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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Sein Tagebuch war ein nie endender Brief an seinen Sohn. Es enthielt die Geschichte seiner Suche nach Zack. Und es enthielt – schließlich war er Wissenschaftler – die Theorien, die er in Bezug auf das Vampirvirus anstellte, die Beobachtungen, die er gemacht, die Erkenntnisse, die er gewonnen hatte.
    Außerdem war es eine gute Methode, um bei Verstand zu bleiben – oder zumindest den Anschein zu erwecken.
    Seine Handschrift war in den letzten zwei Jahren so unleserlich geworden, dass er die Einträge kaum entziffern konnte. Er notierte jeden Tag das Datum – die einzige Möglichkeit, ohne Kalender das Vergehen der Zeit zu dokumentieren. Nicht dass das irgendetwas bedeutet hätte …
    Aber heute bedeutete es etwas. Als Eph das Datum aufschrieb, war es, als würde sein Herz für eine Sekunde aussetzen. Natürlich! Wie hatte er das nur vergessen können? Das war der Grund, warum er heute hier war, hier in Kellys Haus.
    Heute war Zacks dreizehnter Geburtstag.
    EINTRITT NUR UNTER LEBENSGEFAHR !, stand auf dem Schild, das an der Tür im ersten Stock hing. Die Worte waren mit dickem Filzstift geschrieben und mit Grabsteinen, Skeletten und Kreuzen verziert. Zack hatte das Schild gemalt, als er sieben oder acht war; Eph wusste es nicht mehr ganz genau.
    Das Zimmer seines Sohnes war in mehr oder weniger demselben Zustand, in dem Zack es zuletzt verlassen hatte. Es glich darin wohl allen Zimmern verschwundener Kinder – Orte, an denen die Zeit ebenso still stand wie in den Herzen der Eltern. Immer wieder kehrte Eph in dieses Zimmer zurück, wie ein Taucher zu einem versunkenen Schiff. Zacks Zimmer war sein geheimes Museum, sein Fenster in die Vergangenheit.
    Er setzte sich auf das Bett, spürte das vertraute Nachgeben der Matratze, hörte das leise Knarren des Holzgestells. Alles in diesem Raum war ihm vertraut – all die Dinge, die Zack in seinem früheren Leben berührt hatte. Eph war der Kurator dieses Museums; er kannte jedes Spielzeug, jedes Stofftier, jedes T-Shirt, jedes Buch. Und doch war er nicht der Ansicht, dass er sich hier in der Vergangenheit verlor. Man ging nicht in die Kirche oder Synagoge oder Moschee, um sich in etwas zu verlieren; man ging dorthin, um seinem Glauben Ausdruck zu verleihen. Zacks Zimmer war wie ein Schrein, dort – und nur dort – spürte Eph eine Art inneren Frieden und fühlte sich in seiner Überzeugung bestätigt.
    Seiner Überzeugung, dass Zack noch am Leben war.
    Das war kein Wunschdenken, keine blinde Hoffnung. Nein, Eph wusste , dass sein Sohn noch am Leben war. Und dass er noch nicht verwandelt war.
    Früher – in der Zeit davor – hatten sich die Eltern eines verschwundenen Kindes an jemanden wenden können: an die Polizei, an Hunderte, wenn nicht Tausende anderer Menschen, die Mitleid mit ihnen hatten und sich an der Suche beteiligten. Zack jedoch war in einer Welt ohne Polizei, ohne menschliche Gesetze entführt worden. Und es gab nicht den geringsten Zweifel, wer der Täter war: Zack war von jener Kreatur verschleppt worden, die einst seine Mutter gewesen war. Aber hinter ihr verbarg sich ein noch viel mächtigeres, dunkleres Wesen.
    Der Herr der Vampire. Der Meister.
    Was Eph nicht wusste, war, warum Zack entführt worden war. Vermutlich um ihn, seinen Vater, zu verletzen. Und um die Gier seiner Mutter zu stillen, die es nach jenen verlangte, die sie früher einmal geliebt hatte. Um sich auszubreiten, machte sich das Vampirvirus auf perverse Weise die menschliche Liebe zunutze: Wenn man einen Menschen in einen strigoi verwandelte, war man auf ewig mit ihm verbunden, in einer Form der Existenz, in der die Probleme und Sorgen des menschlichen Daseins keinerlei Rolle mehr spielten, einer Existenz, in der es nur noch um Nahrung, um Fortpflanzung, ums Überleben ging.
    Deshalb war Kelly – die Vampir-Kelly – so fixiert auf ihren Sohn, und deshalb war es ihr trotz Ephs heftiger Gegenwehr gelungen, mit dem Jungen zu entkommen.
    Doch genau deshalb – aufgrund derselben Obsession, jene zu verwandeln, die einem früher am nächsten gestanden hatten – wusste Eph auch, dass Zack nicht verwandelt worden war. Denn hätten der Meister oder Kelly den Jungen mit dem Virus infiziert, wäre Zack längst zu ihm zurückgekehrt: als Vampir. Diese Vorstellung – seinem untoten Sohn von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen – war in den letzten zwei Jahren Ephs ständiger Begleiter gewesen.
    Blieb nur die Frage: Warum? Warum hatte der Meister Zack nicht verwandelt? Was hielt
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