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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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nachdem ihr Haar ausgefallen war und sie ihre Genitalien und anderen menschlichen Geschlechtsmerkmale verloren hatten. Die beiden liefen ihr voraus auf das Haus zu und warteten aufgeregt am Gartenzaun, bis sie sie endlich einholte.
    Kelly öffnete das Gartentor und schlich vorsichtig einmal um das Haus herum. Ihre Vampirsinne registrierten keine Anzeichen für eine Falle. Schließlich ging sie zu einem der kleinen Fenster im Erdgeschoss, schlug mit dem Handballen ein Loch in das Glas, griff hindurch und zog den Fenstergriff nach unten.
    Blitzschnell sprangen die Späher an ihr vorbei in das Haus. Kelly schob zunächst ein nacktes, dreckiges Bein durch das Fenster und verkrümmte sich dann mühelos so weit, dass ihr Körper durch die schmale Öffnung passte. Im Wohnzimmer stiegen die Späher wie Polizeihunde über das Sofa und suchten nach einer Spur, während Kelly für einen Moment still verharrte und in die Wohnung hinein horchte.
    Sie waren allein.
    Sie waren zu spät gekommen.
    Aber Eph war hier gewesen. Und das war noch nicht allzu lange her.
    Jetzt liefen die Späher zu einem der Fenster, die nach Norden gingen, und berührten das Glas, als könnten sie dadurch vergangene Ereignisse wieder aufleben lassen. Dann wandten sie sich unvermittelt ab und rannten die Treppe hoch. Kelly folgte ihnen und fand sie schließlich in Zacks Zimmer, wo sie hektisch hin und her sprangen, all ihre Sinne auf die Spuren gerichtet, die Eph hier hinterlassen hatte – wie Tiere, die von einem überwältigenden, ihnen jedoch unverständlichen Impuls geleitet wurden.
    Kelly sah sich um. Die Hitze, die ihr vampirischer Stoffwechsel erzeugte, ließ die Temperatur im Raum um einige Grad ansteigen. Im Gegensatz zu Eph überkamen sie hier – in ihrem früheren Haus, im ehemaligen Zimmer ihres Sohnes – keinerlei nostalgische Empfindungen. Keine Wehmut. Kein Gefühl des Bedauerns. Ja, sie hatte überhaupt keine emotionale Verbindung mehr zu diesem Ort, so wie sie auch keine emotionale Verbindung mehr zu ihrer menschlichen Vergangenheit hatte. Der Schmetterling blickt nicht auf sein Leben als Raupe zurück – er fliegt einfach davon.
    Ihre Gefühle waren nun anderer Art, und das stärkste dieser neuen Gefühle empfand sie jetzt – als plötzlich ein Summen in ihrem Körper erklang. Etwas war in ihrem Kopf, war überall in ihr. Eine Präsenz. Der Meister.
    Der Meister sah mit ihren Augen. Fühlte mit ihren Sinnen. Erkannte, dass Ephraim Goodweather vor Kurzem hier gewesen war …
    Und dann, so plötzlich, wie es gekommen war, verstummte das Summen wieder. Kelly spürte keine Vorwürfe von Seiten des Meisters dafür, dass sie Eph so knapp verpasst hatte. Nein, sie spürte, dass sie dem Herrn der Vampire nach wie vor von großem Nutzen war – wegen ihrer Verbindung zu Eph.
    Und wegen ihrer Verbindung zu Zack.
    Noch immer sehnte sich Kelly Goodweather danach, ihren Sohn in einen Vampir zu verwandeln. Dieses Verlangen erzeugte eine Leere in ihr. Sie brauchte ihren Sohn, um Vollkommenheit zu erlangen; alles andere widersprach ihrer vampirischen Natur. Aber sie ertrug den nagenden Schmerz in ihrem Inneren – weil der Meister es so wollte. Es war sein Wille, dass Zack ein Mensch blieb. Dass ihr Sohn unvollendet blieb. Der Meister hatte ihr keinen Grund dafür genannt – es stand ihr offenbar noch nicht zu, diesen Grund zu kennen.
    Alles, was ihr zustand, war, Zack an der Seite des Meisters zu sehen.
    Während Kelly die Treppe wieder hinunterging, strichen die Späher um ihre Beine. Sie durchquerte das Wohnzimmer und sprang durch die Fensteröffnung nach draußen. Es hatte inzwischen zu regnen begonnen; dicke, schwarze Tropfen prasselten auf Kellys erhitzte Haut und verdampften zu winzigen Wölkchen. Sie stand in der Mitte der Straße. Lauschte. Spürte Ephs pulsierendes Blut … Nun, da sich der Alkohol langsam daraus verflüchtigte, war es wieder deutlicher.
    Einen Schweif aus Dampf hinter sich lassend, lief Kelly die Straße hinunter, die beiden Späher ihr immer einen Schritt voraus. Doch dann, während sie sich einer U-Bahn-Station näherten, wurde das Signal wieder schwächer. Die Distanz zwischen ihnen und Eph nahm schlagartig zu. Er war in einem Zug.
    Er war auf dem Weg zurück nach Manhattan.

Die Farrell
    Das Pferd galoppierte los und ließ eine Wolke aus schwarzem Rauch und orangenen Flammen hinter sich.
    Das Pferd brannte.
    In Feuer gehüllt stürmte das Tier vorwärts, aber es rannte nicht aus Schmerz, sondern aus purem Verlangen.
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