Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
gab
    einfach nicht genug Platz. Carcer trachtete danach, ihm den Daumen
    ins Auge zu bohren.
    Sie rol ten über die Gräber und rangen miteinander, jeder von ihnen
    um einen Vorteil bemüht. Blut füllte Mumms linkes Auge. Sein Zorn
    brauchte nur eine Sekunde, und diese eine Sekunde wurde ihm
    vorenthalten.
    Er drehte sich und streckte die Hand aus.
    Und dort lag das Schwert. Wieder rol te er, und noch einmal, und
    dann kam er auf die Beine, mit dem Schwert in der Hand. Carcer rol te
    ebenfal s zur Seite, und für einen Mann mit verletztem Knie stand er
    erstaunlich flink auf. Mumm beobachtete, wie er sich an einem der
    Fliederbüsche hochzog; Blüten und Duft strömten in der Dunkelheit
    herab.
    Metall kratzte leise. Eine Klinge blitzte kurz auf. Und ein leises
    Lachen erklang, Carcers Lachen, das der Welt mitteilte: He, dies macht
    Spaß.
    »Wer will mich verhaften?«, fragte er, als sie beide nach Luft
    schnappten. »Oberfeldwebel Keel oder Kommandeur Mumm?«
    »Wer hat gesagt, dass du verhaftet werden sollst?«, erwiderte Mumm
    und versuchte, seine Lungen zu füllen. »Ich kämpfe gegen einen
    Angreifer, Carcer.«
    »Oh, du hast gegen einen Angreifer gekämpft, Herr Mumm«, sagte der Schatten. »Aber jetzt stehe ich vor dir.« Metal klirrte auf dem Kies.
    »Und ich bin nicht mehr bewaffnet, haha. Hab meine letzte Waffe
    weggeworfen. Du darfst keinen unbewaffneten Mann töten, Herr
    Mumm. Du musst mich jetzt verhaften. Bring mich zu Vetinari, auf
    dass ich einige freundliche Worte an ihn richten kann, haha. Du kannst
    mich nicht töten, während ich hier nur stehe.«
    »Niemand möchte hören, was du zu sagen hast, Carcer.«
    »Dann sol test du mich besser umbringen, Herr Mumm. Ich habe
    keine Waffe. Und ich kann nicht weglaufen.«
    »Du hast immer ein zusätzliches Messer dabei, Carcer«, sagte Mumm,
    während das Tier in ihm brüllte.
    »Diesmal nicht, Herr Mumm. Komm schon, Herr Mumm! Du kannst
    einem Mann doch nicht vorwerfen, dass er es versucht hat. Ein Mann
    muss das Recht haben, sein Bestes zu geben. Nichts für ungut.«
    Und das war Carcer. Nichts für ungut. Das Beste geben. Nur ein
    Versuch, weiter nichts.
    Unschuldige Worte wurden in seinem Mund schmutzig.
    Mumm trat einen Schritt näher.
    »Du hast ein hübsches Haus, in das du zurückkehren kannst, Herr
    Mumm. Ich meine, was habe ich?«
    Und es klang überzeugend. Carcer hielt al e zum Narren. Man konnte fast die Leichen vergessen.
    Mumm sah nach unten.
    »Hoppla, tut mir leid«, sagte Carcer. »Bin da auf dein Grab getreten.
    War nicht böse gemeint.«
    Mumm schwieg. Das Tier heulte. Es wol te diesen Mund schließen.
    »Du wirst mich nicht töten, Herr Mumm. Nein, du nicht. Nicht mit
    einer Dienstmarke. Das passt einfach nicht zu dir, Herr Mumm.«
    Ohne hinzusehen griff Mumm nach der Dienstmarke und riss sie ab.
    »Ah, verstehe, du wil st mir einen Schrecken einjagen, Herr Mumm,
    und gewisse Leute würden sagen, dass du jedes Recht dazu hast. Ich
    schlage dir Folgendes vor: Ich werfe auch das andere Messer weg, haha,
    du hast gewusst, dass ich noch ein Messer habe, stimmt’s?«
    Es war die Stimme. Sie bewirkte, dass man in Zweifel zog, was man
    wusste.
    »Na schön, ich sehe, dass du sauer bist, haha, und du weißt, dass ich immer ein drittes Messer dabei habe, ich lasse es fallen, na bitte, hast du gesehen…«
    Mumm war nur noch einen oder zwei Schritte entfernt.
    »Das war’s, Herr Mumm. Keine Messer mehr. Und ich kann nicht
    weglaufen. Ich ergebe mich. Diesmal gibt’s keine Tricks. Ich stel e mich
    der Polizei. Verhafte mich einfach! Um der alten Zeiten willen.«
    Das Tier kreischte in Mumm. Es kreischte, dass niemand protestieren
    würde, wenn er in die Rol e des Henkers schlüpfte. Und ein kurzer
    Schwerthieb war sogar die gnädigere Lösung, denn jeder Henker
    wusste: Es gab den leichten und den schweren Weg ins Jenseits, und es
    gab weit und breit niemanden, der Carcer den leichten Weg gönnte. Bei
    den Göttern, er hatte es verdient…
    Aber der junge Sam beobachtete ihn, über eine Entfernung von
    dreißig Jahren hinweg…
    Wenn wir brechen, bricht al es. So ist das. Man kann es biegen, und
    wenn man es stark genug erhitzt, kann man es sogar zu einem Ring
    verbiegen, doch man muss sich davor hüten, es zu zerbrechen. Denn
    wenn es zerbricht, dann zerbricht auch al es andere, bis nichts mehr heil
    ist. Es beginnt hier und heute.
    Mumm ließ das Schwert sinken.
    Carcer sah auf und lächelte. »Schmeckt einfach nicht, oder, haha, ein
    Ei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher