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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls
Autoren: Paul Auster
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m ersten Sto ß versenkt e e r zwe i halb e Kugeln , räumt e dan n de n ganzen Tisc h a b un d schickt e zu m krönende n Abschlu ß mi t einem komplizierte n S t oß über drei Banden die schwarze Kugel ins Eckloch.
    «Das reicht mir», sagte Floyd nach dem fünften Spiel. «Ich dacht e mir , da ß d u vielleich t gu t wärst , abe r da s hie r ist lächerlich.»
    «Blo ß Glück» , sagt e Nashe , bemüht , ei n Lächel n zu unterdrücken. «Normale r weis e bi n ic h ziemlic h schwach . Aber heut e aben d läuf t e s wi e geschmiert.»
    «Schwac h ode r nicht , jedenfall s schuld e ic h di r fünfzig Dollar.»
    «Vergesse n Si e da s Geld , Floyd . Ic h mach e mi r nichts daraus.»
    «Wa s sol l da s heißen , ic h sol l da s Gel d vergessen ? D u hast ebe n fünfzi g Dolla r gewonnen . Di e gehöre n dir.»
    «Nei n nein . Behalte n Si e e s nur . Ic h wil l Ih r Gel d nicht haben.»
    Floy d lie ß nich t locke r un d versucht e Nash e di e fünfzig Dolla r i n di e Han d z u drücken , abe r Nash e lehnt e e s nicht minde r hartnäcki g ab , u n d nac h eine r Weil e began n e s Floy d zu dämmern , da ß Nash e e s wirklic h erns t meinte , da ß e r nich t bloß ein e Sho w abzog.
    «Kaufen Sie Ihrem Kleinen ein Geschenk», sagte Nashe.
    «Wen n Si e mic h glücklic h mache n wollen , gebe n Si e e s fü r ihn aus.»
    «Da s is t schreck l ich nett von dir», sagte Floyd. «Die meisten Leute würden sich fünfzig Dollar nicht einfach so entgehen lassen.»
    «Ic h bi n nich t di e meiste n Leute» , sagt e Nashe.
    «Jetz t bi n ic h di r abe r wa s schuldig» , sagt e Floy d un d klopfte ih m i n verlegene r Dankbarkei t a u f di e Schulter . «Wen n ic h dir ma l eine n Gefalle n tu n soll , brauchs t d u mic h nu r z u fragen.»
    E s wa r nu r ein e diese r leeren , unverbindliche n Bemerkungen, wi e Leut e si e i n solche n Augenblicke n of t vo n sic h geben , und i n jede r andere n Situatio n würd e Nash e si e wahrscheinlich überhör t haben . Abe r plötzlic h durchglüht e ih n ein e Idee , und anstatt die eben erhaltene Gelegenheit verstreichen zu lassen, sa h e r Floy d offe n a n un d sagte : «Ja , w o Si e da s jetz t erwähnen, vielleicht können Sie tatsächlich etwas für mich t un . Nu r eine Kleinigkeit , abe r Ihr e Hilf e dabe i würd e mi r seh r vie l bedeuten.»
    «Klar , Jim» , sagt e Floyd . «Nu r rau s mi t de r Sprache.»
    «Lasse n Si e mic h heut e aben d de n Wage n zurückfahren.»
    «D u meins t Großvater s Wagen?»
    «Ja , Großvater s Wagen . De r frühe r ma l m i r gehör t hat.»
    «Ob das möglich ist, kann ich nicht entscheiden, Jim. Der Wage n gehör t Großvater , un d de n wirs t d u frage n müssen . Aber ic h werd e au f jede n Fal l ei n gute s Wor t fü r dic h einlegen.»
    Wi e sic h herausstellte , hatt e Murk s nicht s dagegen . E r fühle sic h ziemlic h kaputt , sagt e er , un d e r hab e Floy d sowies o bitten wollen zu fahren. Wenn Floyd das Nashe überlassen wolle, habe er keine Einwände. Was mache das für einen Unterschied, solang e si e nu r an s Zie l kämen?
    Al s si e in s Frei e traten , schneit e es . E s wa r de r erst e Schnee de s Jahres , un d e r fie l i n dicken , feuchte n Flocken , die größtenteil s schmolzen , sobal d si e de n Bode n berühr t hatten. Die Weihnachtsbeleuchtung über der Straße war abgeschaltet, de r Win d hatt e sic h gelegt . Di e Luf t wa r unbewegt , s o still , daß si e ihne n beinah e war m vorkam . Nash e atmet e tie f ein , sa h zum Himme l au f un d lie ß sic h de n Schne e eine n Augenblic k ins Gesich t fallen . E r wa r glücklich , erkannt e er , s o glücklic h wie scho n lang e nich t mehr.
    Al s si e zu m Parkplat z kamen , ga b Murk s i hm die Wagenschlüssel. Nashe schloß die Fahrertür auf, doch gerade als er sie öffnen und einsteigen wollte, zog er die Hand zurück un d fin g a n z u lachen . «Hey , Calvin» , sagt e er . «W o zu m Teufel sin d wi r hie r eigentlich?»
    «Wa s sol l da s heißen , w o sin d wi r h ier? » fragt e Murks.
    «Wi e heiß t de r Or t hier?»
    «Billings.»
    «Billings ? Ic h dachte , da s lieg t i n Montana.»
    «Billings . Ne w Jersey.»
    «Als o sin d wi r nich t meh r i n Pennsylvania?»
    «Nein, dazu muß man erst über die Brücke fahren. Weißt du nich t mehr?»
    «Ic h wei ß überhaup t nicht s mehr.»
    «Nim m einfac h di e Rout e Sixteen . Di e führ t dic h gena u ans Ziel.»
    E r hätt e nich t gedacht , da ß e s ih m s o vie l bedeute n würde,
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