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Die Nadel.

Titel: Die Nadel.
Autoren: Ken Follettl
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melkt die Kuh
     . . . «
    »Wir haben schon so lange kein Filetsteak auf der Speisekarte gehabt,
     daß ich ganz vergessen habe, wie das schmeckt . . . «
    »Das Weinkomitee sah den
     Krieg kommen und kaufte zweihunderttausend Flaschen, Gott sei Dank . . . «
    »Ja,
     eine Hochzeit im kleinen Kreis, aber warum soll man warten, wenn man nicht weiß, was
     morgen passiert?«
    »Sie nennen es Frühling, Ma, sagt er mir, und dort gibt’s
     jedes Jahr einen . . . «
    »Sie ist wieder schwanger, mußt du wissen . . . Ja,
     dreizehn Jahre seit dem letzten Mal . . . Dabei dachte ich, ich weiß, was man tun
     muß!«
    »Nein, Peter ist nie aus Dünkirchen zurückgekommen . . . «
    Der
     Busfahrer bot ihm eine Zigarette an. Godliman lehnte ab und zog seine Pfeife hervor. Jemand
     begann zu singen.

    Ein Luftschutzwart kam her und schrie:
»Ma, mach den Laden dicht –
Man sieht
     ja alles!« – »Ach«, rief sie,
»Das stört uns beide nicht.«
Oh! Hoch die
     Knie, Mother Brown ...

    Es dauerte nicht lang, bis alle sangen. Godliman fiel ein. Er
     wußte, daß dies eine Nation war, die einen Krieg verlor und sang, um ihre Angst zu
     verbergen, wie ein Mann pfeift, der nachts an einem Friedhof vorbeigeht. Er wußte, daß die
     plötzliche Zuneigung, die er für London und die Londoner verspürte, ein Gefühl von kurzer
     Dauer war, verwandt mit Massenhysterie. Er mißtraute seiner inneren Stimme, die flüsterte:
     »Darum geht es; deswegen führen wir Krieg, dafür lohnt es sich zu kämpfen.« Er wußte es,
     doch er machte sich nichts daraus, da er zum erstenmal seit vielen Jahren das unverfälschte
     körperliche Gefühl von Kameradschaft fühlte und genoß. Als Entwarnung gegeben wurde,
     gingen alle singend die Treppe hinauf zur Straße. Godliman fand eine Telefonzelle und rief
     Colonel Terry an, um ihn zu fragen, wann er anfangen könne.

ERSTER TEIL – KAPITEL 3
    ie kleine Dorfkirche war
     alt und sehr schön. Eine Feldsteinmauer umschloß den Friedhof, auf dem wilde Blumen
     wuchsen. Die Kirche selbst – jedenfalls Teile davon – hatte schon hier gestanden, als
     Großbritannien zuletzt von einer wirklichen Invasion heimgesucht worden war, vor fast
     einem Jahrtausend. Die Nordwand des Hauptschiffs, mehrere Fuß breit und nur von zwei
     winzigen Fenstern durchbrochen, würde sich an diese letzte Landung erinnern können. Sie
     war gebaut worden, als Kirchen nicht nur Schutz vor geistiger, sondern auch vor
     körperlicher Verfolgung boten. Die kleinen halbrunden Fenster waren besser dazu geeignet,
     Pfeile hinauszuschießen, als den Sonnenschein des Herrn einzulassen. Tatsächlich hatte
     die örtliche Bürgerwehr detaillierte Pläne für die Verwendung der Kirche, falls und
     wenn die gegenwärtigen Barbaren vom europäischen Festland den Kanal überqueren
     sollten.
    Aber in diesem August des Jahres 1940 dröhnten keine Armeestiefel auf den
     Fliesen des Chors – noch nicht. Die Sonne glühte durch die bunten Fensterscheiben, die
     Cromwells Bilderstürmer und die Habgier Heinrichs VIII. überlebt hatten; das Dach
     vibrierte unter den Klängen einer Orgel, die noch nicht von Holzwürmern und Trockenfäule
     zerfressen war.
    Es war eine wunderschöne Hochzeit. Lucy trug natürlich ein weißes
     Kleid. Ihre fünf Schwestern in aprikosenfarbenen Kleidern waren Brautjungfern. David hatte
     die Ausgehuniform eines Oberleutnants der Royal Air Force an; sie war noch ganz steif und
     neu, da er sie zum erstenmal trug. Sie sangen den 23. Psalm ?Der Herr ist mein Hirte?
     zu der Melodie von Crimond.
    Lucys Vater sah stolz aus, wie es sich für einen Mann an dem Tag gehört, da seine
     älteste und schönste Tochter einen prächtigen Jungen in Uniform heiratet. Er war Farmer,
     doch er hatte seit langem nicht mehr auf einem Traktor gesessen, weil er sein Ackerland
     verpachtet hatte, um von den Einkünften Rennpferdezu züchten. Aber in
     diesem Winter würde seine Weide natürlich gepflügt werden, so daß man Kartoffeln
     anpflanzen konnte. Obwohl er im Grunde mehr Gentleman als Farmer war, besaß er die von der
     frischen Luft gebräunte Haut, die breite Brust und die kurzen, kräftigen Hände der Menschen
     vom Land. Die meisten Männer in den Bänken auf seiner Seite der Kirche ähnelten ihm: Sie
     waren breitschultrig und hatten rote Gesichter. Einige, die keinen Frack trugen, hatten
     Tweedanzüge und festes Schuhwerk an.
    Auch die Brautjungfern sahen entsprechend aus;
     sie waren Landmädchen. Doch die Braut war wie
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