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Die Nadel.

Titel: Die Nadel.
Autoren: Ken Follettl
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schien sehr langsam zu fallen. Er sah ihn kommen und hielt schützend seinen Arm über
     den Kopf. Der Stein schien ihn zu verfehlen.
    Der Steinbrocken verpaßte seinen Kopf um
     ein paar Zentimeter und traf seine linke Schulter. Er hielt sich mit der linken Hand
     fest. Sein Griff schien sich zu lösen. Einen Moment lang balancierte er unsicher. Seine
     verletzte rechte Hand tastete nach einem Halt. Dann schien er sich von der Felswand
     wegzudrehen. Mit rudernden Armen beugte er sich nach vorne, bis seine Füßevon dem schmalen Sims rutschten und er plötzlich mitten in der Luft
     hing. Schließlich fiel er wie ein Stein den unteren Felsen entgegen.
    Er gab keinen
     Laut von sich.
    Er schlug auf einen flachen Felsen, der über die Wasseroberfläche
     hinausragte. Ihr wurde schlecht von dem entsetzlichen Geräusch, das sein Körper beim
     Aufprall machte. Er lag auf dem Rücken wie eine zerbrochene Puppe, mit ausgestreckten Armen
     und seltsam verdrehtem Kopf.
    Irgend etwas sickerte aus seinem Körper auf den Felsen,
     und Lucy wandte sich ab.
    Sie hatte ihn getötet.
    Dann
     geschah alles auf einmal.
    Vom Himmel war ein dröhnendes Geräusch zu vernehmen: Drei
     Jäger mit RAF-Zeichen auf den Tragflächen schossen aus den Wolken und strichen mit
     feuernden Bordkanonen im Tiefflug über das U-Boot.
    Vier Seeleute liefen im Trab den
     Hügel zum Haus hinauf; einer kommandierte: »Links- rechts- links- rechts- links-
     rechts.«
    Ein weiteres Flugzeug landete auf dem Meer, ein Schlauchboot wurde zu Wasser
     gelassen, und ein Mann mit einer Schwimmweste ruderte auf die Klippe zu.
    Ein kleines
     Schiff umrundete die Landzunge und näherte sich schnell dem U-Boot.
    Das U-Boot ging
     auf Tauchstation.
    Das Schlauchboot stieß gegen die Felsen am Fuß der Klippe, und der
     Mann sprang heraus und untersuchte Fabers Körper.
    Ein weiteres Schiff erschien, das
     Lucy als Kutter der Küstenwache erkannte.
    Einer der Seeleute kam auf sie zu und sagte:
     »Alles in Ordnung, Herzchen? Im Haus ist ein kleines Mädchen, das weint und nach seiner
     Mutter ruft.«
    »Es ist ein Junge«, entgegnete Lucy. »Ich muß ihm die Haare
     schneiden.«Bloggs steuerte das Schlauchboot auf den Körper am Fuß der
     Klippe zu. Das Boot prallte gegen den Felsen, und er kletterte hinaus auf die flache
     Oberfläche.
    Der Tote war »die Nadel«, und er war ohne jeden Zweifel tot.
    Sein
     Schädel war wie ein Glaspokal zersprungen, als er auf den Felsen aufschlug. Bloggs sah
     genauer hin und entdeckte, daß der Mann schon vor dem Sturz arg zugerichtet gewesen war:
     Seine rechte Hand war verstümmelt, und mit seinem Knöchel war etwas nicht in Ordnung.
    Bloggs durchsuchte die Leiche. Das Stilett war dort, wo er es vermutet hatte: in einer
     Scheide, die an den linken Unterarm geschnallt war. In der Innentasche der teuer aussehenden,
     blutbefleckten Jacke fand Bloggs eine Brieftasche, Papiere, Geld und eine kleine Filmdose mit
     vierundzwanzig 35mm-Negativen. Er hielt sie gegen das Licht. Es handelte sich um die Negative
     der Abzüge, die in den Umschlägen gefunden worden waren, welche Faber an die portugiesische
     Botschaft geschickt hatte.
    Die Matrosen warfen von der Spitze des Felsens ein Seil
     herab. Bloggs steckte Fabers Habseligkeiten in seine eigenen Taschen und schlang dann das Seil
     um die Leiche. Sie wuchteten sie hoch und ließen anschließend das Seil für Bloggs wieder
     herunter.
    Als er den Rand der Klippe erreicht hatte, sah er das Haus und die Seeleute;
     einer von ihnen sagte: »Sie haben sein Gehirn auf dem Felsen vergessen. Macht nichts!« Der
     Oberleutnant zur See stellte sich vor, und sie gingen hinüber zu dem Häuschen auf dem
     Hügel.
    »Wir haben nichts angerührt, um kein Beweismaterial zu vernichten«, stellte
     der Oberleutnant fest.
    »Das wäre nicht so schlimm gewesen«, meinte Bloggs. »Es wird
     ohnehin keine Anklage erhoben werden.«
    Sie mußten durch das zerbrochene
     Küchenfenster in das Haus einsteigen. Die Frau saß mit dem Kind auf dem Schoß am
     Tisch. Bloggs lächelte ihr zu. Ihm fiel nichts ein, was er hätte sagen können.
    Er blickte sich schnell in dem Häuschen um. Es war ein Schlachtfeld. Er
     sah die zugenagelten Fenster, die verbarrikadierten Türen, die Spuren des Feuers, den Hund
     mit der durchschnittenen Kehle, die Flinten, das zerhackte Geländer und die Axt, die neben
     zwei abgetrennten Fingern tief im Holz der Fensterbank steckte.
    Was für eine Frau,
     dachte Bloggs.
    Er befahl
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