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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia
Autoren: Kerstin Gier
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geholfen werden. Verband Deutscher Schönheitschirurgen.<
    Ich war noch immer fassungslos, als wir wieder zu Hause ankamen.
    Trudi warf sich platt auf den Rasen und keuchte. »Warum seid ihr denn auf dem Rückweg so gerast?«
    »Na, wir wollten uns vor denen doch keine Blöße geben«, sagte Mimi.
    »Haben wir aber! Das nächste Mal hören wir denen nicht nur mit offenem Mund zu, dass das mal klar ist«, sagte Anne ärgerlich. »Dann verteilen wir auch ein paar Beleidigungen. Wir sind schließlich die gefürchtete Mütter-Mafia.«
    »Wir sollten das in Rollenspielen trainieren«, sagte Trudi.
    »Psssssst, Mami«, zischte Nelly vom Baumhaus herunter. »Komm bitte mal. Es ist was Schlimmes passiert!«
    »Wo sind die Kleinen?«
    »Drüben bei Ronnie, es fehlt ihnen nichts«, sagte Nelly. »Wir waren hier oben und haben das Teleskop ausprobiert, man kann wahnsinnig weit damit gucken, sogar in die Häuser hinein. Und dann hat Julius das dicke Mädchen entdeckt, Laura-Kristin, hinten am Spielplatz, in der Weidenhütte. Sie war dabei, sich die Pulsadern aufzuschneiden.«
    »Oh mein Gott!«, sagte Anne.
    Mimi griff sich mit der Hand ans Herz, und Trudi vergaß für ein paar Sekunden zu keuchen.
    »Keine Sorge, sie hat es nicht richtig gemacht«, sagte Nelly. »Sie wusste nicht, dass man längs schneiden muss, sie hat quer an sich rumgeritzt, und bevor sie richtig tief schneiden konnte, waren wir ja auch schon bei ihr.« Nelly schnaubte. »Dilettantisch.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    »Hier oben im Baumhaus«, sagte Nelly. »Sie will auf keinen Fall nach Hause, und sie weint nur und sagt, das nächste Mal würde sie sich eben erhängen. Kommst du jetzt und holst sie hier mal runter?«
    Laura-Kristin saß an die Wand gedrückt unter Max' Gedichtbalken und hatte das Gesicht in ihren Händen verborgen. Max ging unbehaglich vor ihr auf und ab.
    »Sie hört nicht auf zu heulen«, sagte er.
    »Verschwinde mal von hier«, sagte Anne. »Das ist eine Sache unter Frauen.«
    Aber auch nachdem Max weg war, dauerte es eine Weile, bis wir Laura-Kristin zum Sprechen bewegen konnten.
    »Es ist wegen dieses Klavierlehrers, stimmt's?«, sagte Anne. »Er müsste doch längst hinter Schloss und Riegel sitzen!«
    »Tut er a-haber ni-hicht«, schluchzte Laura-Kristin. Und dann erzählte sie uns die ganze traurige Geschichte: Nach unserem Treffen vor dem Kiosk vor zwei Wochen war sie nach Hause gegangen, ein bisschen erleichtert, weil sie nichtschwanger war und wir gesagt hatten, dass das alles nicht ihre Schuld sei. Laura-Kristin hatte ihren ganzen Mut zusammengenommen, um ihrer Mutter zu erzählen, was der Klavierlehrer getan hatte.
    »Sehr tapfer«, sagte Anne.
    Aber Frauke hatte Laura-Kristin nicht geglaubt. Sie hatte gesagt, Laura-Kristin solle sofort damit aufhören, so einen Unsinn zu erfinden. Sie wolle sich nur wichtig machen und in den Vordergrund spielen.
    »Sie hat gesagt, Herr Ludwig ist so ein gut aussehender Mann, meinst du, der würde sich für so ein dickes, pickeliges Mädchen wie dich interessieren«, schluchzte Laura-Kristin.
    Anne und ich waren gleichermaßen betroffen.
    »Ich statte dieser Frauke jetzt mal einen Besuch ab, den sie so schnell nicht vergessen wird«, sagte Anne. »Ich schiebe ihr ihre blöde Geschlechterdiät in den blöden Hintern und dann ...«
    »Anne!«
    »Ist doch wahr! Warum glaubt sie ihrer Tochter nicht?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. Vielleicht kannte sie ihre Tochter ja besser als wir. Aber wieso sollte das Mädchen so eine Geschichte erfinden? Und warum sollte sie an ihren Handgelenken herumritzen?
    »Niemand glaubt mir«, schluchzte Laura-Kristin.
    »Wir glauben dir«, sagte ich fest. »Und wir gehen jetzt mit dir zur Polizei. Komm!«
    »Ich will nicht zur Polizei«, sagte Laura-Kristin. »Die untersuchen einen da gynäkologisch und fragen ekelhafte Sachen. Das kenne ich doch aus dem Fernsehen.«
    »Nein«, sagte ich. »Kein Mensch wird dich dort auch nur komisch angucken, das verspreche ich dir. Es ist wichtig, dass du diesen Mann anzeigst, Laura-Kristin, sonst macht er dasselbe auch mit anderen Mädchen.«
    »Und wenn die mir bei der Polizei auch nicht glauben?«
    »Die werden dir glauben«, sagte ich energisch, aber Anne sagte:»Da ist natürlich was dran. So ohne Beweise und dann auch noch ohne Unterstützung durch die Eltern ... - also dann steht Aussage gegen Aussage, würde ich sagen.«
    »Sehen Sie«, sagte Laura-Kristin. »Dadurch würde ich alles nur noch viel schlimmer machen.«
    Ich war
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