, dank dem Einsatz von engagierten Männern wie Frazier. Wir greifen nur zu geopolitischen Zwecken und im Interesse der nationalen Sicherheit auf diese Daten zurück. Wir holen nicht wahllos irgendwelche personenbezogenen Erkundigungen ein, es sei denn, es liegen triftige Sicherheitsgründe vor. Wir sind verantwortungsbewusste Sachwalter dieser wunderbaren Informationsquelle. Es gab in der Vergangenheit kleinere, ich würde sagen, belanglose Sicherheitslücken und Indiskretionen, um die wir uns gezielt gekümmert haben. Die Affäre Shackleton ist das erste wirklich katastrophale Leck in der Geschichte von Area 51. Ich hoffe, darüber sind Sie sich im Klaren.«
    Will nickte und beugte sich so weit vor, wie es der Tisch zuließ. Er sah dem Staatssekretär in die Augen. »Darüber bin ich mir völlig im Klaren. Ich verstehe aber auch einiges von Druckmitteln. Wenn Sie meine Kopie der Datei jemals in die Hände bekommen, stecken Sie mich in das tiefste Loch, das Sie graben können, und sicherheitshalber sorgen Sie auch noch dafür, dass alle Menschen, die mir nahestehen, ebenfalls verschwinden. Sie wissen das, und ich weiß das auch. Ich schütze mich nur selbst. Ich bin weder Theologe noch Philosoph. Große moralische Fragen interessieren mich nicht, okay? Ich habe nicht darum gebeten, in Ihre Angelegenheiten hineingezogen zu werden, aber es ist nun mal passiert, weil ich vor dreißig Jahren zufällig Mark Shackleton als Zimmergenosse zugeteilt wurde! Ich will lediglich in Ruhe gelassen werden, in Pension gehen und bis mindestens 2027 weiterleben. Ihr großer Feind ist nichts weiter als ein alter Provinzler, der davon träumt, mal wieder mit einer Angel am Fluss zu sitzen.« Er lehnte sich zurück und sah weiter Lester an, der keine Miene verzog. »Wer von euch Jungs will mir nachgießen?«
     
    In Washington ließ sich Will freiwillig auf eine zweitägige Abschlussbesprechung mit Frazier und ein paar richtigen Schätzchen von der DIA ein, neben denen Frazier wie ein wahrer Menschenfreund wirkte. Sie zogen ihm alles aus der Nase, was er über die Sache wusste, alles, bis auf das Versteck des Memorysticks.
    Als sie mit ihm fertig waren, erklärte er sich bereit, den gleichen abschreckenden Geheimhaltungsvertrag einzuhalten, den sämtliche Mitarbeiter von Area 51 unterschreiben mussten, dann war er frei und wurde in die Arme seiner geliebten Kollegen vom FBI entlassen.
    Der FBI-Direktor ordnete an, dass Will weder einer weiteren Vernehmung unterzogen werden noch einen Bericht über die letzten Tage der Ermittlungen im Fall Doomsday abfassen sollte. Sue Sanchez, die ahnungslos und völlig ratlos war, bot ihm ein Geschenk an – bezahlter Sonderurlaub bis zur Vollendung seiner zwanzig Dienstjahre, danach Versetzung in den Ruhestand. Lächelnd nahm er an, gab ihr auf dem Weg nach draußen einen spielerischen Klaps auf den Hintern und zwinkerte ihr zu, als sie wütend wurde.
     
    Will lehnte sich zurück und hörte zufrieden dem Tischgespräch zu. Die Situation hatte etwas Anheimelndes an sich, etwas Vertrautes und Ursprüngliches, das ihm eine tiefe innere Ruhe gab. Bei seinen Eltern hatte es nicht viele gemeinsame Abendessen gegeben, und auch in der kurzen Zeit, in der er seiner Tochter eine Kernfamilie hatte bieten können, waren sie sehr selten gewesen.
    Langsam kaute er sein Steak und genoss sein neues Leben. In seinem Apartment herrschte das Chaos, alles war voller Umzugskisten, Koffer, Frauenkleidung, neuer Möbel und dekorativer Staubfänger.
    Laura wollte ihm Wein nachschenken, aber er legte die Hand über sein Glas.
    »Geht’s dir nicht gut, Dad?«, witzelte sie.
    »Ich teil ihn mir bloß ein«, erwiderte er.
    »Er schränkt sich eindeutig ein«, sagte Nancy.
    Will zuckte mit den Achseln. »Mein neues Ich. Genauso wie das alte, aber mit etwas weniger Alkohol im Blut.«
    »Fühlen Sie sich dabei wohler?«, fragte Greg.
    »Ganz im Vertrauen?«
    »Ja, Sir, ganz im Vertrauen.«
    »Ja, tu ich. Probieren Sie’s aus. Was ist mit dem Buch, Laura?«
    »Es läuft. Ich warte auf die Korrekturfahnen und bereite mich auf ein Leben in Ruhm und Reichtum vor.«
    »Solange du glücklich bist, ist mir alles recht, was die Zukunft für dich auf Lager hat. Für euch beide.«
    Greg, der etwas verblüfft war über so viel Liebenswürdigkeit, senkte den Blick. Als Reporter brannte er
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