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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume
Autoren: Jean Sarafin
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so etwas wie Romeo und Julia in der Mahrwelt gewesen waren: Meine Mutter eine hohe Tagmahrin, mein Vater der Prinz der Albträume. Was natürlich alle außer mir gewusst, aber verschwiegen hatten. Die einen, um mich zu schützen und davor zu bewahren, Königin der Nachtmahre zu werden. Die anderen, weil sie von meiner Unwissenheit profitieren und die Herrschaft an sich reißen wollten.
    »Hättest du mir geglaubt, wenn du mich damals direkt gefragt und ich meine Unschuld beteuert hätte?«, erkundigte ich mich.
    Ich war nämlich nicht schuld, zumindest nicht direkt. Aber als Erbin der Albträume, die von ihrem … nennen wir es mal »Glück« … keine Ahnung hatte, war ich der ideale Sündenbock – und auf den hatten es gleich mehrere Leute abgesehen gehabt. Jonah, der bereits sechs Jahre zuvor mehr oder weniger ernsthaft versucht hatte, mich umzubringen, Simons, der König-der-Tagmahre und Elijah, der Inkubus, der mit Simons zusammengearbeitet hatte. Apropos: Hatte ich schon erwähnt, dass Jonah mein aktuell bester Freund ist? Irgendwie. Also irgendwie mein aktuell bester Freund, bei dem ich auch unterkommen konnte, wenn David ernst machte und mich als Königin der Nachtmahre denunzieren würde – und Klaus, mein Stiefonkel, mit dem ich mich gerade so nett unterhielt, neben David mein größter Feind? Alles sehr verwirrend, aber man kann sich seine Familie schließlich nicht aussuchen.
    »Ich weiß es nicht!«, gab Klaus zu. Ich benötigte einige Sekunden, um seine Antwort meiner Frage zuzuordnen, weil in meinem Kopf so viele Gedanken durcheinander rauschten und so viele Gefühle miteinander um die Vorherrschaft rangen.
    »Also nein«, meinte ich.
    Klaus schwieg und brach den Blickkontakt zu erst ab. Gut, dass ich nun wusste, wo sein Standpunkt war!
    »Würdest du es mir hier und heute glauben?« Die Frage war mir rausgerutscht, bevor ich mein Gehirn zwischen meine Gefühle und meinen Mund schalten konnte. Im selben Moment hätte ich mich ohrfeigen können, denn Klaus schwieg weiter.
    Ich lachte freudlos und drehte mich zum Gehen, damit er meinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Die Trauer und die Verzweiflung. Wie sehr wünschte ich mir, eine normale Familie zu haben. Eine, der ich vertrauen konnte. Ach, Scheiße! Ich hätte gerne wenigstens eine einzige Person, der ich voll und ganz vertrauen konnte.
    »Danke für die Entschuldigung!«, meinte ich sarkastisch und dachte an David, der sich auch zig mal bei mir entschuldigt hatte. Dafür, dass er mit mir Schluss gemacht hatte, dafür, dass er mit achtzehn König der Tagmahre werden würde, dass er mich töten musste … als wenn eine Entschuldigung irgendetwas besser machen würde. Oder überhaupt ändern!
    »Liz, bitte!« In der Tür zum Flur blieb ich stehen und er atmete tief ein. »Es ist nicht wegen dir … ich vertraue und glaube niemandem.«
    Na toll! Der Mann war noch mehr Psychopath als ich – und mich schickten sie zum Seelenklempner …
    »… und »Saint Blocks« …«
    Wut schlug über mir zusammen und verdrängte das Gefühl der Hilflosigkeit schlagartig. Allerdings auch jedwede Vernunft. »Du hast keine Ahnung, wie es war!« Ich drehte mich zu ihm um. Wenn er unbedingt darüber reden wollte, prima! Ich war sowieso gerade in Selbstmitleids-Fahrt. »Ich war unschuldig, bin fast gestorben und keiner hat mir geglaubt.«
    »Ich … habe mich entschuldigt.« Klaus wirkte vollkommen perplex über meinen Tonfall und die Emotionen, die ich nicht mehr unter Kontrolle hatte.
    »Und das reicht? Meg hat mich nicht
ein
Jahr dort gelassen, um mir zu zeigen, was mit Lügnern passiert. Es waren
sechs
Jahre! Einfach so. Ohne Erklärung, ohne Chance … und dann »Zack««, ich schlug in meine Handfläche, »weil es euch gerade in den Kram passt, habt ihr mich zurückgeholt, wieder ohne Erklärung und ohne das es an mir lag. Ich kann es nicht beeinflussen. Ich konnte und kann nicht beeinflussen, wie ihr handelt, ob ihr mir glaubt oder ob ihr mich mögt.«
    Klaus sah mich stumm an. In seinem Gesicht arbeitete es, aber ich konnte Dank seines wilden Haarwuchses kein Mienenspiel erkennen. Aber seine Stimme klang ehrlich, als er protestierte: »Ich mag dich.«
    Ich zitterte innerlich, weil diese Offenbarung zu spät kam. Zu spät, um zu heilen, was in vielen Jahren zerstört worden war. Zu spät, um mein stets unterschwelliges Misstrauen zu vertreiben. »Jemanden, den man mag, lässt man nicht sechs Jahre lang in »Saint Blocks« verrotten. Zwischen Autodieben,
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