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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls
Autoren: Paul Auster
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lieb e Jack, ogottogott , heilig e Mutte r Gottes . Ja , da s werd e si e tun . Das versprech e sie . Sobal d si e nac h Haus e komme , werd e si e zum Höre r greife n un d e s tun . Ja , e r könn e sic h au f si e verlassen. Got t Got t Got t Got t Gott . Da s versprech e sie . Gan z bestimmt werd e si e da s tun.
     
     
     

9
     
    Verrück t vo r Einsamkeit . Jedesma l wen n Nash e a n das Mädche n dachte , ware n da s di e erste n Worte , di e ih m i n den Kop f kamen : verrück t vo r Einsamkeit . A m End e hatt e e r si e sich s o of t aufgesagt , da ß si e ihre n Sin n z u verliere n begannen.
    Da ß de r Brie f nich t kam , legt e e r nich t ih r zu r Last . E r wußte, da ß si e ih r Verspreche n gehalte n hatte , un d d a e r a n diesem Glaube n festhielt , gerie t e r nich t i n Verzweiflung . I m Gegenteil, e r fühlt e sic h ermutigt . E r konnt e sic h dies e n Stimmungswechsel selbst nicht erklären, aber Tatsache war, daß er optimistisch wurde , vielleich t optimistische r al s j e zuvo r sei t de m erste n Tag au f de r Wiese.
    Murk s z u fragen , wa s e r mi t de m Brie f de s Mädchen s getan habe , hatt e keine n Zweck . E r würd e ih m nu r ein e Lüge auftischen , un d Nash e wollt e sic h seine n Argwoh n nicht anmerke n lassen , wen n dami t nicht s z u gewinne n wäre . Am End e würd e e r di e Wahrhei t j a doc h erfahren . Da s wußt e er jetzt , un d dies e Gewißhei t tröstet e ihn , lie ß ih n vo n Ta g z u Tag durchh alten.
    «Alles geschieht zu seiner Zeit», sagte er sich. Wer die Wahrheit erfahren wollte, mußte sich erst einmal in Geduld üben.
    Unterdessen ging die Arbeit an der Mauer gut voran. Als die dritt e Reih e ferti g war , baut e Murk s ih m ein e hölzerne Plattform , u n d Nash e mußt e jede n Stein , de n e r einsetze n wollte, übe r di e Stufe n diese r kleine n Konstruktio n nac h obe n tragen. Das verlangsamte seine Fortschritte ein wenig, doch war das nicht s i m Vergleic h z u de m Vergnügen , da s e r empfand , nun über dem Boden arbeiten zu können. Sobald er die vierte Reihe begonne n hatte , verwandelt e sic h di e Maue r vo r seine n Augen.
    Sie war jetzt übermannshoch, überragte selbst einen so großen Man n wi e ihn , un d da ß e r nich t meh r darübe r hinwegsehen konnte , da ß si e seine n Blic k au f di e a nder e Seit e versperrte , gab ih m ei n Gefühl , al s se i nu n ein e wichtig e Veränderung eingetreten . Mi t einemma l ware n di e Stein e ers t z u eine r Mauer geworden , un d trot z de r Mühen , di e e s ih n gekoste t hatte , mußte e r einfac h Bewunderun g dafü r empfinden . Wan n im me r er innehiel t un d sei n Wer k betrachtete , überka m ih n ein e gewisse Ergriffenheit.
    Einig e Woche n la s e r fas t nichts . Dan n nah m e r eine s Abends End e Novembe r ei n Buc h vo n Willia m Faulkne r i n di e Hand (Schal l un d Wahn) , schlu g e s irgendw o au f un d stie ß mit t e n in eine m Sat z au f folgend e Worte : « … bi s e r eine s Tage s im tiefste n Überdru ß alle s au f ein e Kart e setzt…»
    Spatzen, Kardinäle, Meisen, Blauhäher. Diese Vögel waren al s einzig e i m Wal d geblieben . Un d Krähen . Da s ware n die besten , fan d Nashe . Hi n un d wiede r kamen sie über die Wiese geflogen und stießen ihre seltsam erstickten Schreie aus, und dan n unterbrac h e r sein e Arbeit , u m ihne n nachzusehen . Das Unvermittelte ihres Kommens und Gehens, ihr jähes, scheinbar völli g grundlose s Auftauche n un d Verschwinde n w a r ihm sympathisch.
    Wen n e r frühmorgen s nebe n de m Wohnwage n stand , konnte er durch die kahlen Bäume die Umrisse von Flowers und Stones Hau s erkennen . A n manche n Morge n herrscht e jedoc h s o dichter Nebel , da ß e r nich t s o wei t sehe n konnte . Selbs t di e Mauer v erschwan d dan n zuweilen , un d dan n mußt e e r lang e au f die Wies e starren , bi s e r di e graue n Stein e vo n de r graue n Luft unterscheide n konnte.
    E r hatt e sic h ni e al s eine n Mensche n betrachtet , de r fü r große Ding e bestimm t war . Sei n Lebe n lan g hatt e e r angenomm e n , er se i gena u wi e jede r andere . Abe r jetz t stie g gan z allmählic h der Verdach t i n ih m auf , da ß e r sic h geirr t habe n könnte.
    I n diese n Tage n mußt e e r imme r wiede r a n Flowers Sammlung denken: die Taschentücher, die Brillen, die Ringe, die Berge absurder Er i nnerungsstücke . All e paa r Stunde n schien ei n andere s davo n i n seine m Kop f aufzutauchen . Wa s ih n aber nich
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