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Die naechste Frau

Die naechste Frau

Titel: Die naechste Frau
Autoren: Sanne Hipp
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Verblüffung nicht anmerken zu lassen.
    „Da hast du auch wieder Recht“, gab Jackie zu, stand auf und holte sich noch etwas zu essen.
    Nach weiteren zehn Minuten waren sie sich bereits einig, wo sie heiraten, wer sie trauen würde, bei welchem Lokal sie für die Verwandtschaft zum Mittagessen anfragen und dass sie zum Kaffee und zum Abendessen tatsächlich die Cafeteria des Seniorenzentrums buchen würden. Da gäbe es dann auch genügend Platz zum Tanzen und für die Band.
    „Ich frag Inge, ob der Termin bei ihr passt. Dann reicht es noch mit den Einladungen, oder?“
    „Ja“, nickte Alex, „und wer keine Zeit hat, kann ruhig wegbleiben.“ Sie lehnte sich entspannt zurück. „Aber ich schätze mal, sie werden alle kommen. Meine gesamte Verwandtschaft.“
    „Ich freu mich schon.“ Jackie freute sich wirklich auf die gesamte Sippe.
    Das wären, wenn man nur den innersten Kern ihrer Verwandtschaft einlud, ungefähr sechzig Gäste, dazu Jackies Verwandtschaft, die zahlenmäßig weit unterlegen war, dazu kämen noch die Freunde und die enge Bekannten, Alex ging grob von einhundert Gästen aus. Eventuelle Mitarbeiter nicht mit gerechnet. Da wurde es ihr beinahe etwas mulmig, Jackie jedoch störte sich nicht daran. Alex registrierte zum wiederholten Mal ihre Familientauglichkeit. Und wieder ertappte sie sich bei dem Wunsch, mit ihr zusammen Kinder zu haben. Jackie hatte alles, was sie dazu brauchte: Geduld, Durchhaltevermögen, Humor, Zärtlichkeit. Sie lächelte sanft, als sie sich an sie lehnte.
    „Ich liebe dich. Weißt du das?“
    „Ich bin dabei, es zu verinnerlichen“, hauchte Jackie ihr leise ins Ohr.
    Alex lachte. Das hatte sie bemerkt.
     
    „Ich sollte dir noch etwas sagen“, fing Jackie beim Frühstück nebenbei an. Alex sah von ihrer Zeitung hoch, so halb. Eigentlich las sie den Artikel weiter.
    „Ich habe eine Therapie begonnen.“
    „Ach, ja?“ Die eintretende Ruhe ließ sie stutzen. Was hatte Jackie da gesagt? Alex sah auf, ihre Blicke begegneten sich. „Was machst du?“, fragte Alex.
    „Ich habe eine Therapie begonnen“, wiederholte Jackie.
    Sie machte keine Witze. Es war ihr Ernst. Sie sah ganz entspannt aus, als sie es sagte. Schlagartig begriff Alex, was sich bei ihrer Partnerin verändert hatte.
    „Seit wann?“
    „Seit sechs Wochen.“
    „Warum hast du es mir nicht gesagt?“
    Jackie zuckte mit den Schultern. „Ich wusste nicht, ob es klappen würde.“
    „Du hast das ganz allein begonnen?“ Und sie hatte es noch nicht einmal bemerkt. Alex war erschüttert.
    Jackie lächelte sie beruhigend an. „Ich hab’s ja geschafft. Ich hab mich überwunden hinzugehen. Reg dich nicht auf.“
    „Ich rege mich nicht auf, aber hätte ich dich nicht begleiten können, oder dir irgendetwas helfen, oder …“
    „Es ist meine Sache. Ich wollte sehen, ob ich es schaffe, und du weißt es ja jetzt. Zukünftig kannst du mich begleiten, wenn du möchtest.“
    Alex musste sich sortieren, sie war völlig konfus. Woher hatte Jackie plötzlich den Mut und die Kraft genommen, sich mit diesem Berg auseinanderzusetzen, den sie bereits ihr Leben lang mit sich herum schleppte? Sie spürte ein Schuldgefühl in sich aufsteigen, weil sie ihr dabei nicht geholfen hatte. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“, fragte sie wieder. Diesmal verzweifelter.
    Jackie stand auf. Kam zu ihr herüber, setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihren Schoß. „Du hast mir schon genug geholfen, Alex. Ohne dich hätte ich das nie angepackt.“
    Alex spürte, wie Tränen ihr emporstiegen und sich einen Ausgang verschafften. „Aber ich hab gar nichts …“
    Jackie küsste sie zärtlich, versuchte sie zu beruhigen. „Ohne dich Alex, wäre ich das Thema nie mehr angegangen. Aber es ist gut, dass ich es gewagt habe. Es fühlt sich gut an, wirklich gut.“ Dann küsste sie sie wieder. „Aber demnächst kannst du mich mal zu meiner Therapeutin hin fahren oder wieder abholen, oder wie auch immer. Aber es wird erst nach unserer Hochzeit sein. Du solltest es auf jeden Fall wissen.“
    „Sie hat gesagt, du sollst es mir sagen, nicht wahr?“
    „Ja!“, gab Jackie zu.
    „Du hättest mir von dir aus nichts erzählt?“
    „Doch, aber später.“ Jackie strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, stand wieder auf. „Möchtest du noch Kaffee?“
    Alex schnäuzte sich in ihre Serviette, sah ihre Frau an, unfähig etwas zu sagen.
    Jackie goss ihr ein, auch ohne eine Antwort.
     

Kapitel 49
    In der Woche darauf gingen sie
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