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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition)
Autoren: Philippa Gregory
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sagt sie. «Aber ich möchte so ein Ding nicht tragen.»
    Ich bleibe stehen, dann drehe ich mich vor ihr im hellen Sonnenschein. Mein buntes Kleid schimmert: ein dunkelblauer Rock und ein türkisfarbener Unterrock, die weit vom hohen, engen Gürtel um meinen Brustkorb fallen. Mein Kopfschmuck sitzt mir wie ein Kegel auf dem Kopf. Ein blassblauer Schleier ergießt sich von der Spitze über meinen Rücken, er verdeckt und betont mein blondes Haar gleichermaßen. Ich breite die Arme aus, um ihr die ausladenden dreieckigen Ärmel vorzuführen, die mit dem schönsten Goldfaden bestickt sind, dann raffe ich die Röcke, um ihr meine scharlachroten Schnabelschuhe mit den nach oben gebogenen Spitzen zu zeigen.
    «Aber in so einem Kleid kannst du weder arbeiten noch auf ein Pferd steigen, noch rennen», sagt sie.
    «Es ist ja auch nicht zum Reiten, Arbeiten oder Rennen gedacht», antworte ich ganz vernünftig. «Es ist zum Prahlen gemacht. Es soll der Welt zeigen, dass ich jung und schön bin, bereit zum Heiraten. Und dass mein Vater so wohlhabend ist, mir Goldfäden in die Ärmel nähen und meinen Kopfschmuck mit Seide ausschlagen zu lassen. Weil ich von edler Geburt bin, werde ich in Samt und Seide gekleidet und nicht in Wolle wie ein armes Mädchen.»
    «Ich könnte es nicht ertragen, in so einem Ding vorgeführt zu werden.»
    «Man würde es dir auch gar nicht erlauben», bemerke ich verdrießlich. «Man muss sich seiner Stellung gemäß anziehen. Du hast dem Gesetz Folge zu leisten und dich in Braun und Grau zu kleiden. Hast du wirklich gedacht, du wärst wichtig genug, um Hermelin zu tragen? Oder willst du deinen goldenen Wappenrock zurück? Man erzählt sich, du hättest in der Schlacht so schmuck ausgesehen wie ein Ritter. Du hast dich wie ein Adliger gekleidet. Man sagt auch, du hättest deine schöne Standarte geliebt und deine glänzende Rüstung und hättest darüber einen schönen goldenen Wappenrock getragen. Man sagt, du hättest die Sünde der Eitelkeit begangen.»
    Sie wird rot. «Ich musste an der Spitze meiner Armee doch gesehen werden», verteidigt sie sich.
    «Gold?»
    «Zu Ehren Gottes.»
    «Auch wenn du Frauenkleider tragen würdest, bekämst du keinen solchen Kopfschmuck», sage ich. «Du würdest etwas Bescheideneres tragen, wie die Hofdamen, nicht so etwas Hohes oder Unbequemes, einfach eine hübsche Haube, die dein Haar bedeckt. Unter dem Kleid könntest du deine Stiefel tragen, dann könntest du laufen wie jetzt. Warum versuchst du es nicht einfach mal mit einem Kleid, Jeanne? Dann können sie dich nicht mehr bezichtigen, Männerkleider zu tragen. Es ist Ketzerei, wenn eine Frau sich wie ein Mann anzieht. Wenn du ein Kleid trägst, haben sie nichts mehr gegen dich vorzubringen. Irgendetwas Schlichtes?»
    Sie schüttelt den Kopf. «Ich bin versprochen», sagt sie nur. «Dem Herrn versprochen. Und wenn der König nach mir ruft, muss ich bereit sein, in den Kampf zu reiten. Ich bin ein Soldat auf Abruf, keine Hofdame. Also kleide ich mich wie ein Soldat. Und mein König wird jeden Moment nach mir schicken.»
    Ich sehe mich um. Ein Page, der einen Krug heißes Wasser trägt, ist in Hörweite. Erst als er mit einer Verbeugung vorbeigegangen ist, spreche ich weiter. «Scht», sage ich leise. «Du solltest ihn nicht König nennen.»
    Sie lacht, als fürchtete sie sich nicht. «Ich habe ihn zur Krönung geführt, ich habe unter meiner eigenen Standarte in der Kathedrale von Reims gestanden, als er mit dem heiligen Öl von Chlodwig gesalbt wurde. Ich habe gesehen, wie er gekrönt vor sein Volk trat. Natürlich ist er der König von Frankreich. Er wurde gekrönt und gesalbt.»
    «Die Engländer spalten jedem die Zunge, der das sagt», ermahne ich sie. «Und zwar beim ersten Mal. Wer es noch einmal sagt, dem brandmarken sie die Stirn, sodass er für sein Leben entstellt ist. Man muss den englischen König, Henry VI., König von Frankreich nennen. Der, den du als französischen König bezeichnest, soll Dauphin heißen, niemals anders als Dauphin.»
    Sie lacht vergnügt. «Man soll ihn noch nicht einmal einen Franzosen nennen», ruft sie aus. «Euer großer Duke of Bedford sagt, er wäre ein Armagnake. Aber der große Duke of Bedford hat vor Furcht gezittert und in Rouen panisch nach Rekruten gesucht, als ich mit der französischen Armee – ja, ich spreche es aus! – vor den Mauern von Paris stand, mit der französischen Armee, um unsere Stadt für unseren König einzunehmen, unseren französischen König.
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