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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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träumte auf die normalste Weise vor sich hin – er war bei einem Picknick oder steckte in einem Verkehrsstau oder saß im Büro –, und plötzlich wurde alles ganz hell, und die silbrig glänzenden Gestalten erschienen.
    Er tastete nach den anderen Waffen in der umgerüsteten Baseballtasche, die er in einer geplünderten Modell’s-Filiale auf der Flatbush Avenue gefunden hatte. Er war in Queens. Okay? Okay! Allmählich kam die Erinnerung zurück. Und mit ihr die Kopfschmerzen – er hatte gestern Abend, wie so oft in letzter Zeit, zuviel getrunken und einen Blackout gehabt. Er steckte das Schwert in die Tasche zurück, setzte sich auf das Sofa und legte den Kopf in die Hände, als wäre er eine zerbrechliche Kristallkugel. Sein Haar fühlte sich wirr und borstig an, seine Schläfen pochten.
    Die Hölle auf Erden. Ja, das ist es!
    Die Wirklichkeit war der eigentliche Alptraum. Eph war noch am Leben und er war noch ein Mensch – das war nicht viel, aber immerhin.
    Ein weiterer Tag in der Hölle …
    Das Letzte, an das er sich von seinem Traum erinnerte, jener Teil, der an seinem Bewusstsein haftete wie eine klebrige Nachgeburt, war ein Bild von Zack. Sein Sohn Zack – umgeben von gleißendem, silbernem Licht. Und aus diesem Licht waren die Gestalten gekommen. »Dad!«, hatte Zack gerufen oder geflüstert, und sein Blick hatte sich an den seines Vaters geklammert, und dann hatte das Licht sie alle verschluckt.
    Der Gedanke daran ließ Eph zittern. Warum fand er keine Ruhe, keinen Trost in seinen Träumen? Waren Träume nicht dafür da? Sollten sie nicht diesem Gefängnis, das sich Realität nannte, Bilder vom Entkommen entgegensetzen? Was hätte er nicht für einen jener rührseligen Träume von früher gegeben, für einen Löffel Zucker für sein geplagtes Unterbewusstsein:
    Eph und Kelly kurz nach dem Collegeabschluss, wie sie händchenhaltend über einen Flohmarkt schlendern und nach billigen Möbeln und anderem Krimskrams Ausschau halten, mit dem sie ihre erste gemeinsame Wohnung einrichten wollen …
    Zack als Dreikäsehoch, der mit seinen dicken Füßen durch das Haus stapft, ein kleiner Tyrann in Windeln …
    Eph und Kelly und Zack beim Abendessen, die Hände vor den Tellern gefaltet, während Z mit ernster Miene das Gebet aufsagt, das er auswendig gelernt hat …
    Nein, jetzt waren Ephs Träume ganz anders, glichen eher verwackelten Snuff-Filmen. Menschen aus seiner Vergangenheit – Freunde oder Bekannte oder Feinde – wurden gejagt und verschleppt, und er musste dabei zusehen, unfähig, ihnen zu helfen, unfähig, sich abzuwenden …
    Er stand wieder auf, versuchte das Gleichgewicht zu halten. Ging zu dem großen Fenster, von dem aus man den Hinterhof sah. Der LaGuardia Airport war nicht weit entfernt, aber der Anblick eines Flugzeugs, das Geräusch eines Düsenjets – das alles war inzwischen äußerst selten geworden. Die Lichter waren vom Himmel verschwunden. Eph musste an den 11. September 2001 denken – jenen Tag, an dem der leere Himmel ihnen allen so unwirklich erschienen war – und daran, was es für eine Erleichterung gewesen war, als eine Woche später die Flugzeuge zurückgekehrt waren. Jetzt gab es keine Erleichterung. Keine Rückkehr zur Normalität.
    Wie spät war es wohl? Irgendwann am Vormittag – das sagte ihm jedenfalls seine innere Uhr, die noch nach dem Tag-Nacht-Rhythmus funktionierte. Und es war Sommer, zumindest dem Kalender nach, also hätte die Sonne hoch und heiß am Himmel stehen sollen.
    Stattdessen war es dunkel. Eine ewige Dunkelheit, so schien es. Die natürliche Abfolge von Tag und Nacht war aufgehoben; die Sonne wurde von einem düsteren Schleier aus Asche verdeckt, der sich am Himmel ausgebreitet hatte – die Folge der weltweiten Nuklearexplosionen und Vulkanausbrüche – und kein Licht und keine Wärme mehr durchließ. Der Planet hatte sich in ein blasses, ausgemergeltes Niemandsland verwandelt, eine Welt aus Kälte und Finsternis.
    Der perfekte Lebensraum für Vampire.
    Und wenn man den allerletzten Live-Nachrichten Glauben schenken wollte – die wie Pornos im Internet hin und her geschickt worden waren –, dann war es überall auf der Erde dasselbe: ein sich verdunkelnder Himmel, schwarzer Regen, finstere Wolken, die sich zusammenballten und wie riesige Felsen in der Luft hingen … Zog man die Rotation und die Windverhältnisse auf dem Planeten in Betracht, so waren der Nord- und Südpol die einzigen Orte, an denen noch wie früher die Sonne schien.
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