Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die naechste Frau

Die naechste Frau

Titel: Die naechste Frau
Autoren: Sanne Hipp
Vom Netzwerk:
Dienste sowieso spontan, wenn sie frei brauchten. So viel Flexibilität hatte Alex ihrem Personal schon immer eingeräumt. Ein Tauschvorgang musste lediglich von ihr selbst oder von Jasmin genehmigt werden.
    Sie war gerade dabei, die Pläne auszudrucken, als ihr Geschäftsführer, Herr Fischer ihr Büro betrat.
    „Wie geht es Ihnen?“, fragte er, ohne sie zu grüßen. Als Alex nur lächelte, fiel es ihm auf.
    „Oh, ich meine Guten Tag, erstmal. Was macht denn Ihr Bein? Können Sie denn überhaupt arbeiten?“
    „Hallo, Herr Fischer. Ich mache nur soviel, vie es mir möglich ist. Ich wollte aber unbedingt mal meinen Schreibtisch sichten.“
    „Ja, ja. Das ist gut. Aber übernehmen Sie sich nicht dabei.“
    Warum glaubte eigentlich jeder, sie in Watte packen zu müssen, nur weil sie nicht in der Lage war, richtig von einem Motorrad abzusteigen?
    „Es geht mir gut. Keine Sorge“, stellte Alex richtig.
    Herr Fischer räusperte sich. „Ich weiß jetzt nicht, ob es der richtige Zeitpunkt ist …“, begann er wieder etwas steif.
    Alex war aufmerksam geworden, diesen Tonfall kannte sie bereits. Sie zog interessiert eine Augenbraue hoch und sah ihn fragend an. Das verunsicherte ihn noch mehr.
    „Ich meine … Würde es Ihnen etwas ausmachen, einfach Norbert zu mir zu sagen?“
    Alex benötigte ihre ganze Selbstkontrolle, um jetzt nicht loszuprusten. Sie schluckte das Lachen hinunter, ließ lediglich ein kleines Lächeln an die Oberfläche durchkommen und antwortete ihm herzlich: „Aber gerne. Ich bin Alexandra.“
    Er lächelte, als wäre er erleichtert.
    Eigentlich ein wirklich netter Kerl, dachte sich Alex.
    „Tja dann. Mach heute nicht zu viel. Ich habe den Mitarbeitern des Seniorenheims gegenüber so etwas wie eine Fürsorgepflicht, und ich bin mir sowieso nicht sicher, ob ich es dulden darf, dass jemand arbeiten kommt, der eigentlich noch wochenlang krank geschrieben ist.“
    „Das geht. Man braucht keine Gesundschreibung. Es liegt im Ermessen des Mitarbeiters, zur Arbeit zu gehen oder nicht, laut Tarifvertrag“, entgegnete Alex amüsiert. Als sie sein unschlüssiges Gesicht sah, ergänzte sie: „Ist schon okay. Wirklich.“
    Daraufhin zog er beruhigt wieder ab.
    „Schön, dass du wieder da bist“, sagte er noch zu ihr, als er bereits halb durch die Tür getreten war. Es hörte sich noch etwas ungewohnt an, aber das würde sich geben mit der Zeit.
    Alex grinste immer noch, auch als sie bereits damit begann die Post auf ihrem Schreibtisch zu öffnen.
     
    „So, die können Sie ans schwarze Brett hängen“, sagte Alex später zu Jasmin, als sie nochmals in ihr Büro kam. Sie selbst würde den langen Weg zur Pflegestation noch nicht auf sich nehmen.
    Jasmin griff nach den Plänen, zog sich einen Stuhl vom Besuchertisch heran und nahm unaufgefordert neben ihr Platz. Sie lächelte Alex an und meinte: „Schön, dass Sie wieder da sind.“
    „Ah, ja?“, war alles, was Alex dazu einfiel. „Dankschön.“
    „Hab ich Ihnen eigentlich erzählt, dass ich seit drei Wochen mit jemandem zusammen bin?“, fragte Jasmin und strahlte sie unverblümt an.
    Alex konnte sich keinen Grund denken, warum sie das wissen sollte oder warum sie das überhaupt etwas anging, aber Jasmin redete weiter: „Es ist eine Frau, eine ganz süße, mit braunen, halblangen Haaren …“
    Musste sie darüber informiert werden?
    „… und wissen Sie was? Manchmal hat sie so einen ähnlichen Blick drauf wie Sie.“
    Alex hatte das Gefühl, dass ihr irgendetwas entglitten war. Sie versuchte sich diese plötzliche Vertrautheit zu erklären. Jasmin bemerkte ihre Irritation gar nicht. Sie plauderte unbekümmert fort:
    „Es wäre wirklich eine tolle Idee, wenn Jackie und Sie hier in der Cafeteria Ihre Hochzeit feiern würden. Das würde uns alle unheimlich freuen.“
    Alex riss die Augen auf. Von was sprach diese Frau?
    Jasmin ließ sich in ihrer guten Laune nicht beeinträchtigen. Sie fragte wie nebenbei: „Kommen Sie morgen auch so um die Mittagszeit?“
    „Ja“, sagte Alex, „wenn Jackie Spätschicht hat, wird sie mich mitnehmen“, bemüht um einen geschäftsmäßigen Tonfall.
    „Schön. Bis dann.“ Jasmin nickte ihr freundlich zu, stand auf und verließ ihr Büro.
    Alex blickte wie hypnotisiert auf ihren Schreibtisch.
    Was war hier eigentlich alles passiert, während ihrer Abwesenheit?
    Sie musste mit Jackie reden.
     
    Sie rief sich ein Taxi, um nach Hause zu kommen. Mehr als drei Stunden hatte sie nicht geschafft, ihr Bein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher