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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume
Autoren: Jean Sarafin
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Ladenräubern, Erpressern und Schlägern. Man schiebt ihn nicht einfach ab.«
    Klaus starrte mich an und in seinen Augen las ich Ablehnung und einen Unwillen, der meiner Angst vor neuer Ablehnung beinahe gleich kam. Aber der Damm in meinem Inneren war gebrochen und es gab nichts, was ihn wieder errichten konnte. »Ihr habt mich nicht mal in den Ferien geholt.« Nur zu gut erinnerte ich mich an mein erstes Weihnachten im Internat für Schwererziehbare. Damals mit zehn Jahren hatte ich noch geglaubt, alles könne gut werden. Meine Eltern könnten wie durch ein Wunder von den Toten auferstehen. War Weihnachten nicht die Zeit der Wunder, die der Erlösung und der Liebe? Stattdessen war ich allein gewesen. Keine Liebe, keine Hoffnung und … eigentlich war nie wieder alles gut geworden … würde es auch nie wieder werden. Nicht mit den Nachtmahren, nicht mit dem verräterischen David, nicht mit den beiden verführerischen Feinden Elijah und Jonah an meiner Seite und nicht mit meiner Zukunft. Ich war verloren. Seit ich denken konnte. Jetzt nur noch ein wenig mehr als normalerweise, dachte ich mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung und fuhr fort: »Und dann habt ihr mich geholt und ich hatte gehofft, ich dürfte wieder bleiben. Vier Jahre lang habe ich jedes Weihnachten gehofft und mich angestrengt, um es euch recht zu machen und von dort weg zu kommen und jedes Mal musste ich zurück in die Hölle. Ohne Erklärung, ohne zu wissen, was ich jetzt schon wieder falsch gemacht hatte.« Ich spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen, konnte aber immer noch nicht aufhören. »Als ich akzeptiert hatte, dass ich dort bin und bleiben werde, als ich eine tolle Freundin gefunden habe – da holt ihr mich zurück. Obwohl sich nichts geändert hat, obwohl ihr mir immer noch nicht geglaubt habt. Ihr habt einfach da weiter gemacht, wo ihr sechs Jahre zuvor aufgehört habt. Und sobald das erste Problem auftaucht, bin ich wieder ich die Hauptverdächtige gewesen. Prima! Und selbst jetzt, fast anderthalb Jahre später, würdet ihr mir immer noch nicht glauben …«
    Klaus öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich ließ ihn nicht. Es tat viel zu gut, endlich jemandem die Meinung zu sagen, der auch dafür verantwortlich war, wie es mir ging und was aus mir geworden war. »Aber JETZT bin ich kein kleines Mädchen mehr, ich bin niemand, der einfach auf das Gute in anderen vertraut, darauf, dass Leute, die sie liebt das Richtige tun.«
    Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen und kam mir schon im nächsten Moment dämlich vor. Rasch drehte ich mich um und ging nach oben. Dabei spürte ich, wie er mir nachsah. Wahrscheinlich immer noch vollkommen verdattert. Auch egal. Er war ein Jahr lang nicht da gewesen und würde wahrscheinlich morgen früh schon wieder verschwunden sein. Auf, auf, die Welt vor dem Bösen zu retten.

Kapitel 2
    Natürlich war Klaus nicht verschwunden. Er saß wie eh und je am Frühstückstisch, die Zeitung aufgefaltet, als sei er nie fortgewesen. Der Anblick ließ neues Adrenalin durch meine Adern strömen, machte mich wütend und froh. Gleichzeitig verspürte ich etwas, was Scham gewaltig nahe kam.
    Er sah auf und der Blick von schräg unten war so eindringlich, dass mir ein Schauer über den Rücken lief.
    »Guten Morgen!«
    »Guten Morgen!« Ich sah zu Boden und war froh, dass Tante Meg um die Ecke bog. Sie wirkte genauso schockiert, wie ich mich gestern Nacht gefühlt hatte. Dann zeichnete sich freudige Erkenntnis auf ihrem Gesicht ab.
    »Wie lange bleibst du?«, erkundigte sie sich bei Klaus.
    »So lange es eben dauert.«
    Ich setzte mich und gab mir Mühe, mir nicht anmerken zu lassen, wie ich mich fühlte. Wie ein Trottel. Wieder einmal hatte ich meinen Mund nicht halten können und musste jetzt die Konsequenzen ausbaden. Vielleicht nicht jetzt sofort, aber doch früher oder später.
    Es sind nur noch wenige Wochen bis zu deinem achtzehnten Geburtstag und falls er dich jetzt nach »Saint Blocks« zurückschickt, dann kannst du die Chance auch gleich nutzen und für immer verschwinden
. Die geheimnisvolle Stimme in meinem Kopf flüsterte, obwohl sowieso nur ich sie hören konnte. Ich hatte sie »das Teufelchen« getauft. Sie war der pragmatische Teil meiner Persönlichkeit und hatte meistens Recht. Leider war sie gleichzeitig der Teil von mir, der einfach aussprach, was ich dachte.
    »Hi, Dad.« David kam in die Küche und wirkte kein bisschen überrascht. Offenbar war er der einzig
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